tausendwort on 7 Feb 2001 13:33:04 -0000


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AW: [rohrpost] Re: mailinglist:[www.Netzkunst.com] Antikultur auf Betacity


Hallo,
es geht ja nicht nur um das klauen. die freche und sehr arrogante art der
begründung und des "anpissens" von reinhold grether ist es, die eine
selbstdeplazierung zur folge hat.
jtw
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: majordomo@openoffice.de [mailto:majordomo@openoffice.de]Im Auftrag
von Hans Dieter Huber
Gesendet: Mittwoch, 7. Februar 2001 08:58
An: rohrpost@mikrolisten.de
Betreff: [rohrpost] Re: mailinglist:[www.Netzkunst.com] Antikultur auf
Betacity


Nachdem ich zufällig diese Debatte mitbekommen habe, möchte ich mich
doch kurz zu Wort melden.

Selbst Klauen ist ja eine Form von Rezeption und ehrt den, der
beklaut wurde, nämlich Reinhold Grether. Wer seine Arbeit auf dem
Gebiet der Netzwisenschaft kennt, muß einfach den Hut ziehen und ihm
uneingeschränkte Anerkennung für diese Site aussprechen.

In einem viel problematischeren Licht erscheinen dagegen die
künstlerischen Profilierungsversuche von Jens Gebhardt und Karin
Hinterleitner. Und das umsomehr, als sie ehemalige Absolventen
derjenigen Hochschule sind, an der ich den Bereich Netzkunst durch
Lehre und Forschung mitvertrete, nämlich der Staatlichen Akademie der
Bildenden Künste Stuttgart. Sie geraten durch ihre fragwürdigen
Aktionen in ein zweifelhaftes Licht, die langfristig gesehen, ihrem
Erfolg und ihrer Reputation unbedingt und äusserst abträglich sind,
auch wenn der Schaden, der für sie selbst langfristig daraus
resultiert, wohl erst sehr viel später zu erkennen sein wird.  Selbst
wenn  das ganze als "Netzkunst" intendiert gewesen sein sollte, ist
es ziemlich in die Hosen gegangen.

Wir hatten nicht zufällig in den letzten Jahren, speziell in den
Naturwissenschaften, eine sehr strenge Ethikdiskussion angesichts
gefälschter Forschungsergebnisse, die unter dem steigenden Druck zu
Drittmitteln und wissenschaftlicher Reputation manipuliert wurden.
Gerade deshalb ist ein korrektes, moralisch einwandfreies
wissenschaftliches und künstlerisches Arbeiten auch im Netz absolut
notwendig.

Ich bin selbst letztes Jahr aus der Netzkunstszene heraus auf einen
Fall von Klauerei aufmerksam gemacht worden, in dem der Leiter eines
Fachbereiches an einer der berühmtesten Hochschulen für Kunst und
Gestaltung in der Schweiz fast wortwörtliche einen ganzen E-Text von
mir als sein geistiges Eigentum ausgab. Gottseidank hatte ich den
Text aber schon vor langer Zeit 1997 in dem Ausstellungskatalog "Vom
Holzschnitt zum Internet" des Kunstmuseums Heidenheims im
Printbereich publiziert. Es hätte der Karriere dieses Herren mit
Sicherheit sehr geschadet, wenn ich das über das Netz publik gemacht
hätte. Aber wie gesagt, als Anhänger von copyleft: Selbst Klauen ist
eine Form von Rezeption.

Von daher kann ich mir vorstellen, daß Karin und Jens mit ihrem
"grosszügigen" Verständnis von Urheberrechtsschutz sicherlich nichts
dagegen haben,wenn ich die betacity Website absauge und sie als Kopie
auf ARTNINE re-publiziere. Ich sammle doch so gerne.
--
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Prof. Dr. Hans Dieter Huber
Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
State Academy of Visual Arts Stuttgart
Kunstgeschichte der Gegenwart, Ästhetik und Kunsttheorie
Contemporary Art History, Aesthetics and Art Theory
70191 Stuttgart
Am Weissenhof 1
Tel/Fax +49-(0)711-25 75 253
email: huber@abk-stuttgart.de
http://www.hgb-leipzig.de/ARTNINE/index.html
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