Heiko Idensen on 6 Feb 2001 22:10:19 -0000


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[rohrpost] Bruce Sterling: Die Molkereiprodukte-Theorie der toten Medien


... und hier noch ein ausschnitt aus der *Theorie der toten Medien*,
... und am ende dann die liste selbst

... die deutsche uebersetzung ist dem band *HYPERORGANISMEN* entnommen -

Hyperorganismen, 450 pages, book and CD-Rom now available!
Inhaltsverzeichnis:
http://www.bbm-ww.de/book/buch.html
eine besprechung von mir in tp:
 http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/buch/4182/1.html
das vorwort hatte ich schon einmal in rohrpost gepostet:
http://www.nettime.org/rohrpost.w3archive/200011/msg00044.html

aber auch hier gilt es, die liste fortzusetzen.
interessant ist der aspekt der fortschreibung der liste toter medien
und die fragestellungen, warum manch medien eben sterben, und andere
immer weiter kopiert werden ...
auf der website der Dead Media list finden sich zu einigen punkten der
liste noch
weitere informationen, teilweise auch abbildungen der gestorbenen medien:
Dead Media list:
http://www.deadmedia.org/
Dead Media Project working notes:
http://www.deadmedia.org/notes/index.html

hei&co

****

Bruce Sterling
Die Molkereiprodukte-Theorie der toten Medien

Vor fünf Jahren habe ich zusammen mit meinem Freund Richard Kadrey mit
dem »Dead Media Project« begonnen. Wir hatten zwei Ziele. Das erste
bestand darin, eine umfassende Liste von abgestorbenen
Kommunikationsformen zu erstellen. Das zweite bestand darin, besser zu
verstehen, warum Medien leben und sterben.
Man mag sich fragen, ob es überhaupt so etwas wie »abgestorbene«
Kommunikationsformen gibt. Nach unseren Forschungen kann ich
bestätigen, daß es Dutzende von ihnen gibt (siehe Anhang). Wir
»Tote-Medien-Nekronauten« haben eine ausführliche Reihe von Hinweisen
zusammengetragen, die Tausende von Jahren mit abgestorbenen
Mediengerätschaften und - techniken dokumentieren, von geätzten
Knochen bis zu Iridium-Satelliten.
Wir leben gegenwärtig im Goldenen Zeitalter der toten Medien.
Kommunikationsgeräte sterben heute schneller und in größerer Zahl als
jemals zuvor. Der Zusammenbruch des Iridium-Satelliten- Telefons, der
dieses Jahr stattfand, ist wahrscheinlich das größte, kostspieligste
und flächendeckendste Kommunikationsdebakel aller Zeiten.
Indem wir diese Liste zusammenstellten, hofften wir, etwas Neues und
Wesentliches über die Epidemien zu erfahren, die Medien umbringen. Zu
dieser Frage ist unser Erfolg leider sehr bescheiden. Nach fünf Jahren
Forschung bin ich fast zu der Überzeugung gelangt, daß wir von einer
falschen Voraussetzung ausgegangen sind. Medien sterben, aber sie
sterben nicht, weil sie »Medien« sind. Sie sterben, weil die
Technologien sind.
Wenn wir ein Medium benutzen, sehen wir Gedanken, Symbole, Bilder,
Wörter und Informationen. Da der Inhalt des Mediums mit dem
menschlichen Bewußtsein verbunden ist, neigen wir dazu, diese
physische Übermittlung zu romantisieren. Wir gingen davon aus, daß
diese Geräte gegenüber anderen irgendwie privilegiert wären, da sie
mit unseren Gedanken verbunden sind. Aber fast jedes Objekt kann als
Signal dienen. »Medien« können Drähte, Wellen, Wachs, Bindfäden,
Rosen, Rauch, Papyrus, Knochen, Leder, Plastik, Gewebe oder Glas sein.
Medien können mit Teleskopen, Tauben, Hunden und Heißluftballons
verbunden sein, die auf der Erde oder über ihr eingesetzt werden, von
der Raumsonde bis zum Meeresboden.
Wenn man erst einmal den riesigen Umfang dieses Medien-Zoos zur
Kenntnis genommen hat, wird einen klar, daß »Medien« keine
privilegierten Instrumente sind. Wir benutzen sie, um unsere Gedanken
in ihnen aufzubewahren, aber das macht sie noch nicht zu einem Gehirn.
Daher bin ich zu folgender Arbeitshypothese gekommen: »Medien« werden
am besten als etwas verstanden, das Molkereiprodukten ähnelt.
Wie die menschliche Kommunikation ist der menschliche Gebrauch der
