Katja Mruck on Wed, 20 Feb 2002 19:57:21 +0100 (CET)


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[rohrpost] BUDAPEST OPEN ACCESS INITIATIVE


BUDAPEST OPEN ACCESS INITIATIVE fuer den freien Zugang zur
wissenschaftlichen Zeitschriftenliteratur 

Um wirksam sein zu koennen, muss Forschung genutzt werden. Um genutzt
(gelesen, zitiert, angewandt, weiter entwickelt) zu werden, muss
Forschung zugaenglich sein. Derzeit existieren weltweit ca. 20.000
wissenschaftliche Fachzeitschriften, in denen Beitraege vor
Veroeffentlichung begutachtet werden, und die ueber vier Millionen
Artikel pro Jahr publizieren. Jeder dieser Artikel wird von den Autoren
und Autorinnen bzw. den Forschungseinrichtungen, denen sie angehoeren,
ohne Verguetung an diese Zeitschriften gegeben. Dies geschieht mit dem
Ziel, dass die Veroeffentlichungen breit rezipiert werden und fuer
andere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hilfreich sind, in der
Hoffnung, auf diese Weise auf folgende Forschungsarbeiten weltweit
Einfluss nehmen zu koennen, und in vielen Faellen auch mit dem Wunsch,
einen Beitrag fuer das Gemeinwohl zu leisten.

Gegenwaertig ist der Zugang zu der ganz ueberwiegenden Zahl dieser
Veroeffentlichungen nur gegen Zahlung von Gebuehren moeglich, d.h. sie
sind nur fuer die Minderheit derjenigen Wissenschaftler und
Wissenschaftlerinnen verfuegbar, die das Glueck haben, in
Forschungseinrichtungen taetig zu sein, die diese Mittel aufbringen
koennen. Und sogar wohlhabende Forschungseinrichtungen und Bibliotheken
koennen nur einen begrenzten (und kontinuierlich ruecklaeufigen) Anteil
der fuer sie relevanten Fachzeitschriften abonnieren. 

Dieser Entwicklung will die Budapest Open Access Initiative (BOAI)
entgegenwirken: Die BOAI ist aus einem Treffen hervorgegangen, das von
dem Open Society Institute (OSI) am 1. und 2. Dezember 2001 in Budapest
veranstaltet wurde. Ziel der BOAI ist es, die internationalen und
interdisziplinaeren Bemuehungen um den freien Online-Zugang zur
wissenschaftlichen Fachzeitschriftenliteratur fuer alle akademischen
Felder voranzubringen: 

(I)	Universitaeten sollen darin unterstuetzt werden, in institutionellen
Archiven den kostenlosen Online-Zugang zu all dem zu eroeffnen, was die
dort Forschenden erarbeiten und veroeffentlichen (und was von den ca.
20.000 etablierten Fachzeitschriften publiziert wird). 

(II)	Neue, alternative Fachzeitschriften sollen gefoerdert werden, die
kostenfreien Zugang zu allen veroeffentlichten Beitraegen erlauben (und
ebenso bereits etablierte Zeitschriften, die sich entscheiden, ihre
Volltexte in Zukunft frei zugaenglich zu machen). 

"The Budapest Open Access Initiative (BOAI) may not have quite the same
historic import as the Theses of Martin Luther or the US Declaration of
Independence, but it has the potential to shake up the world of academic
publishing in a profound way." Mit diesen Worten eroeffnet Alexander M.
Grimwade seinen Beitrag in "The Scientist"
(http://www.the-scientist.com/yr2002/feb/comm_020218.html), mit dem er
ueber die BOAI informiert. Wir selbst gehen davon aus, dass sehr viele
Einzelpersonen und Institutionen unsere Initiative unterzeichnen werden.
Wir erwarten, dass eine wachsende Zahl an Universitaeten institutionelle
Archive fuer das Self-Archiving der dort Taetigen schaffen wird, und
dass universitaere Politik vermehrt dahingehen wird,
Fakultaetsmitglieder zu ermutigen, ihre Preprints und ihre begutachteten
Postprints in diesen Archiven frei zugaenglich zu machen. Wir gehen
davon aus, dass in allen Wissenschaftsfeldern neue Zeitschriften
entstehen werden, die der Idee des open access verpflichtet sind. Wir
vermuten auch, dass wir ueber die Foerdergelder hinaus, die das OSI fuer
die Unterstuetzung der BOAI zur Verfuegung stellen wird, einen
beachtlichen Geldbetrag zusammentragen werden, um die Expansion des
Self-Archiving, die Gruendung neuer open access-Zeitschriften und die
Umwidmung traditioneller Zeitschriften in Zeitschriften ohne
Zugangsbeschraenkungen unterstuetzen und forcieren zu koennen. Wir
erwarten, dass der Anteil der frei zugaenglichen Literatur am Gesamt der
durch Peers begutachteten wissenschaftlichen Literatur kontinuierlich
wachsen wird. Wir erwarten, dass immer mehr juengere
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in die Universitaeten kommen,
fuer die open access selbstverstaendlich ist - sowohl was das
Verfuegbarmachen ihrer eigenen Arbeiten angeht als auch ihren Wunsch,
die Arbeiten anderer kostenfrei fuer ihre Forschungen nutzen zu koennen.
Wir hoffen auch, dass Steuerzahlerinnen und Steuerzahler die freie
Zugaenglichkeit aller Veroeffentlichungen aus staatlich finanzierten
Mitteln fordern werden. Und wir wuenschen uns, dass die, die von diesen
Forschungsarbeiten profitieren, zum Beispiel Patienten und Patientinnen,
sich fuer den Wegfall unnoetiger und kuenstlicher Grenzen einsetzen
werden, damit die Ertraege der Wissenschaft, die einzelne ohne Entgelt
an Zeitschriften geben, fuer andere Forschende und Interessierte
ueberall auf der Welt ebenfalls ohne Entgelt zugaenglich sind. 

Wir laden die weltweite wissenschaftliche Gemeinschaft und alle
interessierten Buerger und Buergerinnen zur Unterzeichnung und zur
Unterstuetzung der BOAI ein. Besuchen Sie fuer weitere Informationen und
zur Unterzeichnung: 

http://www.soros.org/openaccess/

-- 
FQS - Forum Qualitative Sozialforschung 
/ Forum: Qualitative Social Research (ISSN 1438-5627)

English -> http://www.qualitative-research.net/fqs/fqs-eng.htm
German -> http://www.qualitative-research.net/fqs/fqs.htm
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