Krystian Woznicki on 9 May 2001 12:17:13 -0000


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[rohrpost] Fwd: Hacker im Palast der Republik


Palast der Republik
Ausstellung von Nina Fischer & Maroan el Sani
Galerie EIGEN + ART, Leipzig
vom 5.5.2001 - 16.6.2001

Das Gebäude, das vor 25 Jahren, am 23.4.1976, in der DDR als ein Haus des 
Volkes eröffnet wurde, indem sowohl die Politiker als auch die Bürger ein 
und aus gehen sollten, steht seit 11 Jahren leer. Vor ca. 3 Jahren wurde 
mit der Asbestbeseitigung begonnen. Die 750 Tonnen englischer Spritzasbest 
müssen wieder raus.
Die Zukunft des bereits zu 50% entkernten Gebäudes ist ungewiß. Wir 
persönlich kannten den Palast bislang nur von außen, eine Fassade, hinter 
der die Geschichte spielte. Ein Raum, der nicht mehr seinem ursprünglichen 
Konzept entsprechend genutzt wird, der aber auch noch nicht mit neuer 
Bedeutung belegt wurde. Eine Vakuum-Situation.
Auf der Baustelle heißt der asbestfreie Teil »Weißbereich« und der übrige 
Teil »Schwarzbereich«. »Weißbereich« ist der ehemalige Volkskammersaal der DDR.
2002 wird der Bau komplett "zurück gebaut" sein, zum Rohbau, wieder auf 
Null, auf Anfang oder Ende.

Unsere Arbeit zum Palast besteht aus 3 Teilen:
4 Farbfotografien von den Außenseiten des Palastes, eine Art 
Bestandsaufnahme, bei Sonne fotografiert, wie in den besten Zeiten des 
Palastes, als dessen Fassade aus belgischem Bronze-Glas und bulgarischem 
weißem Marmor das Licht rotfunkelnd zurückwarf. Jetzt sind die Scheiben 
matt und z.T durch Holzplatten ersetzt, der Marmor wurde komplett abmontiert.
3 Umrißzeichnungen von einem »Foyer mit gläserner Blume«, von einem 
»Jugendclub« und von einer »Milchbar«. Dazu ein moccafarbener 
Linoleumboden, Kaffeeduft und Hyazinthen. Ein Erscheinungs-bild des 
Palastes für die Nahsinne.
".... der betörende Duft der Hyazinthen umschmeichelt, aromatischer 
Kaffeeduft lockt..."
(Text aus einer Werbebroschüre: »Palast der Republik, Haus des Volkes«, 1986)
Ein Provisorium zum ehemaligen Interieur des Palastes. Ein Sample für ein 
mögliches Interieur.
Ein Materialmuster. Der Palast ist im Rohbauzustand, in einer Zeitschleife. 
Der Palast in Planung.
Ein Entwurf. Ein Phantom.
Ein Film vom Inneren des »Weißbereichs«, dem ehemaligen Volkskammersaal der 
DDR, bei dem die Kamera langsam um den Raum herum gleitet und einmal den 
Blick aus den Fenstern, einmal auf den Innenraum in einer kontinuierlichen 
Fahrt aufnimmt. Die Kamerafahrt gleicht dabei den Videos, die heute auf 
Baustellen zur Bauüberwachung gemacht werden, als Beweis für die perfekte 
Ausführung der Arbeit.
Die 2 Ansichten werden parallel als Loops gezeigt. Die Premiere wird 
während der Ausstellung am 14.Juni, 20 Uhr, in der Galerie stattfinden.
In der Ausstellung wird bereits ein Filmstill des »Weißbereichs« gezeigt.
(Film: Regie: Nina Fischer und Maroan el Sani, Kamera: Andreas Doub)

Die Ausstellung entstand mit freundlicher Unterstützung:
des Bundesbauministeriums, der DFFB, der Firma Cine-Service Berlin und der 
Firma forbo Linoleum, Paderborn



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