110 on 6 Feb 2001 14:01:20 -0000 |
[Date Prev] [Date Next] [Thread Prev] [Thread Next] [Date Index] [Thread Index]
[rohrpost] Fw: Schliessung des Computerspiele Museums - zur Weiterleitung an Dr. Christoph Stölzl |
----- Original Message -----
From: Arnulf Petzolt
Sent: Tuesday, February 06, 2001 1:51 PM
Subject: Fw: Schliessung des Computerspiele Museums - zur
Weiterleitung an Dr. Christoph Stölzl ----- Original Message -----
From: Arnulf Petzolt
Sent: Tuesday, February 06, 2001 1:16 PM
Subject: Schliessung des Computerspiele Museums - zur Weiterleitung
an Dr. Christoph Stölzl Sehr geehrter Herr Stölzl,
hiermit möchte ich meinen Protest zur Schliessung des
Computer Spiele Museums zum Ausdruck bringen.
Ich kann mich noch daran erinnern, wie mein Vater
meinem Bruder eine Atari Spielkonsole schenkte, wie wir das Gerät an Heilig
Abend vor knapp zwanzig Jahren an den Fernseher anschlossen, das erste Mal
Pac Man spielten, wie mich Donkey Kong begeisterte oder später auf dem C64
"Defenders of the Crown". Ihnen werden diese Computerspiele nicht viel sagen -
vielen Personen aus meinem Bekanntenkreis und meiner Altersklasse schon.
Wir sind die Vertreter, die Deutschland zur
Informationsgesellschaft machen. Wir sind die Vertreter jener "Start-Up"
Generation, der Generation Golf, die in Deutschland den wichtigen
Internet-Boom ausgelöst haben. Und wenn wir zu viel gearbeitet haben, gehen
wir zur Entspannung kickern oder klinken uns bei einem Online Spiel
ein.
Computerspiele sind wichtig, das ist
unbestritten. In nahezu jeder Online Studie findet das Computerspiel
seinen Platz auf den vorderen Rängen. Oft rangiert es auf Platz drei: nach
emailen und der Suche nach Informationen.
Doch ebenso wichtig ist es, den Dialog um die
Entwicklung der Computerspiele die Geschichte am Leben zu erhalten.
Diese Möglichkeiten boten sie über drei Jahre
hinweg mit einem der innovativsten Projekte dieser Richtung in Berlin. Ein
Museum, eine klassische Einrichtung, mit einem kulturellen Auftrag, das die
knapp 30jährige Geschichte und die technische Entwicklung auf eine eigene Art
und Weise greifbar aufarbeitet, das nahezu jeden Aufwachsenden begeistern dürfte
und auch viele Jugendliche und junge Erwachsene - wie mich - begeistert hat. Das
Thema und eine Einrichtung, die Raritäten sammelt, Fortschritt und technische
Entwicklung dokumentiert, noch dazu als einziges Museum in Deutschland, sogar
weltweit, hat durchaus kulturelle Relevanz. Diese Chance muss Berlin auch
weiterhin erhalten bleiben.
Denken Sie an den Erfolg vom "Moorhuhn", an
Lara Croft aus "Tomb Raider", an Super Mario, an die
Verkaufszahlen der Playstation2. Der Erfolg der genannten Titel soll zeigen,
dass Computerspiele keine Eintagsfliege, kein "reiner Spass" sind, sondern ein
realer Markt, für ein Medium, dessen Bedeutung mit der Etablierung
interaktiver Medien und Verbreitungswege in Zukunft noch enorm
wächst. Diese Einrichtung, auf die Berlin stolz sein kann, die einen
weltweiten Ruf geniesst, jetzt in einen staubigen Keller zu bannen, scheint
beinahe als Anachronismus, am falschen Ende gespart.
In einer Zeit, in der die Technik sich und
die Menschen, die sie bedienen, derart schnell verändern, ist Nachhaltigkeit von
großer Bedeutung. Es ist ein öffentlicher Auftrag, diese Entwicklung zu
dokumentieren - und auch zu diskutieren. Hier könnte und müsste das
Computerspiele Museum auch in Zukunft einen Platz bieten, der sich dieser
Entwicklung stellt. Deshalb fordere ich Sie auf, die Entscheidung zur
Schliessung des Museums nochmals zu überdenken. Sollten Sie nach reiflicher
Überlegung zu dem Schluss kommen, dass die erforderliche Summe für diesen Zweck
nicht bereitgestellt werden kann, appelliere ich an Sie, Kontakte zur Wirtschaft
oder zu anderen Städten herzustellen, um ein Überleben dieser einzigartigen
Einrichtung sicherzustellen. Ich denke, in einer Zeit, in der viele Vertreter
der "Old Economy" den digitalen Vertriebsweg entdecken, kann auch das
Ansehen einer Stadt von solch einem innovativen Museum nur
profitieren, wenn darüberhinaus der öffentliche Dialog um Sinn und Anliegen
des digitalen Zeitvertreibs weiterhin mitgefödert wird.
Vielen Dank für Ihre Mühe.
mit freundlichen grüßen,
Arnulf Petzolt
|