[rohrpost] Boris Groys neuer Rektor der Kunstakademie in Wien

[Inke Arns <inke@snafu.de>]

23.11.2000
19:52 MEZ

Zeichen der Erneuerung
Kulturphilosoph Boris Groys wird Rektor der Akademie der bildenden Künste
in Wien


Von Thomas Trenkler

Wien - Der 1947 in Ostberlin geborene Kunsttheoretiker Boris Groys,
Professor an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe, wurde am
Donnerstag zum Rektor der Akademie der bildenden Künste gewählt. Er folgt
dem Architekten Carl Pruscha nach, der das Amt über zwölf Jahre bekleidet
hatte. Das Rektorat wird Groys mit 1. Jänner 2001 übernehmen, da die
Akademie ab diesem Zeitpunkt als Universität geführt wird.

Drei vom Universitätskollegium nominierte Kandidaten waren zur Auswahl
gestanden: Neben Groys die Kunsthistorikerin Renate Goebl, die das Institut
für Kulturwissenschaft (ikw) mitbegründet hatte, sowie der derzeitige
Prorektor Edelbert Köb, Leiter des Instituts für Werkerziehung.

Entgegen anders lautenden Prognosen - alle drei Kandidaten galten als
chancenreich - war ein Stechen nicht notwendig geworden: Boris Groys
erhielt schon im ersten Wahlgang 51 von 94 abgegeben Stimmen.
Wahlberechtigt war die Universitätsversammlung, viertelparitätisch mit je
25 Professoren, "Mittelbauern" (also Assistenten), Studenten und Vertretern
des Verwaltungspersonals besetzt.

Boris Groys, der in den 60-er Jahren in Leningrad Philosophie und
Mathematik studierte und von 1976 bis 1981 Mitarbeiter am Institut für
strukturale und angewandte Linguistik an der Universität Moskau war, galt
als der Favorit der Studenten. Im Gespräch mit dem STANDARD kündigte er an,
den Kulturbegriff und die Studienpläne - etwa in Richtung der Cultural
Studies - erweitern zu wollen.

Weitere Personalveränderungen: Nach der Professur für Bildhauerei mit Heimo
Zobernig wurden nun auch zwei Professuren im Bereich der Malerei neu
besetzt. Adi Rosenblum (Muntean/Rosenblum) übernimmt die Klasse für
Gegenständliche Malerei (die er schon 1999/2000 interimistisch geleitet
hatte), Walter Obholzer jene für Abstraktion.

(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23. 11. 2000)


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