Florian Cramer on 13 Jul 2001 10:34:16 -0000 |
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Re: Fwd: [rohrpost] Open Source Novel by Douglas Rushkoff |
Am Fri, 13.Jul.2001 um 11:12:08 +0200 schrieb Krystian Woznicki: > Hallo, > > hier der Link zu meiner just erschienenen Diskussion dieses Projekts > > http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/buch/9069/1.html Du schreibst es im letzten Absatz des Artikels, aber man könnte die Kritik noch härter formulieren: Rushkoffs Buch hat mit "Open Source" nichts, aber auch gar nichts zu tun außer der Buzzword-Kompatibilität. Rushkoff scheint "Open Source" gründlich mißverstanden zu haben. "Open Source" ist keine Entwicklungsmethode und sagt daher nichts darüber aus, ob Software offen oder geschlossen - von Individuen oder exklusiven Zirkeln - geschrieben wird. Neben solcher Software, die relativ offen entwickelt wird wie z.B. der Linux-Kernel oder die Debian-Distribution, gibt es auch "Open Source"/Freie Software von geschlossenen Entwicklerteams, so z.B. XFree86, Free/NetBSD und die meisten GNU-Programme. "Open Source" bzw. "Freie Software" ist de jure ein Überbegriff für Software-Lizenzen, die den Nutzern weitgehende Freiheiten einräumen: 1. Die Freiheit, eine Software beliebig und kostenfrei zu kopieren; 2. Die Freiheit, den Quellcode der Software einzusehen, zu kopieren und zu modifizieren; 3. Die Freiheit der kommerziellen und nichtkommerziellen Distribution, verbunden mit der Pflicht, keine Nutzergruppen (z.B. Firmen, aber auch z.B. das Militär) auszuschließen. Formal sind diese Freiheiten in der "Open Source Definition" der Open Source Initiative festgeschrieben <http://www.opensource.org/docs/definition.html>. Rushkoff erwähnt an keiner Stelle, unter welcher Lizenz die kollektiven Fußnoten seines Romans gestellt werden sollen. Die Open Source Initiative sollte handeln und Rushkoff dazu auffordern, dies entweder im Sinne der Open Source Definition zu präzisieren oder aber das Attribut "Open Source" zu streichen. Der Name "Open Source" ist, wie ich finde, schon unpräzise genug und birgt zahlreiche Verwechselungspotentiale: mit offenen Standards, mit frei einsehbaren, aber proprietär lizenziertem Quellcode und nun auch mit offenen Entwicklungsprozessen. Gedankenlose Appropriationen à la Rushkoff verwässern ihn völlig und tragen damit dazu bei, daß pseudofreie Lizenzierungsmodelle wie Microsofts "Shared Source" oder Suns "Community Source" künftig unwidersprochen auch als "Open Source" firmieren. Florian -- http://userpage.fu-berlin.de/~cantsin/ http://www.complit.fu-berlin.de/institut/lehrpersonal/cramer.html GnuPG/PGP public key ID 3D0DACA2 ------------------------------------------------------- rohrpost - deutschsprachige Liste fuer Medien- und Netzkultur Archiv: http://www.nettime.org/rohrpost Info: http://www.mikro.org/rohrpost Ent/Subskribieren: http://post.openoffice.de