noname on Wed, 19 Apr 2000 00:32:29 +0200 (CEST)


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[rohrpost] noname newsletter di., 18.04.2000 11:26 cet


noname newsletter di., 18.04.2000 11:26 cet

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*Inhalt/Contents*

1. noname empfiehlt: www.ampool.de
2. 3000 ist Firma
3. Doppelkritik "My world is not enough"
4. "Köbberling SB Filiale"
5. "inclusive:texte-imperte literatur"
6. Kuenstlerfest



1.

noname empfiehlt:

http://www.ampool.de

Obwohl es dort einen »Exclusive Textspace« fuer 'echte' Autoren 
gibt, den sogenannten "Pool", und eine Public Domain fuer die 
schreibende Masse, den sog. "Loop" - ein Zweiklassen-Projekt? - 
eine relevante Domain im Namen der Hypertext-Idee, die 
kollaboratives und assoziierend, assoziiertes Produzieren
praeferiert.



2.

3000 ist Firma geworden und geht an die Boerse! Helfen sie bei der
Spekulation.

Mehr Infos demnaechst nach dem Relaunch der 3000-Pages.

-> http://www.3000-online.de



3.

"My world is not enough" im Museum Fridericianum
Meine Welt ist nie genug

KASSEL. Der pseudoprogrammatische Titel der Ausstellung im 
Kasseler Museum Fridericianum will auf das Neo-Kollektiv 
verweisen, auf die Arbeit in der Künstlergruppe, die keine Gruppe 
sein will, Gruppe, nur als pragmatischer Zusammenschluß, in der 
Welt des Neo-Liberalismus, der Neo-Werte. Eine Kampfansage? 
Mitnichten. Die Ausstellung verharrt in der Selbstbezogenheit des 
"My", des dann doch Ich, von dem aus das Individuum seine Grenzen 
festlegt, die überleiten sollen zum anderen Individuum. 
Und das Larger-than-life-Prinzip greift genau wie beim 
Referenzfilm "007 - The world is not enough": Das Ich vergrößert 
sich im Schutz der Gruppe. Die Identitätsbildung ist jung, 
dynamisch. Aber was haben die Künstlergruppen zu sagen? Allein daß 
sie Kunst machen! Der schleichende Tautologismus, der wie eine 
Frau von Vermeer gemalt auf die flackernde Kerzenflamme starrt, 
den Totenschädel auf dem Schoß, wird von Candela 2 (Kassel) 
schlicht animiert, lebende Bilder. Allein, daß sie dort sitzt!

Der Versuch einer Kunstproduktion als Antwort auf die Frage der 
Existenzberechtigung von Kunst? Die Aufhebung eben jener 
Existenzfrage. Wir sind hier, das reicht! Die Welt des noch nicht 
erreichten anderen - als Subjekt und Substantiv - über das Ich 
(My) hinaus, ist hier in eine Form des Akademismus ohne 
Akademismus gerutscht. Seicht, sich und andere unterhaltend durch 
Mitmachaktionen im Postkartenformat, in computergestützten 
Erlebniscaves (Phantombüro, Frankfurt). Der Narzißmus, der über 
seine Einzelkünstkerexistenz hinaus will, bleibt ein Wollen, weil 
er sehnsuchtsvoll schon eingelöst ist, auch und gerade wenn das 
strategieparadoxe Konzept vom museum für werdende kunst (Kassel) 
im Vorfeld sich von befreundeten und fremden Künstlern und 
Hobbyisten erbat, die "missing fields" zu füllen, die dann 
kuratorisch an die Wand gesamplet wurden. 
"My world..." bleibt bezuglos selbstbezogen, an-scheinend 
ideologiefrei, nichtmal utopistisch. Ein langer Kunstsamstag.