Milch persönlich und prähistorisch. So wie die menschliche Milch, die
wir wie die menschliche Sprache von der Mutterbrust einsaugen,
benutzen und verwerten wir Kuhmilch, Ziegenmilch, Jakmilch,
Büffelmilch und Pferdemilch. Milch wird getrocknet, pulverisiert,
eingefroren, pasteurisiert und mit vielen eßbaren Gütern gemischt.
Molkereiprodukte existieren in einer beeindruckenden Vielzahl: Rahm,
Molke, Joghurt, Butter und Tausende von regionalen Käsesorten.
Da Milch so nützlich, allgegenwärtig und ursprünglich ist, hat fast
jeder industrielle Fortschritt in der Geschichte der Menschheit eine
Anwendung im Reich der Molkereiprodukte gefunden. Das Fließband, das
Kaufhaus und Eisenbahnen haben alle eine geschichtliche Rolle
gespielt. Heutige Molkereiprodukte können auf einer E-Commerce-Website
geordert werden und kommen vom Fließband. Ihre Quelle ist eine Kuh,
die mit genetisch verändertem Getreide gefüttert und mit
Rinderwachstumshormonen gespritzt wurde. So ist die Milch, ebenso wie
die Medien es sind, ziemlich up-to-date.
Es gibt auch tote Formen von Molkereiprodukten. Man denke nur an die
tägliche Milchzustellung mit einem Pferdewagen. Aber die Lieferung per
Pferdewagen ist nicht wegen der Milch ausgestorben. Wenn man eine
technologische Geschichte der Milch schreiben würde, wäre es ein
schwerer Fehler, die Milch zum Helden zu machen. Die Mongolen
transportierten Milch in Schafsblasen: als das Mongolenreich auf
seinem Höhepunkt war, wurde von Europa bis Japan »kumiss« getrunken.
Diese Praxis ist nicht wegen der Milch selbst ausgestorben. Sie ist
wegen bestimmter operativer Probleme ausgestorben, die mit riesigen
umherschweifenden Horden von Reitermarodeuren verbunden sind. In
ähnlicher Weise sind babylonische Leuchtfeuer und die antike persische
Pferdepost nicht wegen der Botschaften, die sie beförderten, »tote
Medien«, sondern aufgrund von tiefgreifenden Krisen in Babylon und im
alten Persien.
Wie mein Freund Kevin Kelly gern sagt: »Die Metapher ist stärker als
die Fakten.« Der Audruck »Medien« versammelt eine große Vielzahl von
physikalischen Objekten und Techniken unter einem einzigen
begrifflichen Dach. So wie wir in einer digitalen Ökonomie mit
schnellen, weltweiten Informationsgezeiten leben, sind wir
Medienimperialisten. Wir bezeichnen viele Objekte und Prozesse als
»Medien«, die von ihren Schöpfern und Benutzern niemals als solche
verstanden worden sind.
Viele der heutigen »Medien« werden sterben. Überdies ist die
Auffassung über das, was man unter Medien versteht, höchst
problematisch. Nehmen wir zum Beispiel so etwas wie den »ILOVEYOU«-
Virus. ILOVEYOU ist eindeutig eine »Botschaft«. Genauso wie dieser
Essay wurde er auf einem Computer geschrieben und per E-Mail
verschickt. Aber ILOVEYOU ist eine feindselige, unerwünschte
Botschaft, die auf einer Software-Struktur (ðMicrosoft OutlookÐ) läuft
und vervielfältigt wird, die zum Teil Mailbox, zum Teil Internet, zum
Teil Betriebssystem und zum Teil Textverarbeitungsprogramm ist. So ist
ILOVEYOU ein Medium, das aber am besten in biologischen Ausdrücken
beschrieben wird: »Wurm, Virus«.
Die »Molkereiprodukte«-Theorie beeinhaltet, daß bestimmte Medienformen
in einer von der biotechnologischen Industrie durchdrungenen
Gesellschaft einen Weg finden werden, biotechnologisch zu werden: eine
Ära der Medien als Käse.


Die Hitliste toter Medien

Tote Medien vor Erfindung der Schrift:
Prähistorische geätzte Knochen als mnemotechnische Hilfsmittel und
Mondkalender
Vorschriftliche Tontafeln der Region »fruchtbarer, zunehmender Mond«
im Vorderen Orient
Die Lukasa (Perlentafel) der Luba in Zaïre als Gedächtnishilfe
Die Inuksuit (Kultsteine) der Inuit
Geschnitzte Landkarten der Inuit
Auf Schnüren und Bändern basierende Knotensysteme als
Gedächtnishilfen: die Quipus der Inka, Tlascaltec nepohualtzitzin,
Warazan aus Okinawa, bolivianische Chimpu, samoanische, ägyptische,
hawaianische tibetanische, bengalische, formosische und amerikanische
Wampum, Perlenketten der Zulu

