geert lovink on Wed, 19 Jun 2002 00:52:08 +0200 (CEST) |
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[rohrpost] Workshop: Coding in der Kunstlehre - Weshalb und Wie? |
From: "roemer" <roemer@khm.de> Workshop: Coding in der Kunstlehre - Weshalb und Wie? Im Anschluss an die Vortragsreihe: Von Display bis Imagineering. Codes und Kontexte digitaler Bilder Mi. 26. Juni 2002 10 - 17 Uhr, Seminarraum 204, Kunst- und Medienwissenschaften, Filzengraben 8-10 Workshop im Anschluss an den Vortrag: Sabeth Buchmann »Unauffällige Verwandte« Di. 25. Juni 2002, 19 Uhr, Aula der KHM im Overstolzenhaus, Rheingasse Künstlerische Arbeiten aus dem Umfeld der sog. Conceptual art werden erörtet, die in der Zeit zwischen 1968 und 1972 entstanden sind: Denn kennzeichnend für diese spezifische historische Phase sind Entwürfe einer auf Information gegründeten Phänomenologie der Wahrnehmung, die eine im hohen Maß ambivalente Auseinandersetzung mit einem explizit technisch codierten Informationsbegriffs zu Tage befördert, der beispielhaft von der damals populären Art&Technology-Bewegung vertreten wurde. (Biografische Angaben s.u.) Zum Abschluss der Vortragsreihe »Von Display bis Imagineering. Codes und Kontexte digitaler Bilder« veranstaltet der Modellversuch »Informatik, Kunsttheorie und künstlerische Praxis der digitalen Bildtechnologien« den eintägigen, öffentlichen Workshop innerhalb des BLK-Modellversuchsförderprogramms »Kulturelle Bildung im Medienzeitalter«. Nachdem in den Vorträgen bestimmte Bilder, Bildmodelle, Bildtechniken und Wissensgenealogien behandelt wurden, soll es in dem Workshop verstärkt um Fragen der Lehre und des Lernens gehen. In dem Modellversuch an der Kunsthochschule für Medien versuchen wir, eine strukturelle Zusammenarbeit von Kunsttheorie und Informatik zu realisieren. Kunst und Informatik stellen jedoch sehr unterschiedliche Kulturen dar, die jeweils eigene soziale, sprachliche, wissensgeschichtliche und technische Praktiken relational zu ihrem Feld ausgebildet haben. Spezifische Auseinandersetzungen mit Bild- und Informationsbegriffen, Medienkritik und Repräsentationsfragen finden sich bei der historischen Konzeptkunst seit den 1960er Jahren. Da sich die Conceptual art analytisch mit dem künstlerischen Feld beschäftigte und zum Teil sehr didaktisch wirkte, befürchtete man schon in den 1970er Jahren, dass sie zum Akademismus tendiere (Daniel Buren). Man kann gerade aus der heutigen Distanz diskutieren, inwiefern Praktiken der Konzeptkunst am ehesten den Code der Kunst (Pierre Bourdieu) zu definieren suchten. Wenn es sich in diesem Sinn bei der künstlerischen Praxis um eine Re- oder Decodierung der Kunstinstitution, also der künstlerischen Präsentation und der künstlerischen Originalität handelt, liegt es nahe, bei computerorientierten künstlerischen Praktiken, die sich mit informatischen Fragestellungen, also dem Computercodieren, beschäftigen, von künstlerischem Coding zu sprechen. Dabei würde es sich um eine Fusion des soziolinguistischen mit dem informatischen Begriff des Codes handeln. An diese Überlegung können folgende Fragen anschließen, die das Projekt »Informatik, Kunsttheorie und künstlerische Praxis der digitalen Bildtechnologien« leiten: Was kann aus der Geschichte und Theorie der Künste für die zeitgenössische Bildproduktion oder eine digitale Ästhetik abgeleitet werden? Wie kann multimediale und interaktive Software im Sinn eines Zuwachses eigener künstlerischer Ausdrucksformen genutzt werden? Wie können KünstlerInnen an die neuen (Computer) Werkzeuge herangeführt werden? Coding in der Kunstlehre - Weshalb und Wie? Mi. 26. Juni 2002 10:00 bis 12:30 Seminarraum 204, Kunst- und Medienwissenschaften, Filzengraben 8-10 Zunächst wird die Vortragsreihe anhand der Videoaufzeichnungen rekonstriert und thesenartig referiert. Diese Wiederholung soll diejenigen, die die Vorträge nicht gehört haben, auf einen Diskussionsstand bringen. Dabei sollen aber schon Fragen formuliert werden, die nachmittags erörtert werden können: Wie lässt sich die zunehmende Komplexität der kulturtheoretischen und informatischen Aspekte zeitgenössischer Bildproduktion integrativ lehren? 