brsma on 13 Sep 2001 08:49:38 -0000


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Re: [rohrpost] 9-11 [war:(no subject)]


At 20:16 Uhr +0200 12.09.2001, Florian Cramer wrote:
>...die es sich aber auch ein bißchen einfach macht.

jaja, indymedia... manchmal recht informativ und manchmal schüttelt man einfach nur den kopf. so wie gerade auch z.t. auf der rohrpost.

>Gemessen an der Zahl der Opfer ist es schlimmer als Pearl Harbor und nur
>mit einem Krieg vergleichbar.
>Da es der größte Angriff auf das Territorium der USA seit ihrem Bestehen
>ist, verstehe ich nicht, was an dem Vergleich verkehrt ist.

es war kein angriff auf DAS territorium der usa sondern ein barbarischer akt auf DEM territorium der usa. nicht die usa oder "die freie welt" oder "die freiheit" sind die opfer dieser durchgeknallten, sondern _menschen_.

ich halte es für hochgradig gefährlich, angesichts dieser unfassbaren ereignisse in militärsprech zu verfallen. es laufen genug knobelbecher über die welt, die sie nicht lebenswerter machen, und militärschläge haben die blöde angewohnheit, verstärkt zu lasten der zivilbevölkerung zu gehen.

und wenn terrorismus dieser grössenordnung nicht eines der hauptmerkmale des kriegs im 21. jahrhundert werden soll (wie sind längst auf dem besten weg dazu), ist alles zu vermeiden, was dies weiter befördert. eine dummheit rechtfertigt nicht die nächste.

militärsprech fusst darüber hinaus auf gruppenbildung und polarisierung: wir - die, gut - böse, freund - feind. und zu letzterem erklärt man seit vorgestern schon wahlweise "die" palästinenser, "die" araber, "die" moslems etc. unabhängig von den tatsächlichen tätern. massive repressionen gegen menschen bestimmter herkunft und gegen kritiker, sowie aufrüstung innen wie aussen, werden die folge sein. danke, nein!

zur deutlichkeit: ich war absolut fassungslos in den ersten stunden nach diesem bestialischen massenmord und werde noch einige zeit brauchen, die ereignisse zu verdauen. auch ich bin dafür, die  hintermänner, sobald sie bekannt sind(!), zur verantwortung zu ziehen: wenn möglich mit rechtstaatlichen mitteln und, wenn es gar nicht anders geht, von mir aus auch mit geheimdienstmethoden. aber nicht mit militär!

>Operieren jetzt Globalisierungs- und Kapitalismuskritiker ähnlich mit paranoiden Stereotypen und Pauschalfeindbildern wie Antisemiten zu Beginn des 20. Jahrhunderts?

ja, ein teil, leider. und schon eine ganze weile: die stereotype sind seit dieser zeit, wie du richtig erkannt hast, fast die selben, auch hinsichtlich so hübscher nazikonstrukte wie "schaffendes und raffendes kapital". vgl. ebenso der versteckte antisemitismus im antizionismus. da hat ein teil der radikalen linken eine ziemlich stinkende leiche im schrank.

>Ich finde es erstaunlich, wie mit George W. Bush  jemand zum Feinbild erklärt wird, der sich vor allem dadurch auszeichnet, daß er so gut wie nichts tut.

_bisher_. und das nichtstun (im internationalen kontext) vorher könnte durchaus geholfen haben, den boden für die attentate zu bereiten. aber das sind vermutungen.

allerdings zeichnen sich leider die wenigsten menschen durch einige einigermassen differenzierende wahrnehmung aus. noch weniger in der masse und erst recht nicht in wie auch immer gearteten krisensituationen.

viele grüsse

sascha
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zwei dinge sind unendlich: gott und die menschliche dummheit. - edgard varèse
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