mercedes bunz on 1 Oct 2001 17:28:39 -0000


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[rohrpost]technik-theorie in berlin


nur nicht abschrecken lassen:

Einladung zur Herbsttagung der DGS-Sektion
"Wissenschafts- und Technikfor-schung³
4. - 5. Oktober 2001 in Berlin

Handlungsträgerschaft von Technik. Oder: Wieviel w und
Interaktionsfähigkeit messen wir technischen Artefakten zu? [ja
wieviel denn, liebe rohrpost?]

Dem soziologischen mainstream von Weber bis Luhmann gelten technische
Abläufe und Arte-fakte für sich genommen als sinnfremde Vorgänge und
Gegenstände und damit als außer-soziale Phänomene. Nicht die
Techniken selbst, so die weit verbreitete Auffassung, sondern erst
die verschiedenen Arten, in denen menschliches Handeln bzw. sinnhafte
Kommunikation sich auf sie bezieht, sind Gegenstand der Soziologie.
In der Techniksoziologie gibt es seit längerer Zeit Bestrebungen,
diese “Exkommunikation³ der Sachen aus der Soziologie rückgängig zu
machen. Waren die entsprechenden Bestrebungen zunächst darauf
gerichtet, für Techniken einen ähnlichen Status als verfestigte
Formen des Sozialen zu reklamieren wie für soziale Institutionen
insgesamt, so rücken seit den 80er Jahren Überlegungen in den
Mittelpunkt, die sich unter dem Stichwort der Handlungsträgerschaft
von Technik zusammenfassen lassen. Grundlegend ist hierbei die These,
dass man zu einem besseren Verständnis der gesellschaftlichen
Bedeutung technischer Artefakte gelangt, wenn man diese in einer
näher zu qualifizierenden Weise als (Mit-)Handelnde innerhalb
sozialer Zusammenhänge thematisiert. In der radikalen Variante der
Akteur-Netzwerk-Theorie hat diese These auch über die Grenzen der
Techniksoziologie hinweg einige Berühmtheit erlangt. Sie schlägt vor,
den menschlichen Handlungsträgern die nicht-menschlichen
konzeptionell völlig gleichzustellen. Daneben finden sich aber auch
eine ganze Reihe moderaterer Positionen, die von einer
gradualisierten Vorstellung von Handlungsträgerschaft ausgehen. Sie
erlauben es, über ein Mehr oder Weniger des Mit-Handelns technischer
Artefakte zu reden und sozio-technische Zusammenhänge in
entsprechender Weise als Systeme verteilten Handelns zu konzipieren.
Einen neuen Schub hat die Diskussion in den letzten Jahren durch das
Forschungsprogramm der Sozionik erfahren. In Zusammenarbeit zwischen
Soziologie und Informatik geht es hier darum, künstliche soziale
Systeme zu entwerfen und zu erforschen, deren Akteure ­ die in der
Informatik als Agenten bezeichnet werden ­ Software-Programme sind.
Vor diesem Hintergrund sollen auf der Sektionssitzung konzeptionelle
Klärungen vorangetrie-ben und empirische Forschungsarbeiten
vorgestellt werden. Insbesondere die folgenden Fra-genkomplexe sollen
erörtert werden:
1.	Wo steht die techniksoziologische Forschung bei der
Konzeptionierung sozio-technischer Zusammenhänge als Systeme
verteilten Handelns? Welche konzeptionellen Schwierigkeiten sind zu
bearbeiten, welche Erkenntnisgewinne sind zu verzeichnen?
2.	Was ist mit “Handeln³ gemeint, wenn von der
Handlungsträgerschaft von Technik die Rede ist? Welche Konsequenzen
ergeben sich mit Blick auf den traditionell intentional orientierten
Handlungsbegriff der Soziologie?
3.	Welchen Einfluss haben Forschungen aus den Bereichen der
Sozionik, Robotik, Telematik u.a. auf die Frage nach der
Handlungsträgerschaft von Technik?

Tagungsplan:

	Donnerstag, 4. Oktober 2001
   9.15 ­ 10.00	Werner Rammert / Ingo Schulz-Schaeffer: Einführung
10.00 ­ 11.00	Johannes Weiß: Technik handeln lassen

Pause

11.15 ­ 12.15	Kay Junge: Materielle Kultur und soziale Ordnung
12.15 ­ 13.15	Frank Hillebrandt: Technik als exkorporierte
Handlungsdisposition

Mittagessen

14.30 ­ 15.30	Armin Grunwald: Wenn Roboter planen - Implikationen
und offene Fragen einer Begriffszuschreibung
15.30 ­ 16.30	Holger Braun-Thürmann: Über die praktische
Herstellung der Handlungs-trägerschaft von Technik

Pause

17.00 ­ 18.00	Mercedes Bunz: Der Anteil der Dinge - Zur Rolle der
Technologie bei Cy-borgs, Quasi-Subjekten und anderen Mutanten

18.15 ­ 19.30	Mitgliederversammlung der Sektion
ab 20.00				gemütlicher Abend


Freitag, 5. Oktober 2001

   9.15 ­ 10.15	Herbert Mehrtens: "...in the future the system must
be first." Interaktionen und Beziehungen von Menschen, Dingen und
Zeichen in der frühen Betriebs-rationalisierung (Taylor, Gilbreth)
10.15 ­ 11.15	Martin Meister: Formen einer ’schwachen¹
Handlungsbeteiligung der Arte-fakte
Pause
11.30 ­ 12.30	Jutta Weber: Akteur-Netzwerk-Theorie, Artificial Life
und die Handlungsträ-gerschaft der Technik
Mittagessen
14.00 ­ 16.30	Podiumsdiskussion: “Technik als sozialer Agent?³ mit
Jost Halfmann, Karin Knorr-Cetina, Bernward Joerges, Gesa Lindemann
und Raymund Wer-le


  Tagungsort:
Technische Universität Berlin
Cranzbau, Raum CR102
Jebensstr. 1
10623 Berlin
(direkt neben dem Bahnhof Zoo)
Unterkunft:
Berlin Tourismus Marketing GmbH
Am Karlsbad 11
D-10785 Berlin030/2500-25
reservation@btm.de
http://www.btm.de/
Kontakt:
Werner Rammert / Ingo Schulz-Schaeffer	schulz-schaeffer@tu-berlin.de
Technische Universität Berlin	Tel.: 030/314 25381
Institut für Soziologie, FR 2-5,	Fax: 030/314 73301
Franklinstr. 28/29, D-10587 Berlin

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