das ende der nahrungskette on Sat, 6 Dec 2003 18:13:21 +0100 (CET) |
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[rohrpost] [monochrom] Seele? Trading Futures? //Diskussionsveranstaltung |
SEELE? TRADING FUTURES? Diskussionsveranstaltung mit Univ.-Doz. Dr. FRANK HARTMANN, Mag.Mag. ANDREAS LEO FINDEISEN und Johannes Grenzfurthner im monochrom-Raum, Museumsquartier, 8. Dezember 2003, 20 Uhr. =========================================================== "Die Seele ist für einen Bürger das, was für eine Stadt die Fußgängerzone ist. Tagsüber boomt das Geschäft, aber nach Ladenschluß torkeln nur noch ein paar Zerzauste herum." (Max Goldt, "Ae") Der 29. Oktober 1998 war ein bedeutender Tag. Sachbearbeiter Nowak genehmigte (in Beisein eines Vertreters der Bezirksvorstehung für den 1. Bez., eines Vertreters der MA 22 sowie des Pol. Dion. Pol. Koat. f. d. 1. Bez.) dem Verein zur Förderung der selektiven Rezeptionsforschung im Sinne futurologischer Belange (ergo: monochrom) für den 1. November 1998 (12 Uhr bis 18 Uhr) die Errichtung zweier Tische/Sonnenschirm/Plakatständer am Versammlungsort 1., Stock-im-Eisen-Platz beim Brunnen nächst dem Abgang Kärntner Straße zur U-Bahn zwecks Erwerb von Fremdseelen. ---> http://www.monochrom.at/seele/ Und am 1. November 1998 war es dann aufgebaut, das spirituokapitalistische Standl. Es war zwar nur sieben Stunden geöffnet, aber dennoch ein bedeutender Erfolg. Die PassantInnen der Wiener Innenstadt/Stock-im-Eisen-Platz hatten lange genug Zeit, mit uns in Geschäftsverhandlungen zu treten und uns für 50 Schilling ihre Seelen abzutreten. Insgesamt wurden fünfzehn hochqualitative Seelen (resp. Astral- oder Ätherleiber) per Kaufvertrag erworben und registriert. Das war - auch auf Grund der Intervention einer fundamentalistisch orientierten Christin - nicht immer so einfach. Wir verstanden (und verstehen) das Projekt - abseits aller philosophischen Diskurse und Gottesbeweisführungen - im klassischen Sinne als durch Angebot und Nachfrage gesteuert. Die Seele ist ein Form von tradeable investment, sozusagen eine Form virtuellen Kapitals. Der geplante Weiterverkauf der Seelen an Drittpersonen rückt bereits in greifbare Nähe, da nach fünf Jahren bei manchen Seelen die Gewinnspanne schon bei 900% liegt. Was es aus der Perspektive aktueller Theorieentwicklungen mit dieser thematischen Provokation auf sich haben könnte, werden Frank Hartmann und Leo Findeisen am 8. Dezember 2003 im Museumsquartier zu umkreisen versuchen. Was ist das Handelsgut "Seele"? Was ist virtuelles Kapital? Was ist Definitionsmacht? Was ist - zum Teufel - immaterielle Arbeit? =========================================================== Die Diskutanten: Univ.-Doz. Dr. FRANK HARTMANN (Wien) ist tätig als Autor (Medientheorie und Medienkultur), Wissenschaftsjournalist (u.a. ORF Science, Telepolis) und freier Medienberater (Neue Medien, Publizistik, Unternehmenskommunikation); lehrt als externer Dozent für Medien- und Kommunikationstheorie an der Universität Wien. Hartmann gehört zu den exponiertesten Vertretern der Medienphilosophie im deutsprachigen Raum. Seine aktuellen Publikation "Mediologie. Ansätze einer Medientheorie der Kulturwissenschaften" könnte für die Diskussion vielleicht hilfreich sein. Die Bezeichnung "Mediologie" wurde in den 90er-Jahren von dem französischen Intellektuellen Régis Debray eingeführt. Dieser Begriff - im deutschsprachigen Raum noch weitgehend unbekannt - verspricht einen integrativen Ansatz zur Medienanalyse. Eine fortschreitende Medialisierung von Kultur verlangt zu ihrer Analyse einen methodischen Neuansatz. Daher der Versuch, unter diesem programmatischen Titel eine medientheoretische Grundlegung von Kulturwissenschaften vorzuschlagen. In verschiedenen Essays werden die methodischen Fragen zur Reflexion der aktuellen Medienkultur mit dem gegenwärtigen Diskussionsstand zu Theorie, Technik und Ästhetik der neuen Medien verknüpft und damit die Konturen des medienwissenschaftlichen Diskurses verdeutlicht. Mag.Mag. ANDREAS LEO FINDEISEN studierte u.a. klassische Sprachen, Philosophie und Komposition in Deutschland, Israel und Österreich; Stipendiat des DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst); seit 1996 Mitarbeiter des deutschen Philosophen Peter Sloterdijk am Lehrstuhl für Kulturphilosophie und Medientheorie, Akademie der bildenden Künste Wien; unterrichtet, forscht und publiziert vornehmlich im Bereich der Medienkunst und Medienphilosophie; seit 1996 zahlreiche Zusammenarbeiten mit europaweiten Netzwerken in Bereichen Architektur, Kunst, Wissenschaft und öffentlichen Medien; z.Zt. Abfassung einer Dissertation über die Geschichte der künstlichen Intelligenz, Plansprachenbewegungen und der Free-Software-Bewegung. =========================================================== ------------------------------------------------------- rohrpost - deutschsprachige Liste zur Kultur digitaler Medien und Netze Archiv: http://www.nettime.org/rohrpost http://post.openoffice.de/pipermail/rohrpost/ Ent/Subskribieren: http://post.openoffice.de/cgi-bin/mailman/listinfo/rohrpost/