Tote Klangübertragungsnetze:
Trommelnde, mit Stentorstimme rufende Netze, Alphörner, sprechende
Trommeln, pfeifende Netze, städtische Ausrufer, mechanische
Nebelhörner, innerstädtische Versandsysteme, tote öffentliche Sirenen,
mechanische Telephone

Rauch-Anzeiger und -Netze:
Signalfeuer, Rauchsignale (im Vatikan noch verwendet), Leuchtfeuer,
Himmelsschrift

Tote physikalische Übertragungsnetze:
Ägyptische, babylonische, assyrische, persische, mongolische,
römische, chinesische, koreanische Postreiter.
Abgestorbene Post- und Versandsysteme: Rotula der mittelalterlichen
Klöster, Thurn und Taxis, Banknetze der italienischen Renaissance,
frühe Spionagenetze, die deutsche Metzgerpost, chinesische hongs,
Meldeläufer der Inkas, Pony Express in den USA
Ballonpost (Frankreich 1870-1871)
Amerikanische Lenkraketenpost (1959)
Steiermärkische, tonganische, deutsche, holländische, amerikanische,
indische, australische, kubanische und mexikanische Raketenpost
Russische Raketenpost (1992)
Tonganische Post in schwimmenden Blechdosen
Pneutmatische Übertragungsröhren: Rohrpostsystem für Börsen von Josiah
Latimer Clark in London (1853); Rohrpostsystem der Börse in Berlin
(1865); das Radialsystem von R. S. Culler/R. Sabine in London (1859);
das Druckluftsystem zur Postbeföderung in Paris (1868), Rohrpost in
Hamburg, Wien, Prag, Berlin, Liverpool, Manchester, Birmingham,
Glasgow, Dublin, Newcastle, New York, Philadelphia, München, Rio de
Janeiro, Rom, Neapel, Mailand, Paris und Marseille
Mechanische Geldüberträger
Norwegische Transportseile an Berghängen
Brieftauben: ägyptische Kalifate um 1100, das Mamelukenreich um 1250,
Belagerungen von Akra (11--?), Candia 1204, Haarlem 1572, Leyden 1575,
Antwerpen 1832, Paris 1870-1871; Reuters Tauben-Börsenpreis-Netz 1849,
russisch-japanische Kriegstaubenzüchter, militärische Taubenzüchter in
1. Weltkrieg, 2. Weltkrieg, Koreakrieg, US-Signalkorps Taubenschläge,
Tauben- Abteilung des britischen Luftministeriums (1. Weltkrieg),
Taubenzüchter der französischen Armee und der Polizeitaubendienst in
Orissa (beide noch intakt).
Chinesische Drachenbotschaften (1232)

Tote optische Netze:
Römischer Lichttelegraph; Polybius' Fackeltelegraph (ca. 150 vor
Chr.); die Signalhügel der indianischen Grabhügelbauer; babylonische
Leuchtfeuer; Feuersignale auf der Chinesischen Mauer; Leuchttürme der
Wikinger in Irland
Amontons' Windmühlensignale (1690)

Optische Telegraphie:
Steganographia von Johannes Trithemius (ca. 1500?), Optischer
Telegraph von Dupuis-Fortin (Frankreich 1788), »Synchronisiertes
System« und »Flügeltelegraph« von Chappe (Frankreich 1793), optischer
Telegraph von Claude Chappe (Frankreich 1793), der Vigigraph
(Frankreich 1794), der schwedische optische Telegraph von Edelcrantz
(1795), der optische Telegraph der britischen Admiralität (1795), der
deutsche optische Telegraph von Bergstrasser (1786), der tschechische
optische Telegraph von Chudy (die Fernschreibmaschine, 1796), Van
Woensels holländisches System (1798), Fiskers dänischer optischer
Telegraph (1801), Grouts amerikanischer optischer Telegraph (1801),
Olsens norwegischer optischer Telegraph (1808), Abraham Chappes
mobiler optischer Telegraph (1812), Parkers amerikanischer optischer
Telegraph (ca. 1820), optischer Telegraph auf Curacao (1825-1917),
Watsons britischer optischer Telegraph (1827), australischer optischer
Telegraph (Watsonsystem, 1827), Lipkens holländisches System (1831),
O'Etzels deutscher optischer Telegraph (1835), Schmidts deutscher
optischer Telegraph (1837), Ferriers optischer Telegraph (1831),
russischer optischer Telegraph (1839, Chappesystem), spanischer
optischer Telegraph (ca. 1846), optischer Telegraph in San Francisco
(1849), Ramstedts finnischer optischer Telegraph (1854)
Heliographie: Der Mance-Heliograph (Britannien, etwa 1860), das
Heliostat, das Heliotrop, das Helioskop, das Heliograph der Börse von
Philadelphia, der Dunkelheitstelegraph von Babbage (nie gebaut),
amerikanische Signalspiegel zur Rettung von Piloten im 2. Weltkrieg
Semaphoren und Signalflaggen: Byzantinischer Flottencode (Byzanz,
900), Schwarzer Buchcode der Admiralität (England, 1337), De la
Bourdonnais-Code (Frankreich, 1738), De Bigot-Code (Frankreich 1763),
Howe-Code (Britannien, 1790), Popham- und Trafalgar-Code (Britannien,
1803, 1813), Myer-Code-Semaphor der US-Armee (USA, 1860),
Militärischer Bollonsemaphor (Frankreich 1790)
Elektrische Suchscheinwerfer-Schauspiele zu Beginn des 20.
Jahrhunderts

