Ralph Kuschke on Wed, 2 Apr 2003 16:59:12 +0200 (CEST)


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[rohrpost] Tagung “Bodies that Splatter. Schnittstellen von Gewalt in Horrorfilmen 1963-1991³,24.-26. April 2003


Vom 24. bis zum 26. April 2003 veranstaltet das Graduiertenkolleg Codierung
von Gewalt im medialen Wandel an der Humboldt-Universität zu Berlin in
Zusammenarbeit mit der Akademie der Künste und mit Unterstützung der
Bundeszentrale für politische Bildung eine Tagung zum Thema “Bodies that
Splatter. Schnittstellen von Gewalt in Horrorfilmen 1963-1991³.

Die Veranstaltung bringt internationale WissenschaftlerInnen, deutsche
Filmemacher (Buttgereit, Schlingensief) und ZuschauerInnen miteinander ins
Gespräch, um eines der umstrittensten Filmgenres zu diskutieren: den
Splatterfilm. Er ist zum Synonym für die kompromißlose Darstellung
körperlicher Gewalt in den Medien geworden. Im Gegensatz zu den inzwischen
zu etablierten Filmemachern avancierten Gründungsvätern des Genres (George
A. Romero, Wes Craven, Tobe Hooper, Sam Raimi, Peter Jackson) fristet die
größte Anzahl ihrer frühen Produktionen (Night Of the Living Dead, The Last
House On the Left, The Texas Chainsaw Massacre, Evil Dead I-III, Braindead)
ein eher verworfenes Dasein zwischen Zensurkatalogen, jugendfreien
Videokabinetten und ungezählten Fan-Foren im Internet. Die bildästhetischen
Programme und Erzählweisen der Splatterfilme sind längst nicht mehr auf das
Horrorgenre beschränkt, sondern wirken im heutigen Mainstream-Kino weiter.

Die Tagung stellt Fragen nach der Konfrontation von physischer,
struktureller und kultureller Gewalt und ihrer medialen Repräsentation: Wie
kann man das Verhältnis der Inszenierung des filmischen Körpers zu den
medialen Bedingungen des Films beschreiben? Wo liegen die Grenzen, und wo
liegt die Verletzung der Grenzen filmischer Repräsentation von Gewalt?
Welche Funktion haben die Figuren medialer Selbstreflexion? Wie ist die
bisher in Deutschland nur zögerlich nachvollzogene Ikonographie im
Splatterfilm zu verstehen? Welche sexuellen und kulturellen Zuweisungen
erfolgen an die Konstruktion des Splatterkörpers? Und: Läßt sich der Körper
des Splatterfilms in einer akademisch kulturellen Auffanggeste, sprich
innerhalb einer dreitägigen Tagung, domestizieren oder bleibt er das nicht
integrierbar Abstoßende?

Die Tagung wird flankiert von einer neunteiligen Kinoreihe mit
Splatterfilmen im arsenal am Potsdamer Platz (13.-25. April 2003, jeweils
ca. 21:00).

Hervorzuheben ist außerdem die in die Tagung integrierte Abendveranstaltung
am 25. April (ab 20:00), die vom “Leisesten Club der Welt³ organisiert wird
und in der Galerie Blickensdorff in der Saarbrückerstr. 36 in Berlin-Mitte
stattfindet, inklusive Videoschnipselprojektion des Berliner Künstlers
Jürgen Kuttner und Splatterparty.

