sascha brossmann on Wed, 31 May 2000 17:37:56 +0200 (CEST)


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Re: [rohrpost] Re:Netzpolitik


At 0:27 Uhr +0200 31.05.2000, spiv // Stephan Schröder wrote:
>Das sind ja geradezu marxistische Ideale die Du hier erwähnst, funktioniert hat das bislang (nicht grundlos) nur in der Theorie. Ich bin selbst auch grosser Marx und Brecht Fan,

hm, bin ich eigentlich gar nicht so sehr, v.a. nicht hinsichtlich brecht (imho unsägliches theater, übelste schulmeisterei, da ist mir sogar der oberlehrer sartre noch lieber. zugegebenermassen gibt's trotzdem ein paar für mich lesenswerte dinge aus dem hause bb - frühe lyrik oder fatzer/keuner z.b. - aber dennoch...).

>aber man sollte nicht in derlei illusorische Spähren gleiten.

oh missverständnisse, oh wirrungen! ;-)

>Der Mensch ist nunmal Besitz orientiert.

nichts anderes meinte ich auch mit meiner aussage, dass geld nicht der einzig mögliche tauschwert ist. es ist ja nunmal so, dass jemand, der an linux produktiv mitarbeitet, für seine arbeit zwar nicht direkt geld, wohl aber anerkennung erhält (sprich: symbolisches kapital) und ein verbessertes produkt (für das bei einem normalen hersteller geld bezahlen müsste). zudem steigt mit seinem knowhow-gewinn sein marktwert als arbeitskraft, was sich indirekt wieder auf seinem konto niederschlägt (zumindest potenziell). andrés aussage griff mir insofern einfach ein wenig zu kurz. tut mir leid, wenn meine replik insofern unklar war.

>Brecht fordert emanzipatorisches Medium "Radio" (ala jeder darf senden) siehe " Brecht: Radiotheorie">>> 3 Jahre später lassen sich die Menschen durch die propagandistische Macht des Volksempfängers blenden.

gutgut. allerdings durfte ja auch nicht jeder senden, insofern halte ich die situation nicht gerade für vergleichbar. aber prinzipiell hast du leider recht :-(

>Nun haben wir durch das Netz das Sender-Empfänger Paradigma endlich aufgebrochen was passiert ? >>> das Netz boomt in den kommerziellen Machtzentralen, das "Subnet" der Kleinkrämer wird defacto nicht wahrgenommen.

ausnahme (möglicherweise): napster. für mich weniger unter dem mp3-verwertungs-/urheberrechts-/...- aspekt interessant, sondern wegen peer-to-peer kommunikation. darüber hinaus trifft das primär auf das www-netz zu, also den unkommunikativsten teil des mediums. das www ist ja im endeffekt auch nach wie vor sender-empfänger-orientiert, im gegensatz zu news, email, ...

>(...) die Machtzentralen allerdings verschieben sich von Staaten zu Software Giganten.

ich würde eher sagen: von unternehmen des 2. sektors (industrie) zu unternehmen des 3. sektors (dienstleistung). der staat ist und bleibt deren (manchmal in gewissem masse regulierender) partner...

herzliche grüsse
--
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er denkt nach // welche dinge stiehlt er aus der welt, welche gegenstände verändert er in seinen tropfen hinein, mit welchem plunder balsamiert er seine wahrnehmung? - oswald wiener

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