Tote elektrische Übertragungsnetze:
Elektrischer Telegraph von George Louis Lesage/Charles Morrison
(1774), Francisco Salvas elektrischer Telegraph Madrid-Aranjuez
(1796), Soemmerings elektrolytischer <Buchstabenblasen> Telegraph
(1812), Henrys elektromagnetischer Telegraph (1831), Baron Schillings
russischer magnetisierter Nadeltelegraph (1832),
Spiegelgalvanometer-Telegraph von Gauss/Weber (1833)

Codierte elektrische Übertragung:
Telegraph von Samuel Morse (patentiert 1837), Karl August Steinhills
Papierstreifen-Telegraph (1837), Charles Wheatstone und William
Fothergill Cookes FünfnadelTelegraph (1837), der Alphabetische
Telegraph
Foy-Breguet Chappe-code Electrical Telegraph, der chemische Telegraph
von Bain(1848), Alexander Bains automatisches Perfora-Band
Übertragungssystem (1864)
Spezielle telegraphische Feuermelder, Alarmanlagen,
Eisenbahnsignalsysteme, Hotelmelder
Telex.

Codierte elektrische Bildübertragung:
Elisha Grays Telautograph (1886)
Der Fernschreiber, der telegrafische Drucker von Vail (1837), der
telegrafische Drucker von House (1846), der telegrafische Drucker von
Hughes (1856), der telegrafische Drucker von Phelps (1859), Frederick
Bakewells Fac Simile Telegraph (1848), Giovanni Casellis Fascimile
Pantelegraph (Paris-Lyon 1865-1870), Ernest Hummels Telediagraph
(1895), Arthur Korns  Telephotographie (1907), Edouard  Belins
Belinograph (1913), Alexander Muirheads »1947 Fax«


Elektrische Klangübertragung:
Unorthodoxe Telephon-Netze und -Geräte: Das Spielzeugtelephon von
Bliss (1886), Telefon Hirmondo, Cahills Telharmonium (1895), Bells
Photophone, der Telephonebote von Newark, der Electrophone Ltd.
Kabelfunk
Telephonische Jukeboxen: The Shyvers Multiphone, the Phonette Melody
Lane, the AMI Automatic Hostess, the Rock-Ola Mystic Music System


Elektrische Klang- und Bildübertragung:
Tote Telephonie: Das AT&T Nipkow Bildplattentelephon (1927), Gunter
Krawinkels Video- Telephonzelle (Deutschland 1929), Reichspost
Bildphon (Deutschland 1936), AT&T Picturephone, AT&T Videophone 2500
Tote mechanische Fernseher: Baird Television, Baird Noctovision, Baird
Telelogoskopie, das General Electric Octagon, das Daven Tri-Standard
Scanning Disc, das Jenkins  W1IM   Radiovisor Kit, der Jenkins Model
202 Radiovisor,  Jenkins Radio Movies, das Baird Televisor Plessey
Model,  das Baird Televisor Kit; die Western Television Corporation
Visionette
Tote Farbfernseherformate: Baird Telechrome, HDTV, PALplus
Briefkasten-Format
Tote Interaktive Television: Zenith Phonevision, der erste
»bezahl-pro-Blick« TV-Service (1951)
Cableshop
AT&T Kabelphoto (1925)

Tote digitale Netze:
Teletext, Viewtron, Viewdata, Prestel, The Source, Qube, Alex
(Quebec), Telidon (Canada), Viatel and Discovery 40 (Australia), das
ICL One-Per-Desk
Tote Anschlagtafelnetze: RIME, ILink, FrEdMail, OneNet, SmartNet,
InfoLink,
WWIVnet, NorthAmeriNet, etc.