Weitere Informationen und Anmeldung unter http://www.bodiesthatsplatter.de/

 
TAGUNGSPROGRAMM

DONNERSTAG, 24. April 03
Ort: Akademie der Künste, Studio, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin, S-Bahn:
Bellevue

13:00 Begrüßung durch Julia Köhne/Ralph Kuschke/Arno Meteling
13:15 Einleitung zum Film von Harun Maye
13:30-15:30 Film: George A. Romero: Night of the Living Dead (1968, 96 min).
Diskussion 
15:45 Einleitung zum Film von Julia Köhne
16:00-18:00 Film: David Cronenberg: Shivers (1974, 87 min). Diskussion

18:30 Offizieller Beginn der Tagung
Begrüßung und Einleitung durch Prof. Dr. Thomas Macho (HU Berlin)
19:00-20:00 Eröffnungsvortrag: Prof. Dr. Judith Halberstam (Uni San Diego):
“Neo-Splatter. Bride of Chucky and the Horror of Heteronormativity³.
Diskussion
20:00-21:00 Sektempfang im Foyer
21:00 Einleitung zum Film durch Julia Köhne/Ralph Kuschke/Arno Meteling
21:15-22:30 Film: Adam Simon: The American Nightmare (2000, 73 min).
Diskussion
22:45 Einleitung zum Film von Arno Meteling
23:00 Nachtfilm: The Texas Chainsaw Massacre von Tope Hooper (1974, 75 min)

FREITAG, 25. April 03
Ort: Akademie der Künste, Studio, s.o.

Sektion I: Zur Geschichte des Splatterfilms (Moderation: Prof. Dr. Thomas
Macho)
10:30 Julia Köhne/Ralph Kuschke/Arno Meteling: “Kulturwissenschaft und
Splatterfilm³
11:00 Stefan Höltgen (f.lm. Texte zum Film, Köln): “CloseUp-OpenUp.
Distanzverlust als Motiv des modernen Horrorfilms³.  Diskussion
11:45-12:30 Drehli Robnik (Uni Wien): “Ausrinnen als Einübung. Der
Splatterfilm als Perspektive auf flexibilisierte Film-Erfahrungen³.
Diskussion

Sektion II: Illegitime Körperöffnungen - Wundästhetik - Geschlecht
(Moderation: Julia Köhne)
14:00-15:30 Jörg Buttgereit (Filmemacher Berlin) im Gespräch mit Stefan
Höltgen und Julia Köhne: “Splatterwerkstatt Deutschland³. Diskussion
15:30-17:00 Prof. Dr. Elisabeth Bronfen (Uni Zürich): “Scream 1 - 3. Trauma,
Wiederholen, Durcharbeiten³. Diskussion
17:30-19:00 Dr. Gabriele Dietze (HU Berlin): “Bluten, Häuten, Fragmentieren
und Verschlingen. Körperpolitik in The Texas Chainsaw Massacre³. Diskussion

Sektion III: Abendprogramm
Ort: Galerie Blickensdorff in der Backfabrik, Saarbrücker Str. 36, 10405
Berlin, U-Bahn Senefelder Platz

20:00 Abendessen
22:00 Jürgen Kuttner (Videokünstler Berlin): “Videoschnipselprojektion³
22:30 Party in Kooperation mit dem “Leisesten Club der Welt³

SAMSTAG, 26. April 03
Ort: Akademie der Künste, Studio, s.o.

Sektion IV: Medialität und Gewalt (Moderation: Arno Meteling)
12:00-13:30 James McFarland: “Walter Benjamin at the Monroeville Mall.
George Romero¹s Dawn of the Dead as Materialist Apocalypse³.  Diskussion
13:30-15:00 Manfred Riepe (Journalist Frankfurt am Main): “Bildersturm.
Filmzensur trotz Kunstfreiheit. Ein Rückblick auf dem Umgang mit Sam Raimis
Horrorfilm Tanz der Teufel (Evil Dead)³. Diskussion

Sektion V: Logik und Ökonomie des Splatter (Moderation: Ralph Kuschke)
15:30-17:00 Dr. Marcus Stiglegger (Uni Mainz): “Einblicke. Lust am Inneren
des Anderen³. Diskussion.
17:00-19:00 Christoph Schlingensief (Filmemacher und Politakteur Berlin) im
Gespräch mit Prof. Dr. Gerburg Treusch-Dieter (UdK, FU, Uni Wien) und Ralph
Kuschke. Abschlussdiskussion

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