Matze Schmidt on Wed, 27 Aug 2003 10:23:45 +0200 (CEST) |
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Re: [rohrpost] Niedergang von "Telepolis" |
Tuesday, August 26, 2003, 4:10:15 PM, Cornelia wrote: > aber ein kleines Honorar ermöglicht > nicht nur, sich Brötchn zu kaufen, sondern bedeutet einfach auch die Honorierung der eigenen Arbeit. nennt man das nicht Selbst-/Fremdausbeutung? mir ist auch die konzeptidee sehr suspekt, auf soetwas wie 'alternative bezahlung plus inhaltlicher korrektheit' zu setzen. die Lohnschreiber werden lohnschreiber bleiben und die bezahlenden Leser werden bezahlende leser sein. der blog-ansatz ist mir mitunter sympathischer, weil ich da nicht sofort die knoten-hierarchie-bildung zu erkennen vermag, wie sie in den anti-senf-aeuszerungen diverser stars auf dem parkett herauskommt. ich denke, dasz schreiben fuer oder wider auf best. plattformen neben dem persoenlichen 'engagement' und dem engagement, fuer das man tasaechlich gage erhaelt, viel mit credits und was man so "kulturkapital" nennt, zu tun hat (banal): ich schreibe hier, weil ich mir einen folgeauftrag bwz. connections erhoffe -- d.h. weil nichts materielles aber erloese aus versprechungen und psychogewinn erwartet werden. der niveau-streit haengt also zunaechst und an 1. stelle mit dem komplex aus geld und versprechen zusammen. oder anders gefragt: was vespricht eine andere plattform fuer einen hungerlohn, den die besagte *plattform im niedergang* nicht einzuloesen vermag? und (jetzt mal bordieu beiseite), sein eigenes schreiben zu verkaufen, ist ein ehrenwerter beruf; ich habs so die letzten 3 jahre an der uni gehalten, die einem als wissenschaftler textproduktion geradezu aufzwingt und alle anderen wissen-generierungs-formen fuer dieselben wissenschaftler nahezu negiert. naja, und die beruehmten broetchen, die man ja bekanntlich von dem isst, dessen lied man singt, kommen durch die faktische Ich-AG ja auch rein. ach ja, "ich finde es gut", dasz die telepolis inhaltlich abgebaut hat -- endlich wieder eigene texte schreiben ("Der Pulitzerpreistraeger hat gerade den Saal verlassen") und kritisch de-ver-netzen, anstatt diesem buergerinitiativlichen und verschleierenden "alle Bürger der Informationsgesellschaft, die den Umgang mit der Informationstechnologie mitgestalten wollen." (http://www.fr-aktuell.de/ressorts/wissen/netzwerk/?sid=340760c42af05a4d5271db0135ae05d3&cnt=278455) hier liegen die falschen versprechen. dann besser illusionslos dem diktum von geert lovink folgen und zynisch genug "das, was man wirklich, wirklich will" zum hobby machen und den markt mit allen seinen zensuristischen und stilfeindlichen mechanismen den echten lohnschreibern ueberlassen. ich schlage also den schizo-kurs vor: weder Redaktion noch Plattform; vom der elitaeren SymbolverarbeiterInnen-Position abschied nehmen; jobben gehen und die sogenannte "Kultur" inkl. aller politischen Fuelljetons ein wenig kollabieren lassen, statt sie alternativ-erneuernd zu stuetzen; keine Verhandlungen mit dem Symbol"arbeitgeber". m ------------------------------------------------------- rohrpost - deutschsprachige Liste zur Kultur digitaler Medien und Netze Archiv: http://www.nettime.org/rohrpost http://post.openoffice.de/pipermail/rohrpost/ Ent/Subskribieren: http://post.openoffice.de/cgi-bin/mailman/listinfo/rohrpost/