Übertragungen durch elektromagnetische Strahlung:
Tote Television: die Nipkow Scheibe (1884), Zworykin Ikonoskop (1923),
Farnsworth Dissector, Hugo Gernsbacks Nipkow Fernsehsender (1928)
Mikrowellen: Microwave relay drone aircraft (Canada 1990s)
Radio: RCA  radiophoto (1926)
Eelektronische Induktion: Smiths Eisenbahn-Induktion-Telegraph (1881),
der Edison Induktionstelegraph (1888)
Satellitentelefon: Iridium

Tote Medien auf Tintenbasis:
Tote Textproduktionsgeräte und -systeme: a) Schreibmaschinen: Henry
Mills Gerät (1714), Pingerons Maschine für Blinde (1780), Burt's
Family Letter Press (1829), Xavier Progins »Machine Kryptographique«
(1833), Guiseppe Ravizza's »Cembalo-Scrivano« (1837), Charles
Thurber's »Chirographer« (1843), Sir Charles Wheatstone's
telegraphischer Drucker (1855), der Beach Typewriter für Blinde
(1856), Edisons elektrische Schreibmaschine (1872), Bartholomew's
Stenograph (1879), Schulz
Auto-Typisten-Lochpapier-Kopier-Schreibmaschine (1927), Weirs
pneumatische Schreibmaschine (1891), die Blickensderfer
Kreiselrad-Schreibmaschine (1892), die Elliott & Hatch Book
Schreibmaschine (1895?), Juan Gualberto Holguins ðBurbraÐ
(pneumatische Schreibmaschine) (1914), die IBM Selectric
Tote Kopiergeräte: James Watt's Tintenkopierer (1780), die
Kopierpresse mit Anilinbleiche, der Hektograph, Edison's elektrischer
Schreibstiftkopierer (1876), Edisons pneumatischer
Schreibstiftkopierer (auch mit Fußantrieb), der musikgesteuerte
Schreibstiftkopierer, der Reed Schreibstiftkopierer, Zuccatos
Trypograph (1877), Gestetners Cyclostyle (1881), The Edison Mimeograph
(1887), The Gammeter, aka Multigraph (circa 1900), The Vari-Typer.
Die am kaiserlichen Hof in China gedruckte Zeitung (circa 618 n.
Chr.), die in Peking gedruckte Stadtzeitung (748 n. Chr.), Bi Shengs
bewegliche Ton-Type (1041 n. Chr.)

Tote Klangaufnahmegeräte:
Abgestorbene Formen des Diktiergeräts: das Ediphone, der SoundScriber,
Poulsen's telegraphon Kabelaufnahmegerät (1893), das Wilcox-Gay Coin
Recordio (1950?). Timex Magnetic Disk Recorder (1954)

Tote Klangarchivierungstechniken:
Abgestorbene phonographische Formate:  Leon Scott de Martinville
phono-autograph (1857), Edison Blechfolienzylinder (1877), Edison
Wachszylinder, der Bettini Micro-Phonograph, das Telegraphone,  Bell's
Graphophone (1886), The Columbia Graphophone Grand, der Edison Concert
Grand Phonograph, der Pathe' Salon Zylinder, the Edison Blue Amberol
Zylinder, der Edison Vertikalrillen Platten-Phonograph, das Michaelis
Neophone.
Ausgelöschte Aufnahmeformate: 78 upm Vinyl, 8-Spur Band, 2-Spur
Playtape, das Elcaset, sowjetische »Knochenmusik«, Aluminiumplatten
Mechanische Musikmaschinen: die Organetta, Organette, Aurephone,
Cecilla, Organina Cabineto, Tournaphone, Cabinetto, Melodia, Musical
Casket, Gately Automatic Organ, »Tanzbar«, Seraphone, Celestina

Tote Klangreproduktionstechnologien:
Der AT&T Vocoder (1939), der Bell Labs Vocoder
Sprechende Puppen und Kassettenpuppen: von Kempelens »sprechende«
Puppe (1778), Robertsons sprechende Wachsfigur (1815), Fabers Euphonia
(1853), Teddy Ruxpin, mit Fernsehprogrammen verbundene Puppen,
realistischen Klang erzeugende Knautschspielzeuge

Tote Bildfixierungstechnologien:
Erloschene Photographietechniken:  Niepces Asphalt-Photograph (1826),
Daguerrotypie (1839), Calotypie (1841), Talbotypie, Collodion-Prozeß
(1851), Fluorotypie, Cyanotypie, Pellet-Prozeß, ferro-gallische and
ferro-tannische Papiere, Eiweiß-Entwicklungsprozesse, Argenotypie,
Kalliotypie, Palladiotypie, Platinotypie (1873), Urandruck,
Pulverentwickler, Pigmentdruck, Artigue Entwickler, Öldruck,
Chromotypie, Herschel's Atemdruck, Diazotypie, Pinatypie, Wothlytypie

Tote Technologien vom stehenden Bild zum taktilen Bild:
Naumburgs Druck-Visagraph und Automatischer Visagraph.

