microprozessor.org on Thu, 20 Mar 2003 09:47:05 +0100 (CET)


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Re: [rohrpost] Re: SUV culture


aw: "Entsichert - Krieg als MAssenkultur im 21.jhd" (Holert/Terkessides) ?
noch mal aufgewaermt und huebsch mit dem essayistischen sahnepop gekroent.

heute morgen wurde ich von etwa 200 SchuelerInnen geweckt (20.3.03 8.45), 
die an meinem fenster zur grossen anti-kriegs-demo vorbeiliefen. gleich ist 
die versammlung in der innenstadt.
wuensche allen warme fuesse,
al


At 13:11 17.03.2003 +0100, you wrote:
>Welches Auto würde Jesus fahren?
>
>Gilbert Dietrich, Kolumnen.de, 17.03.03
>
>Das ist zur Zeit die Frage in Gottes eigenem Land. Ein Sport Utility 
>Vehicle (Sportgebrauchsfahrzeug: Vierradantrieb, groß, schwer 
>motorisiert), weil Jesus ein Amerikaner ist, sagen die einen. Einen 
>Kleinwagen, weil er die Schöpfung liebt, sagen die anderen. Der Präsident 
>ist religiös und patriotisch und hat deutlich gemacht, wo er steht: seit 
>Januar 2003 können "Kleinunternehmen einen großen Teil des Kaufpreises der 
>schwersten SUVs von den Steuern abziehen ­ auch wenn diese SUVs nur den 
>Chef und seinen morgendlichen Starbucks transportieren." [Time 24.02.2003]
>
>Das Detroit Project beschuldigt SUV-Fahrer, sie seien Werkzeuge des 
>Terrorismus, weil der seine Gelder zum großen Teil aus dem Ölgeschäft 
>bekomme. Außerdem seien SUV-Fahrer Schuld an Bushs Aggressionskurs 
>gegenüber dem Irak, weil es schließlich nur ums Öl ginge. In New York 
>gehen SUV-Gegner durch die Straßen und kleben Aufkleber an 
>SUV-Stoßstangen: "I'm Changing the Climate! Ask Me How!" Die Earth 
>Liberation Front steckt auch schon mal ein paar SUVs in Brand, wenn es 
>sein muss. Aber ­ Dialektik des Kapitalismus ­ auch das verändert das 
>Klima und steigert die Nachfrage.
>
>SUV bedeutet Spaß, Überlegenheit und Virilität. Wer einen monströsen 
>Lincoln Navigator fährt, hat außerdem ein sicheres Gefühl, immer Vorfahrt 
>und verbraucht so viel Sprit wie ein Lausitzer Kohlengrubenbagger. 
>Amerikas Kleinwagenfahrer fühlen sich bedroht. Wer mit dem 53 Tausend 
>Dollar teuren und drei Tonnen schweren Hummer H2 zusammenprallt, kann nur 
>noch hoffen, dass man in der ganzen Sauerei seinen Organspendeausweis 
>findet, während sich der Insasse des Zivil-Panzers über den Kaffeefleck 
>auf der Versace Hose ärgert.
>
>Der tobende Krieg zwischen Amerikas Autofahrern und der drohende Krieg am 
>Golf bzw. die gestiegenen Benzinpreise ­ obwohl Benzin hier immer noch 
>billiger als Wasser ist ­ haben bereits bei einigen zum Umdenken geführt. 
>Wer in Amerikas Vororten viel Geld hat und trotzdem ein gutes Gewissen 
>haben will, kauft ein Europäisches Auto. Die Linksliberalen an der 
>Nordostküste fahren gerne Volvo. Wer sich für linksliberal hält und 
>trotzdem ein Herz für die Amerikanische Ölindustrie hat, der kann jetzt 
>den Volvo Cross Country kaufen, der erste SUV-Familienwagen-Hybrid mit 
>Gutes-Gewissen-oder-Geld-zurück-Garantie.
>
>Die Crossovers sind die Nachfolgergeneration: so groß wie SUVs, aber 
>lustig anzuschauen wie ein Family Auto ­ ein Twingo in Truckdimensionen 
>und vor allem ohne das verdorbene Image der SUV-Spritschlucker. Ein Grund 
