geert lovink on Thu, 10 Jan 2002 23:16:01 +0100 (CET)


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[Nettime-bold] Selten gehörte Musik (announcement)


Via: "Nils Röller" <rfnr@hotmail.com>
Sent: Friday, January 11, 2002 2:05 AM
Subject: Selten gehörte Musik

konzert: selten gehörte musik

Der Autor, Erkenntnistheoretiker und Aktivist Oswald Wiener hat unter dem
Label "selten gehörte Musik" Freundinnen und Freunde zu einer akustischen
Performance zusammengetrommelt. Neben der "Wiener Family" (Adam, Ingrid und
Oswald Wiener) bestreiten diesen Abend der Bratschist Walter Fähndrich, der
Psychologe und Autor Fridrich Wilhelm Heubach, Wolfgang Müller von Die
Tödliche Doris, die Filmemacherin und Performancekünstlerin Valie Export,
der Köln-Techno-Star Thomas Brinkmann, Klaus Sander vom Kölner
Supposé-Verlag sowie Nils Röller, Marcus Schmickler, Stefan Schmidt und
Florian Thümmel. Im Rahmen der propagierten "Ästhetik des Scheiterns"
erwarten wir grossartigen Krach und (man achte auf die Örtlichkeit)
anregende, neue Hörerfahrungen. Es begrüsst die Gäste und Akteure Alfred
Biolek.

ort: millowitsch-theater, aachener str. 5
datum: montag, 14. januar 2002, 21 uhr
Einlass: 20 uhr
Nur Abendkasse
10 Euro

Informationen unter:
www.suppose.de/live.html
Tel 0221 66079 06
Fax: 0221 66079 07

akteure:
die wiener family (adam, ingrid und oswald wiener)
walter fähndrich (bratsche)
prof. dr. friedrich wilhelm heubach
wolfgang müller
thomas brinkmann
valie export
klaus sander
nils röller
marcus schmickler
stefan schmidt
florian thümmel
markus schmickler

begrüssung: alfred biolek



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zwei Zitate:

"Wir haben uns zusammengefunden, eine Art Ästhetik des Scheiterns
auszuprobieren, das heißt eine Ästhetik des Nichtkönnens, des Möchtens,
des Wollens. Und dies ist eine sehr schmerzhafte Ästhetik, es ist eine
Ästhetik der Peinlichkeiten, der Blamage, des Verzichts. Da es aber
eigentlich darum geht zu ergreifen, emotional auf einen Hörer
einzuwirken, gibt es natürlich dieses Blamiertsein und die Peinlichkeit
als eine Art Ergriffenheit und als ein Spiel damitÖ"

(Oswald Wiener, aus einem Vortrag über selten gehörte musik, Köln 1998)

"es ist sehr schwierig, etwas zu machen, wenn der verstand sehr beweglich
ist. es braucht dann keiner bewegung der gegenstände. sieh dass die
ereignisse deine einsicht nicht festlegen, dass die eine interpretation
nicht erzwungen werden kann; dass der verstand grösser als sein
gegenstand ist (etwa insofern irrtum möglich ist) und sieh dass nur der
gelähmte verstand der wirklichkeit bedarf und der verschiebungen in ihr.
er sieht die mechanismen nicht, die vom gegenstand zu ihm führen und
kann sie nicht ändern; jede veränderung des gegenstandes führt über
starre hebel zu einer veränderung seiner auffassung, und jede
veränderung einer vorstellung projiziert er auf den gegenstand.
neue formen gehören zu einer strategie, mitzuteilen dass man die alten
formen anders verstanden hat. aber mir geht es nicht um kommunikation,
sondern um die aufweichung meiner vorstellungen. SELTEN GEHÖRTE MUSIK
ist auf dem weg zu grösserer beweglichkeit des verstandes, nicht der
ereignisse, und beachtet musikalische formen nicht (musikalische formen:
die als eigenschaften des verstandenen wirken aber unbedachte und
aufzulösende mechanismen des verstehens sind)...
SELTEN GEHÖRTE MUSIK aus der unfähigkeit: noch nicht vergessen haben,
wie man hören muss (und zu den regeln zurückstreben), aber schon
unfähig, den kanon anzuwenden; noch nicht im stande, jederzeit das vom
andern gemeinte aus dem was man von ihm wahrnimmt zu streichen, aber
doch bereits das selbst getane in seiner beliebigen interpretierbarkeit
sehen und die modulation der wenigen aspekte, die mir überhaupt
auffallen, nicht zur manipulation deines verständnisses sondern gegen
die enge meines eigenen meinens einsetzen..."

(OSWALD WIENER, über das Berliner Konzert selten gehörte musik 1974)

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