Tote Foto-Display Technologie:
Stereopticon, Protean View, Zogroscope, Polyorama Panoptique,  Frith's
Cosmoskopp,  Knight's Cosmorama, Ponti's Egalethoskop (1862),
Rousell's Graphoskop (1864), Wheatstone's Stereoskop (1832), tote
Viewmaster »Streiker«.
Magische Gläser in Mittelalter und Renaissance: Alhazens Camera
obscura (1000 n. Chr.), Wollastons Camera lucida (1807). Magische
Lanterne, die die Sicht auflöst
Phantasmagorien:  Robertson's Fantasmagorie, Seraphin's Ombres
Chinoises, Guyot's Raucherscheinungen,
Philipstal's Phantasmagorie,  Lonsdale's Spectrographia, Meeson's
phantasmagoria, das optische Eidothaumata, die Capnophoric Phantoms,
Moritz's Phantasmagorie, Jack Bologna's Phantoscopia, Schirmer und
Scholl's Ergascopia, De Berar's Optikali Illusio, Brewster's
catadioptrikale Phantasmagorie,
Pepper's Geist, Messter's Kinoplastikon.
Biddall's Phantospectraghostodrama und ähnliche
»Jahrmarktsgespenster.«
Riviere's Theatre d'Ombres (Paris 1887-1897).

Tote stehende Bilder in »3-D« mit Sound:
The Talking View-Master

Tote Multibild-Technologien mit großem Standvermögen:
Joseph Plateau's Phenakistiskop (1832), Emile Reynaud's Praxinoskop,
Ayrton's Thaumatrop oder auch »magische Platte« (1825), Stampfer's
stroboscope, William George Horner's Zoetrop oder »Rad-des-Lebens«
(1834), L. S. Beale's Choreutoskop (1866), das Viviskop, Short's
Filoskop, Herman Casler's Mutoskop und der »picture parlor« (1895),
the Lumiere Kinora viewer und Kinora camera, das Fantaskop

Tote Kinogeräte, darunter (jedoch nicht vollständig aufzählend):
Muybridge's zoogyroscope, E. J. Marey's Chronophotographie und »fusil
photographique«, George Demeny's Phonoskop, Edison Kinetoskop (1893),
Anschutz's Elektro-Tachyskop, Armat's Vitaskop, Rudge's Biophantaskop,
Skladanowsky's Bioskop, Acre's Kineoptikon, das Counterfivoskop, the
Klondikoskop, Paul's Theatrograph, Reynaud's Theatre Optique,
Reynaud's Musee Grevin Cabinet Fantastique, Lumieres Cinematograph,
Kobelkoff's Großer Cinematograph, Lumieres Cinematographe Geant
(1900), der Vitagraph, Paul's Animatograph, der Vitamotograph, der
Kinesetograph, Proszynski's Oko, das Urbanora, die Prager Laterna
Magika
The Sony Videomat »coin-op« Video Recorder Zelle (1966)
Abel Gance's Polyvision Mehrfachprojektions-Stummfilm-Kino
Das Chiu-mou-ti Hsing-wu-t'ai (Shanghai 1920s)

Tote Soundsysteme für Multiple-Image Technologie
Darunter: Photo-Cinema-Theatre Sound Film System (1900), Gaumont's
Chronophone (1910), Messter's Biophon (1904), das Mendel-Walturdaw
Cinematophone (1911), The Jeapes-Barker Cinephone (1908), Hepworth's
Vivaphone (1911), Edisons Kinetophone (1913),  Ruhmer's Photographon
optischer Klangrecorder (1901), das Synchronoskop, das Cameraphone,
Phonofilm, das Graphophonoskop, das Chronophotographoskop, der
Biophonograph, DeForest Phonofilm (1923), Warner Bros/ Western
Electric Vitaphone (1926), Fox Movietone (1927), Vocafilm, Firnatone,
Bristolphone, Titanifrone, Disney's Cinephone, Hoxie / RCA Photophone
(1928), General Electric Kinegraphone (1925), Cinerama (1951),
CinemaScope (1952), Natural Vision (1952), Todd-AO, Super Panavision
70, Ultra Panavision 70
Das Scopiton

Tote Multiple-Image Technologie mit immersiver Wirkung
Raoul Grimoin-Sanson's Ballon-Cineorama Zehnfach-Projektor
Rundumleinwand (1900)

Tote Sound- und Geruchssysteme für Multiple-Image Technologie
Odorama, Smell-O-Vision (1960), Aromarama (1959) etc.

Tote Sound- und Geruchssysteme für Multiple-Image Technologie mit
immersiver Wirkung
Morton Heilig's Sensorama.