(ms)


Das Museum und die Künstlergruppen 
Fröhliche Nichtkollektive


KASSEL. "Wir sehen uns!", könnte man zu "My world is not enough" 
im Fridericianum sagen. Der kommunikative Raum im Claim des 
Museums, das ja eigentlich eine Kunsthalle ist, also aktuelle 
Kunst  zeigt, war abgesteckt, ... und man sah sich. Die 
abgeklärten Künstlergruppen zeigen sich selbstbewußt in allen 
Medien zu Hause und bilden damit einen seltsam über die genuine 
Arbeit hinausgehenden lockeren Gestus. Die Gruppen, allesamt 
Zeitgenossen und nicht über 30 (?), zeigen Schönes. Endlich! Das 
diskreditierte Schöne, das haltend Unterhaltsame einer Generation. 
2ergruppen, unklare Besetzungen, Viele, Berliner (convex tv.) und 
Eingeborene (Candela 2), horizontale Selbstorganisation, 
vermischtes Publikum, und das alles inmitten des hierarchischen 
Kunstbetriebs, der (wir kennen den Allgemeinplatz) nicht 
demokratisch sein kann, oder will.

Um so angenehmer, daß die Selbsterfahrungsanteile besonders hoch 
sind. Der iMac lädt zum Klicken ein, die Videolounge ist ein 
Sessel mit Fernseher. Kurz und preiswerte Umsetzung der Ideen! Auf 
der Höhe der Zeit auch der coole Sammelbegriff unter den sich 
alles subsumieren läßt: Jetzt. Und die After-Opening-Party im 
Kasseler Klassiker-Undergroundladen HAUS wird den Kern der Szene 
nochmal zusammengebracht haben. Gemäß der aktuellen Shell-Studie 
lautet das Fazit, kein No-Future mehr! Diese Leute wollen Kunst 
machen. Die absolut nicht verlogene Performance in Wurmkostümen 
von Husain / Richter / Jensen brachte die schlichten, pathosfreien 
Ausdruckmöglichkeiten auf den Punkt. Das Publikum blieb hinter den 
zaunartigen Absperrungen, Gesang und Aufmerksamkeitsökonomie waren 
fein aufeinander abgestimmt, weniger Marmor, mehr Sperrholz.

Ali Emas

My world is not enough - Künstlergruppen Museum Fridericianum, 
Kassel 8. April - 21. Mai 2000



4.

Wie reflektiert mensch Unternehmenskultur waehrend die Boerse
angeblich nicht crasht und was sind die erinnerten Oberflaechen
fetischisierter, alltaeglicher elektronischer Geraete vor dem 
Technodiskurs?


Die "Köbberling SB Filiale"
Widerstände kaufen und verkaufen

Als Selbstbedienung noch ein Fremdwort war und die Ware vom 
Fachmann ausgewählt über die Ladentheke ging startete der junge 
Ingenieur Daniel Köbberling in Kassel seinen Handel mit 
elektronischen Geräten, das war 1922. Das Geschäft stand im 2. 
Weltkrieg nie ganz still, zog nach dem Krieg etliche Male in der 
Stadt hin und her und wurde 1953 dann in der Schillerstraße 
neueröffnet, an dem Standort, wo das Geschäft noch heute zu finden 
ist - unter Bastlern und Profis immer noch ein Geheimtipp für 
Widerstände und elektronische Bauteile aller Art. Das Sortiment war
traditionell von der Weißware bis zum HiFi sortiert. Klingende 
Namen wie Telefunken, Graetz und Loewe, später Dual waren damals 
angesagt. Lange bevor es Mediamärkte und die Brinkmann-Kette gab, 
eröffnete Köbberling den ersten Selbstbedienungsladen im 
Elektrofachhandel, der erste in der Stadt. Mann legte was man 
kaufen wollte in kleine Körbe und bezahlte an der Kasse, das war 
absolut neu. Und trotzdem bekam man Spezielles auch noch aus 
hölzernen Schubladen. 
1967 übernahm der Sohn Dieter Köbberling, ebenfalls Ingenieur, das 
Geschäft von seinem Vater. Erinnerungen: Die Decke im 
Ausstellungsraum im großen Eckhaus Schillerstraße/Erzberger Straße 
hing voller Lampen, vorne standen die Waschmaschinen hinten die 
Fernseher. Ein etwas verstaubter Zauber ging von all den 
strombetriebenen Dingen aus. Epochenstile und Hersteller 
wechselten sich ab, vor dem Fernsehgerät einer veralteten Marke 
auf silbernem Einbeinständer stand dann irgendwann die erste Pac 
Man-Spielekonsole.Aus frühen Plänen, auf die Grüne Wiese hinaus zu 
prosperieren, wurde nichts; die 80er Jahre, die ja immer mit 
"Gewinn auf Pump" identifiziert werden, brachten den Konkurs.

