Imke.Boesch on Mon, 8 Jul 2002 01:25:58 +0200 (CEST)


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[rohrpost] Kunstpolitik München - offener Brief


Sehr geehrte Münchner Kunst- und Kulturschaffende, Partner und Freunde,

der Unmut in der Münchner Kulturszene über die mangelnde Gesprächsbereitschaft von Seiten der städtischen Kulturverwaltung ist groß. Im Rahmen der kulturpolitischen Entwicklung in München zeigt sich das Fehlen eines konstruktiven Austauschs mit KünstlerInnen und Kulturinstitutionen beispielhaft an der Entstehung des sogenannten „Medienkunstkonzepts“, das – mehrmals verschoben – nun am 18. Juli dem Stadtrat zur Beschlussfassung vorgelegt und aller Voraussicht nach in dieser Form beschlossen wird.

Münchner Institutionen, die bereits seit einigen Jahren Projekte und Produktionen im Bereich aktueller Kunst und Neuer Medien initiieren und durchführen, wurden nicht in die Entwicklung dieses Konzepts einbezogen, von weiten Teilen der Künstlerschaft ganz zu schweigen.

Um der Praxis der städtischen Verwaltung entgegenzuwirken, kulturpolitische Entscheidungen in Zukunft vollkommen losgelöst von der lokalen Kunst- und Kulturszene vorzubereiten, senden wir Ihnen mit der Bitte um Unterzeichnung ein an die Kulturreferatsleitung und den Kulturausschuss des Stadtrats gerichteten offenen Brief (unten stehend).

Dieser soll bis Montag, den 8. Juli weitergeleitet werden. Da die Zeit drängt, senden Sie uns bitte eine kurze und formlose Bestätigung per e-mail: info@medienforum.org oder Fax: 089/590839-70, wenn Sie als Institution oder Einzelperson unsere Initiative unterstützen möchten, oder geben Sie uns telefonisch Bescheid. Geben Sie dabei bitte auch ihre jeweilige Funktion oder Position an. Wir möchten uns an dieser Stelle entschuldigen, falls Sie diese Nachricht mehrfach erhalten haben, da sie über verschiedene Verteiler versandt wird.

Mit der herzlichen Bitte um eine aktive Beteiligung von Ihrer Seite verbleiben wir mit freundlichen Grüßen und vielem Dank
 

Prof. Dr. Gerhard Blechinger (Prorektor HFG Zürich, Vorsitzender Medienforum München e.V.)
Imke Bösch (Kunstwissenschaftlerin, Geschäftsführerin Medienforum München e.V.)
Angela Dorrer (Künstlerin, Kuratorin lothringer13 / laden)
Dr. Patricia Drück (Kunstwissenschaftlerin, Kuratorin lothringer13 / halle)
Patrick Gruban (Netzaktivist, Kurator lothringer13 / laden)
Andrea Hartmann (Kulturwissenschaftlerin, Programmmanagement Medienforum München e.V.)
Robert Hofmann (Leiter i-camp Neues Theater, Vorstand Theaterverein München e.V.)
Gisela Müller (Autorin, Vorstand Medienforum München e.V.)
Ulrich Müller (Musiker, Kurator t-u-b-e, Galerie für radiophone Kunst, und Vorstand Medienforum München e.V.)
Katrin Plica (Musikwissenschaftlerin, Programmmanagement Medienforum München e.V.)
Michael Purucker (Künstler, DE, Theaterverein München e.V., i-camp Neues Theater, Tanztendenz)
Dr. Christian Schoen (Kunstwissenschaftler, Kurator lothringer13 / halle)
Jörg Stelkens (Musik und Akustik, Kurator t-u-b-e, Galerie für radiophone Kunst)
Matthias von Tesmar (Literaturwissenschaftler, Leiter lothringer13 / spiegel)
 
 

Offener Brief 08.07.2002
 

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Ude,
sehr geehrte Frau Kulturreferentin Prof. Dr. Dr. Hartl,
sehr geehrte Stadträtinnen und Stadträte,

am 18. Juli soll dem Kulturausschuss des Stadtrates ein „Medienkunstkonzept“ für München vorgelegt und beschlossen werden.

Der Unmut in der Münchner Kulturszene über die mangelnde Gesprächsbereitschaft seitens der städtischen Kulturverwaltung zu diesem Thema ist groß. Das Fehlen eines konstruktiven Austauschs mit Kulturinstitutionen und KünstlerInnen zeigt beispielhaft, in welche Richtung sich die hiesige Kulturpolitik entwickelt. Eine Entwicklung, die sehr kurzsichtig eine der wichtigsten Voraussetzungen von künstlerischen Prozessen, wenn nicht der Kunst überhaupt negiert: nämlich Kommunikation.

Die hier unterzeichnenden Münchner Kunst- und Kulturschaffenden möchten ausdrücklich feststellen, dass sie von Seiten der städtischen Kulturverwaltung zu keinem Zeitpunkt in die Entwicklung dieses Konzepts aktiv eingebunden wurden. Auf die langjährige Erfahrung und Kompetenz sowohl der einschlägigen Institutionen als auch der qualifizierten Künstlerschaft vor Ort und deren Kenntnisse der regionalen Produktionsbedingungen wie auch aktueller Perspektiven wurde zu unserem Bedauern bei der Konzeptentwicklung verzichtet.

Im Laufe der letzten Jahre sind in städtisch geförderten und der Stadt nahe stehenden Kunst- und Kultureinrichtungen grundlegende Modelle für München entwickelt worden, für deren Erarbeitung nicht unerhebliche personelle und finanzielle Mittel aufgewendet wurden. Die zum Teil schon weit fortgeschrittenen Projekte im Bereich aktueller Kunst, Medien und Forschung, die auch von der überregionalen und internationalen Fachwelt mit großer Anerkennung zur Kenntnis genommen werden, bedürfen aus inhaltlichen, organisatorischen und finanziellen Gründen dringend der Einbindung in ein zukünftiges „Kunstkonzept für München“. Dies sollte unserer Ansicht nach in einer konstruktiven Auseinandersetzung mit der städtischen Kulturverwaltung erfolgen.

Wir bitten diese Tatsache bei der bevorstehenden Diskussion und Entscheidungsfindung zu berücksichtigen.

Mit freundlichen Grüßen
 
 
 
 

--
Imke Bösch
Geschäftsführerin
Medienforum München e.V.
Sophienstraße 2

d-80333 München
 

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