Tote Multiple-Image Technologie, »3-D«
Devignes's Stereoskopische Zoetrope (1860)
Stereoskopische Phenakistoskope: Seller's Kinematoscope (1861), Shaw's
Stereoskopisches Phenakistoskop (1860), Bonelli and Cook's
Microphotographische Stereo-Phenakistoskop (1863), Wheatstone's
Stereoskopischer Betrachter (ca. 1870)
3-D Projektionssysteme: d'Almeida's projizierte 3-D magische
Laternendias (1856), Heyl's Phasmatrope (1870), Grivolas's
Stereoscopische Filmbilder (1897), das Fairall Anaglyph Verfahren
(1922), Kelly's Plasticon (1922), Ives and Leventhall's »Plastigram«
alias Pathe Stereoscopiks alias Audioscopiks alias Metroscopix
(1923,1925, 1935, 1953), Teleview (New York 1922),  stereoskopische
Filme mit polarisiertem Licht (1936), Ivanov's Parallaxen- Stereogramm
Projektor (Moskau 1941), Savoy's Cyclostereoskop (Paris 1949), das
Telekinema (London 1951), Space Vision (Chicago 1966)
VisiDep 3-D Fernsehen

Tote Soundsysteme für Multiple-Image Technologie, zugehörige
Speichermedien
Tote Videoformate: Baird Phonovisor Wachs-Videoplatte (1927),
Ives/Bell Labs Halbtonfernsehen (1930s), Eidophor video Projektor
(1945), Westinghouse Phonovid Vinyl Video (1965), PixelVision,
Polavision, Philips Laservision Videodisk, Panasonic HDTV (1974),
McDonnell Douglas Laserfilm Videodisc (1984), analoges HDTV (1989),
RCA SelectaVision CED Videodisk, Telefunken Teldec Decca TeD
Videodisk, TEAC System Videodisk, Philips JVC VHD/AHD Videodisk
Tote Videotapes: Ampex Signature I (1963), Sony CV B/W  (1965), Akai
1/4 inch B/W & Colour (1969), Cartivision/Sears (1972) Sony U-Matic
(197?), Sony-Matic 1/2" B/W (197?) EIAJ-1 1/2" (197?), RCA
Selectavision Magtape (1973), Akai VT-100 1/4 inch portable (1974),
Panasonic Omnivision I (1975), Philips "VCR" (197?), Sanyo V-Cord,
V-Cord II (197?), Akai VT-120 (1976), Matsushita/Quasar VX (1976),
Philips & Grundig Video 2000 (1979), Funai/Technicolor CVC (1984),
Sony Betamax

Tote Virtualitäten
Gebaute Display-Umgebungen (nicht immersiv):
Dioramen (kein Sound), de Loutherbourg's Eidophusikon (Sound und
Beleuchtung) (1781), das Stereorama, das Cosmoramic Stereoskop

Mechnaische Bühnen:
Japanisches karakuri Puppentheater, Heron's Nauplius, tote
Geisterbahnen

Immersive gebaute Display-Umgebungen:
Panoramas, Poole's Myriorama, das Octorama, das Diaphorama,
Cycloramas, das Pariser Mareorama (1900)
Funktionsuntüchtig gewordene digitale VR Systeme

Tote Datenaufspürgeräte und -systeme
Prüfschienen für Buchhalter
Zur Katalogiserung von Karten: Das Indecks Information Retrieval
System, Diebold Cardineer Kreiselarchivierer, Peek-a-Boo Index Cards:
Aspect Cards, Optical Coincidence Cards und Batten Cards, Keydex,
Termatrex, Minimatrex, Omnidex, Findex, Selecto, Sphinxo,
Sichtlochkarten, Ekaha, Vicref, Find-It, Brisch-Vistem und Trio Index
Cards
Polnische Indexkarten-Kryptographie
Mikrofichekarten: Microcite Microfiche Index Cards, Jonkers'
Minimatrex Microfiche Index Cards
Vannevar Bush's Comparator and Rapid Selector, Scott's Electronium
music composition system

Tote Computertechnologie (mechanisch)
Erloschene Computerplattformen:
Abakus (circa 500 v. chr., Ägypten, immer noch weit verbreitet),
saun-pan Rechentafel (200 n. Chr., China), soroban Rechentafel (200 n.
Chr., Japan), Napiers Knochen (1617, Schottland),William Oughtreds
Rechenschieber (1622, England) und andere Rechenschieber, Wilhelm
Schickards Rechenmaschine (1623 ?), Blaise Pascals Rechenmaschine
(1642 Frankreich), Schotts Organum Mathematicum (1666), Gottfried W.
Leibniz' Rechenmaschine (1673), Charles Babbages Difference Engine
(1822 England, gebaut 1990), Charles Babbages Analytical Engine (1833
England, nie gebaut), Scheutz` mechanischer Rechner (1855 Schweden),
das Thomas Arithmometer, Hollerith Tabulator (1890)

