Krystian Woznicki on 14 Oct 2000 13:03:14 -0000


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[rohrpost] Documenta 11 ist überall


Künstlerischer Leiter der Documenta 11 stellt kuratorisches Team vor

Armin Medosch 13.10.2000
Okwui Enwezor setzt auf "Plattformen" zur Realisierung verschiedener Themen 
an verschiedenen Orten

Für viele war es eine Überraschung, als 1998 der in den USA lebende 
Nigerianer Okwui Enwezor zum künstlerischen Leiter der Documenta 11 
bestimmt wurde, die im Jahr 2002 stattfinden wird. Die überwiegende 
Mehrheit der Medien nahm die Nachricht, dass erstmals ein Nichteuropäer 
Documenta-Kurator wird, positiv auf. Gestern gab nun die Documenta-GmbH das 
Team von Ko-Kuratoren bekannt. Mit ihnen gemeinsam will Enwezor an einer 
Plattform-Strategie arbeiten.

Konkret heißt das, dass schon vor Beginn der Documenta 11 Ausstellungen an 
verschiedenen Orten und zu verschiedenen Themen stattfinden werden. Die 
Documenta selbst wird dann die größte und letzte dieser Plattformen. Zwei 
stehen bereits fest: Democracy Unrealized (Demokratie als unvollendeter 
Prozess) und Experiments with Truth: Transitional Justice and The Process 
of Truth and Reconciliation (Experimente mit der Wahrheit: Übergangsjustiz 
und der Prozess der Wahrheitsfindung und Versöhnung) werden jetzt bereits 
konkret vorbereitet, Democrazy Unrealized soll im Frühjahr 2001 in Wien 
stattfinden.
Auch wenn das Konzept der Plattformen zunächst ein rein formales Gerüst 
ist, so verweisen die Titel der ersten beiden auf eine politische 
Ausrichtung. Das kann nach dem rückwärtsgewandten "Aufarbeitungstrip" der 
Documenta 10 und den vorhergegangenen Spektakel-Documentas der 
Veranstaltung nur gut tun. Auch die nominierten Ko-Kuratoren weisen in die 
selbe Richtung:
Carlos Basualdo (geb. in Argentinien, Chefkurator am Wexner Center for the 
Arts, Columbus, Ohio), Ute Meta Bauer (geb. in Deutschland, freie Kuratorin 
und Professorin in Leitungsfunktion am Institut für Gegenwartskunst an der 
Akademie der bildenden Künste, Wien), Susanne Ghez (geb. in den USA, 
Direktorin und Chefkuratorin der Renaissance Society an der University of 
Chicago), Sarat Maharaj (geb. in Südafrika, Professor für Kunstgeschichte 
und -theorie am Goldsmith College an der University of London und erster 
Rudolf Arnheim Professor für Kunstgeschichte an der Humboldt-Universität, 
Berlin), Mark Nash (geb. in London, freier Filmproduzent und Professor für 
Filmgeschichte und -theorie an der School of Art and Theory an der 
University of East London) und Octavio Zaya (geb. auf den Kanarischen 
Inseln, freier Kurator und Mitherausgeber der Kunst- und Kulturzeitschrift 
Atlantica) werden gemeinsam mit Enwezor am Konzept der Plattformen arbeiten.
Das Prinzip, Arbeit an einer Großausstellung an Ko-Kuratoren zu delegieren, 
bzw. Konzepte im Dialog mit ihnen zu erarbeiten, befolgte Okwui Enwezor 
bereits bei der Zweiten Biennale von Johannesburg. Dort konnte man sich 
auch von seiner Offenheit gegenüber neuen interdisziplinären Kunstformen 
überzeugen. Aber auch wenn eine Zeitung anlässlich seiner Nominierung vor 
zwei Jahren schrieb, es werde "Weltkunst statt Westkunst" bei der Documenta 
11 geben, so wird diese Weltkunst nicht mit ethnischen Labels versehen 
sein. Den Stand der Diskussion zum Thema afrikanischer Kunst, 
Globalisierung und das Entstehen einer neuen afrikanischen Diaspora kann 
man ausgezeichnet anhand der Publikation "Reading the Contemporary - 
African Art from Theory to the Marketplace" verfolgen, die Enwezor zusammen 
mit Olu Oguibe 1999 herausgegeben hat (verlegt von InIVA, ISBN 1 
899846212). Diese ist mitunter intellektuell ganz schön herausfordernd, was 
durchaus positiv gemeint ist. Eine spannende Documenta steht bevor, die 
nicht zuletzt auch zur Internationalisierung Deutschlands beitragen sollte.


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