13:30 bis 17:00 Die Neuen Medien sind nicht ohne avancierte Kombinationen von Kunstreflexion und Informatik möglich. Die anläßlich dieses Workshops zu diskutierenden Fragen: Wie lassen sich analytische künstlerische Praktiken, Cultural Studies und Informatik gleichberechtigt in die Kunstlehre integrieren? Wie lassen sich curriculare Anforderungen formulieren, die ein (visuelles) Wissen fördern, das erst durch diese Lehrstrukturen entwickelt wird? Welche Rolle spielen dabei Programmatiken wie Ideologiekritik in den Neuen Medien, der Faktor Globalisierung, neue Lehrmodelle (Laptop-Universität etc.) und Informatik? Dieses Panel präsentiert und diskutiert Beispiele der informatischen Lehre und Forschung sowie ihrer künstlerischen Anwendung u. a. des Lab III der KHM. Im Anschluss kann im Lab III die Praxis einer anderen Form der Lehre besichtigt werden, die informatische und kunsttheoretische Lehre mit der Entwicklung studentischer Projekte zu verbinden sucht. Dr. Jochen Viehoff stellt dieses Lehrmodell und einige Projekte vor. Verantwortlich: Stefan Römer Von Display bis Imagineering. Codes und Kontexte digitaler Bilder. Eine Vortragsreihe der Fächergruppe Kunst- und Medienwissenschaften. Overstolzenhaus, Rheingasse, Beginn 19 Uhr, Eintritt frei Die Vorträge dieser Reihe befassen sich mit dem Thema digitale Bildfunktionen und ihre Kontexte. Sie stehen vor allem unter der Frage: Was sind die Codes? Und: Wie werden sie definiert? Kann man aus den flutartig erschienenen Anthologien zum Thema »Bild« vor allem erfahren, dass die dort interdisziplinär versammelten Theorien wenig gewinnbringend für die einzelnen Forschungsdisziplinen sind, so ist wohl unbestritten, dass Bilder als massenmediale Erscheinung im letzten Jahrzehnt extrem an Bedeutung zugenommen haben. Vermutlich muss man von dem Anspruch Abschied nehmen, dass mit einer Theorie alle Bilderscheinungen erklärbar sind. Es geht bei dieser Vorlesungsreihe auch um eine Reflexion der zehnjährigen Erfahrungen an der KHM mit der Ausbildung in allen Bereichen der Bildkonstruktion. Aus der Sicht der Kunst und der visuellen Kommunikation werden Fragen der Bilder, der digitalen Bildtechnologien sowie der institutionellen Kunst- und Gestalterausbildung diskutiert. Dabei wird auch die vor zehn Jahren etablierte Idee von der Kunstausbildung mit »Neuen Medien« im mittlerweile veränderten künstlerisch-wissenschaftlichen Kontext befragt. Die Vortragsreihe wird jeweils durch eine Einführung in das Thema vor den Vorträgen und eine Schlussdiskussion begleitet. Außerdem wird nach dem letzten Vortrag von Sabeth Buchmann ein Workshop veranstaltet. Die Vorträge sind öffentlich. Diese Reihe ist Bestandteil des Modellversuchs »Informatik, künstlerische Praxis und Kunstheorie der digitalen Bildtechnologien« an der KHM und wird von dem bundesweiten Projekt »Kulturelle Bildung im Medienzeitalter« der Bund-Länder-Kommission unterstützt. Verantwortlich: Hans Ulrich Reck und Stefan Römer Die einzelnen Vorträge: Hans Dieter Huber »Ästhetik der Irritation« 7. Mai 2002 Der Vortrag fragt nach der spezifischen Differenz von künstlichen Bildern zu alltäglichen Wahrnehmungssituationen. Die Differenz wird bemerkt und irritiert als solche. Die Frage stellt sich, wie ein Beobachter mit dieser Irritation umgeht, welche kognitive und