Danach ging es dennoch im verkleinerten Laden weiter. Die 
Geschichte einer Existenzgründung. Bis heute bekommt man als 
Tüftler, oder als ganz normal mit dem Radiorecorder sozialisierter 
Mensch, alles was man braucht bei Köbberling Elektronik in der 
Schillerstraße und für kurze Zeit nun in der Köbberling SB Filiale 
in der Garde-du-Corps-Strasse 5. In der Produzentengalerie, 
gelegen in einer Einkaufspassage in attraktivster Lage der 
Kasseler Innenstadt, wird das Ladengeschäft in einem 
archäologischen Akt quasi 1:1 von Folke Köbberling künstlerisch 
reproduziert.

Eine Hommage der ältesten Tochter des Geschäftsinhabers an die 
eigene Familie und eine Reminiszens an die persönliche Biografie.

8.5. - 26.5.2000 Folke Köbberling. "Köbberling SB Filiale". 
Eröffnung Fr., 5.5.2000 20 Uhr
Ausstellungsaktion für das Projekt 3000 in der Produzentengalerie 
Kassel, Garde-Du-Corps-Str. 5/Seidlerstr. (Parkhaus-
Wilhelmsstraße), 34117 Kassel-Mitte. 
Öffnungszeiten: Mo.-Fr. 15-18.30 Uhr. 
http://www.3000-online.de

© 1999 Matze Schmidt in Koop mit Produzentengalerie Kassel e.V.
Die FoerderInnen, Sponsoren & Partner:
Just In Team (Kassel), Liane Otto (Berlin), STATTAUTO (Kassel),
Datawerk (Kassel), Aesthetik&Kommunikation



5.

Pilotabend zur Veranstaltungsreihe "inclusive:texte-imperte 
literatur infolge"
Es zwirbelt der Trompetenkäfer. Eine aprolistische Lese-Disko
FR. 21.04.2000 CAFE DUCKDICH E-Burg. Start: 21 Uhr/Eintritt: 4 DM
Die aprolistische Weimar-Erfurt-Gotha-Kassel-Connection feiert das 
Ende der Fastenzeit mit dem Gesang des Trompetenkäfers. Der 
zwirbelt durch Text & Sound . Comic & Trash. Theater & Film. 
(Mensa auch) Mitwirkende: USa, Krystian Bayer, Carsten, Ein Autor, 
Le Dönk Matze Schmidt, Almut Jürries, Alexander Platz, Peter 
Heilbronn.

Die Lese-Disko ist der Pilotabend von "inclusive:texte".
"inclusive:texte - imperte literatur infolge" ist eine Veran-
staltung des Cafe DUCKDICH im Kulturhaus Engelsburg
und ein Podium für Schreibende und deren Texte/Ideen.
Ihr seid also willkommen!

Kontakten: Engelsburg. Thomas Putz/Michael Rabisch.
Allerheiligenstr. 20/21. 99084 Erfurt. tel. 0361/24477-102
(Mo 10-12 Uhr). email: putzt@lehre.rz.ph-erfurt.de
http://www.eburg.de



6.

Vom 1. bis 12. Juni ist Kuenstlerfest in Kassel. Wo bleibt der
Kuratorkiller?
Schriftliche Bewerbungen bis Freitag, 28. April an Kulturbahnhof 
e.V., Bahnhofsplatz 1, 34117 Kassel
"Waehrend im vergangenen Jahr noch etwa 120 Kuenstler vertreten 
waren, sollen es diesmal nur etwa 30 sein, (...) (HNA 15. April 
2000). Warum, lieber Kurator Holger Birkholz?

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