Tote Rechentechnologie (elektronisch, analog)
Vannevar Bush differential analyzer (1925 USA)

Tote Rechentechnologie (digital)
Der Cauzin Strip Reader (Speichermedien)

Erloschene Spielplattformen:
The Video Brain (1975?) Fairchild/Zircon "Channel F" (1976), Bally
Astrocade (1977),  RCA Studio II (1977), Emerson Arcadia (1978),
Imagination Machine (1980), ColecoVision (1982), Entex Adventurevision
(1982), Zircon Channel F II (1982), Mattel Aquarius (1983),
Ultravision Arcade System (1983), Nintendo Famicon (1983), Nintendo
Entertainment System (1985),  Sega Master System (1986) Konix
Multi-System (1989), NEC Turbo-Grafx 16 (1988), Actionmax Video
System, Adam Computer System, Atari: 2600/5200/7800,  GCE Vectrex
Arcade System, Intellivision I/II/III, (aka Tandyvision One,  Mattel
Entertainment Computer System, Super Video Arcade, INTV System III/IV,
Super Pro System) Odyssey, Commodore, APF, Spectravision, Tomy Tutor,
etc.

Tote binär-digitale Computer:
Konrad Zuses Z1 Computer (1931 Deutschland), Atanasoff-Berry Computer
(1939 USA), Turings Colossus Mark 1 (1941 England), Zuse's Z3 computer
(1941 Deutschland), Colossus Mark II (1944 England), IBM ASCC Mark I
(1944 USA), BINAC (Binary Automatic Computer) (1946-1949 USA), ENIAC
(Electronic Numerical Integrator and Computer) (1946 USA)
Tote Mainframes
Tote Personal Computer:
Altair 8800, Amiga 500, Amiga 1000, Amstrad, Apple I, II, II+, IIc,
IIe, IIGS, III, Apple Lisa, Apple Lisa MacXL, Apricot, Atari 400 and
800 XL, XE, ST, Atari 800XL, Atari 1200XL, Atari XE, Basis 190, BBC
Micro, Bondwell 2, Cambridge Z-88, Canon Cat, Columbia Portable,
Commodore C64, Commodore Vic-20, Commodore Plus 4, Commodore Pet,
Commodore 128 CompuPro "Big 16", Cromemco Z-2D, Cromemco Dazzler,
Cromemco System 3, DEC Rainbow, DOT Portable, Eagle II, Dragon System
Dragon 32 and Dragon 64, Epson QX-10, Epson HX-20, Epson PX-8 Geneva,
Exidy Sorcerer, Franklin Ace 500, Franklin Ace 1200
Fujitsu Bubcom 80, Gavilan, Grid Compass, Heath/Zenith, Hitachi Peach,
Hyperion, IBM PC 640K, IBM XT, IBM Portable, IBM PCjr, IMSAI 8080,
Intelligent Systems Compucolor and Intecolor, Intertek Superbrain II,
Ithaca Intersystems DPS-1, Kaypro 2x, Linus WriteTop, Mac 128, 512,
512KE, Mattel Aquarius, Micro-Professor MPF-II, Morrow MicroDecision
3, Morrow Portable, NEC PC-8081, NEC Starlet 8401-LS, NEC 8201A
Portable, NEC 8401A, NorthStar Advantage, NorthStar Horizon, Ohio
Scientific, Oric, Osborne 1, Osborne Executive, Panasonic, Sanyo 1255,
Sanyo PC 1250, Sinclair ZX-80, Sinclair ZX-81, Sinclair Spectrum, Sol
Model 20, Sony SMC-70, Spectravideo SV-328, Tandy 1000, Tandy 1000SL,
Tandy Coco 1, Tandy Coco 2, Tandy Coco 3, TRS-80 Modelle I, II, III,
IV, 100, Tano Dragon, TI 99/4, Timex/Sinclair 1000, Timex/Sinclair
Frabcomputer, TRW/Fujitsu 3450, Vector 4, Victor 9000, Workslate,
Xerox 820 II, Xerox Alto, Xerox Dorado, Xerox 1108, Yamaha CX5M
Tote digitale Personal-Assistanten:
Apple Newton.
Tote Computersprachen:
Fortran I, II und III, ALGOL 58 und 60, Lisp 1 und 1.5, APT, JOVIAL,
SIMULA I und 67, JOSS, SNOBOL, APL
Tote Betriebssysteme:
CP/M, CP/M-86, DEC RSTS/E, Fujitsu E-35, GO Penpoint, Sharp FDOS, MSX,
Newton OS
Tote Internettechniken:
Gopher, WAIS, Mosaic, Lynx



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