soziale Funktion solche Irritationen für die Entwicklung von Gesellschaft haben und welche Rolle dabei Codes und Programme spielen. Hans Dieter Huber ist seit 1999 Professor für Kunstgeschichte der Gegenwart, Ästhetik und Kunsttheorie an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Nach einem Studium der Malerei und Grafik an der Akademie der bildenden Künste in München sowie der Kunstgeschichte, Philosophie und Psychologie in Heidelberg promovierte er im Fach Kunstgeschichte mit der Arbeit System und Wirkung. Interpretation und Bedeutung zeitgenössischer Kunst (München 1989). Claus Pias »Bilder der Steuerung« 21. Mai 2002 Die Information digitaler Bilder lässt sich auf verschiedenste Weise gestalten, skalieren und optimieren. Ihre Konstruktionen oder Abstraktionen dienen dazu, Kompliziertes einfach und Langsames schnell zu regeln und zu kontrollieren. Und es spricht einiges dafür, daß die originäre Leistung digitaler Bildformen nicht im Fotorealismus Hollywoods zu suchen ist, sondern überall dort, wo ihr Vergessen Grundlage effektiver Verwaltungstechniken ist. Claus Pias ist Medienwissenschaftler an der Bauhaus Universität Weimar. Arbeitsfelder: Technikgeschichte, Medientheorie. Veröffentlichungen: Kursbuch Medienkultur (mit J. Vogl / L Engell), Stuttgart 1999; Computer Spiel Welten, München 2002; Mitherausgeber mehrerer Buchreihen Tom Holert »Globalizität. Codes und Repräsentationen des Globalen« 4. Juni 2002 Welche Rolle spielt das Globale in den Image-Strategien von weltweit operierenden Marken? Die phantasmatischen Info/Lifestylekulturen, die Konzerne wie Nike oder Microsoft produzieren, um Märkte erfolgreich auf Milieus abzubilden (und umgekehrt), basieren auf Mythologien des Branding und der Globalisierung. So entstehen Selbstbeschreibungen, die permanent zwischen dem Besonderen und dem Allgemeinen, dem Lokalen und dem Globalen, der Differenz und der Identität usw. vermitteln. Entscheidende Funktionen in dieser mythologischen Vermittlungsarbeit übernehmen Bilder - nicht zuletzt das Bild des Globus. Tom Holert ist freier Autor, lebt in Köln. Veröffentlichungen u.a.: Mainstream der Minderheiten, hg. mit Mark Terkessidis, 1996; Künstlerwissen, 1998; Imagineering. Visuelle Kultur und Politik der Sichtbarkeit, hg. 2000; Entsichert. Krieg als Massenkultur, mit Mark Terkessidis, August 2002. Sabeth Buchmann »Unauffällige Verwandte« 25. Juni 2002 Künstlerische Arbeiten aus dem Umfeld der sog. Conceptual art werden erörtet, die in der Zeit zwischen 1968 und 1972 entstanden sind: Denn kennzeichnend für diese spezifische historische Phase sind Entwürfe einer auf Information gegründeten Phänomenologie der Wahrnehmung, die eine im hohen Maß ambivalente Auseinandersetzung mit einem explizit technisch codierten Informationsbegriffs zu Tage befördert, der beispielhaft von der damals populären Art&Technology-Bewegung vertreten wurde. Sabeth Buchmann, Kunsthistorikerin, künstlerisch-wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität der Künste, Berlin; z. Zt. Teilzeitvertretungsprofessorin an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg, regelmäßige Veröffentlichungen in Kunstzeitschriften; Mitherausgeberin der Künstler/innenzeitschrift "A.N.Y.P.", Dissertation zum Thema: Technologie als kulturelle Konstruktionslogik: Exemplarische Analysen zum Produktionsbegriff in der Conceptual Art, Mitherausgeberin des Readers geld*beat*synthetik*, Berlin/Amsterdam 1996. ------------------------------------------------------- rohrpost - deutschsprachige Liste zur Kultur digitaler Medien und Netze Archiv: http://www.nettime.org/rohrpost http://post.openoffice.de/pipermail/rohrpost/ Ent/Subskribieren: http://post.openoffice.de/cgi-bin/mailman/listinfo/rohrpost/