>für die Industrie, die Monster weiterzubauen, ist, dass man einen viel 
>höheren Preis verlangen kann als für einen herkömmlichen PKW, aber in etwa 
>die selben Entwicklungskosten hat. Zudem sind SUVs durch US-Amerikanische 
>Gesetze geschützt. Zur genannten Steuererleichterung kommt hinzu, dass für 
>SUVs, die als Light Trucks registriert werden, die PKW-Standards für den 
>Schadstoffausstoß nicht gelten. Außerdem sind sie gegen Konkurrenz durch 
>eine 25%-Importsteuer auf Light Trucks geschützt. Diese Steuer wurde 1964 
>als Reaktion auf die europäische Importsteuer auf Amerikanisches Hühnchen 
>eingesetzt. Erst seit Ende der 90er Jahre, als mit dem Anrollen der 
>Globalisierung deutsche und asiatische Hersteller anfingen in Nordamerika 
>zu produzieren, kommen die klassischen SUVs wie der Jeep von AMC oder der 
>Chevy Blazer unter Druck. Dass unser Brathähnchen durch den Truthahn ­ der 
>SUV unter dem Federvieh ­ bedroht wäre, ist nicht bekannt.
>
>Den schwersten Schaden trägt das Amerikanische Auto jedoch durch infamen 
>Rufmord davon: Prominente wie Leonardo DiCaprio beziehen öffentlich 
>Stellung gegen SUV-Fahrer und eine Studie wollte kürzlich zeigen, dass 
>SUV-Fahrer ein ausschweifendes Leben führten, wenig soziale Verantwortung 
>übernähmen und selten zur Kirche gingen. Wenn das stimmt, gehören 
>SUV-Fahrer vor den Ausschuss für unamerikanisches Verhalten.
>
>http://www.kolumnen.de/dietrich-170303.html
>
>At 19:53 18.02.2003 +0100, Pit Schultz wrote:
>>SUV = sport utility vehicle
>>
>>das phaenomen fahrender blechburgen, ps-stark, mehrsitzig,
>>und mit der imagination verbunden, nicht nur als commuter
>>car, als familien-transporter sondern als gelaendegaengiger
>>carrier fuer extremsport-trips, post-nukleare fluchtfahrten,
>>oder sonstige paramilitaerische einsaetze benutzbar zu sein.
>>ein SUV verweist auf das territorium ausserhalb der hiways,
>>auch wenn es durchaus im durchschnitt NIEMALS dazu benutzt wird.
>>es braucht ausserdem eine grosse menge sprit und macht soviel dreck
>>(co2) wie ein kleiner LKW. im prinzip aehneln SUVs kleinen
>>familien raumschiffen ohne flugerlaubnis. GMC (general motors)
>>hat letztes jahr ein unmenge davon abgesetzt, mit ENRON-artigen
>>kauf-vertraegen, 0% zinsen, kauf-heute-zahl-naechstes-jahr usw.
>>wer die ideologiemaschine der SUVs kennt, wird moeglicherweise
>>das derzeitigige amerikanische dilemma besser verstehen.
>>
>>http://www.adbusters.org/debate/suv_terror/
>>http://www.geocities.com/CapitolHill/Lobby/1818/3_1suv.htm
>>http://www.walkinginfo.org/insight/features_articles/carcult/index3.htm
>>http://archives.theconnection.org/archive/2001/04/0427b.shtml
>>http://216.239.51.100/search?q=cache:Vya7Wte2niQC:www.baggyslims.com/+SUV+culture&hl=en&ie=UTF-8
>>http://www.murderize.com/Articles/suvtax/
>>http://envstudies.brown.edu/Thesis/2002/Dyer/Transportation%20SUV.htm
>>and, not surprisingly:
>>http://www.english.unimelb.edu.au/events/csaa2002/abstracts/wark.htm
>>
>>...
>>
>>vielleicht hat jemand schon das passende buch geschrieben oder
>>film produziert fast food nation, bowling for columbine - maessig,
>>oder sogar eher a la georg seesslens auto-theorie?
>
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