nina corda on 27 Jul 2001 04:08:00 -0000


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Re: [rohrpost] re: G8 Gipfel & Love Parade [...]


At 23:57 Uhr +0200 26.07.2001, Aram Lintzel wrote:
>klar ist immer und ständig alles irgendwie (quantitativ) anders, aber deshalb
>braucht man nicht ständig neue kategorien. das gerede vom ende der
>ausbeutungsverhältnisse gehört ja gerade zum jargon der 
>globalisiserung dazu ('die
>globalisierung hilft auch der 3. welt', ende der 
>fundamentalcleavages etc pp.),
>genauso wie die legitimatorische behauptung, dass alles so 
>wahnsinnig 'neu' und
>'diffus' ist. das ist ein letztlich entpolitisierndes argument: 
>niemand kann und
>darf mehr kompetent urteilen. es gibt nur noch des zwang des neuen.


es ist nicht wahnsinnig neu und diffus, es ist aber definitiv anders. 
und die ausbeutungsverhaeltnisse sind nicht verschwunden, sie sind 
nur schwerer zu benennen. na klar _muss_ keiner beim dot.com 
arbeiten, sich mit wertlosen shares bezahlen lassen etc. man kann zur 
not auch ehrliche arbeit verrichten ;-)
aber es ist hip und sexy und alle fallen darauf rein, machen 
praktikum ueber 6 monate fuer ohne geld etc. und wenn man sich dann 
ueberlegt, wie kann ich mich eigentlich noch ein wenig engagieren in 
der arbeitswelt, vielleicht sollte man mal bei ver.di eintreten... 
und dann wacht man auf aus diesem traum und stellt fest, das die 
kategorien, in denen solidaritaet, der sozialstaat etc funktioniert 
haben, eben so nicht mehr existieren, fuer keinen von uns. und das 
die tolle globalisierung, die der 3. welt hilft, dann programmierer 
in indien fuer 200 dollar im monat beschaeftigt. und alle anderen 
bekommen weiter nix.

dagegen sind mir aber kategorien wie kapitalismus und imperialismus 
und so fort einfach zu abgestumpft, zu oft benutzt, zu sehr mit einer 
politik verbunden, die sich selbst vernichtet hat (ich erinnere mich 
noch sehr gut daran, das die franzoesische kp zb atomkraft in den 
haenden der werktaetigen fuer eine sehr gute idee hielt...)..

und, so leid es mir tut, die kritik aus den medien, das viele der 
befragetn, was sie den nach genua triebe, nur mit pauschalem "die 
globalisierung ist boese" geantwortet haben, die kann ich verstehen. 
das reicht nicht. der kapitalismus ist boese, die globalisierung ist 
boese, klar.. aber etwas mehr reflektion waere vielleicht nicht 
schlecht..

nina
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