mieke gerritzen on 5 Jul 2001 16:36:46 -0000


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[rohrpost] ** 5. Internationaler Browserday Berlin **


Title: ** 5. Internationaler Browserday Berlin **

Bundeszentrale für Politische Bildung und
Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin
präsentieren
5. Internationaler Browserday Berlin
4. Dezember 2001

MOBILE MINDED / MOBIL GESINNT
WWW.BROWSERDAY.COM



MOBILE GESINNT
Der Fünfte Internationale Browserday in Berlin ruft Studierende und junge Designer/innen auf, ihre kreativen Ideen für die drahtlose Kommunikation vorzustellen. Bei diesem Wettbewerb, der zum ersten Mal in Deutschland stattfindet (vorher bereits in Amsterdam und New York), werden Mediendesigner/innen, Künstler/innen und andere junge Professionelle ihre wilden und kreativen Vorschläge für die mobile Navigation der Zukunft zeigen. Der sogenannte "Browserkrieg" zwischen Microsoft und Netscape gab Anfang 1998 den Ausschlag für unsere Suche nach alternativen, imaginativ-utopischen Navigationstools. Dann dachten wir für einen Moment, das Ende der Browser wäre nah. Der Internet Explorer von Microsoft gewann das befürchtete Quasi - Monopol, während der einst so innovative Netscape Navigator verkümmerte, nachdem er von dem Mediengiganten AOL-Time Warner übernommen wurde. Trotz nicht endender Kritik am Interface-Design änderten sich die Anwendungen der World Wide Web Browser nicht. Im Gegenteil - eine Phase der Konsolidierung setzte ein. Stück für Stück bewegte sich der bis dahin auf PCs fokussierte Markt hin zur Vermarktung von Handys, Settop Boxen und Handhelds, in denen die Browser bereits integriert sind. Der "Economist" bemerkte, dass in Bezug auf diese Geräte ein neuer Browserkrieg im Gange sei, da die Software-Unternehmen nun darum wetteifern, die entsprechenden Browser zu liefern.

" Talk back to your mobile "
Eine der Inspirationen für den Internationalen Browserday in Berlin ist die "Radio-Theorie" (1932) von Bertolt Brecht. In ihr untersuchte er die Möglichkeit der bi-direktionalen Kommunikation. Sie ist damit ein frühes Beispiel für eine interaktive Utopie. Brechts Vorschlag lief darauf hinaus, die Hierarchie zwischen Sender und Empfänger zu durchbrechen. Diese Forderung gewinnt an Bedeutung in der turbulenten Welt der drahtlosen Anwendungen. Drahtlose Dienste, die nur über geschlossene proprietäre Standards zugänglich sind, behandeln dagegen ihre Kunden als passive, herunterladende Konsumenten. Die Benutzeroberflächen und Inhalte der drahtlosen Dienste sind hochgradig editierte Umgebungen. Sie beschränken sich bisher auf Nachrichten, die vor allem von dominanten Nachrichtenagenturen wie DPA und Reuters geliefert werden, auf Wetterberichte, Restaurantführer oder das Neueste von den Börsen. Die New York Times bemerkt dazu: "Das mobile Web bleibt ein Versprechen". Richtig. So lange das Umfeld der drahtlosen Informationen von Telekommunikations-Giganten kontrolliert wird, bleibt der Vergleich mit dem World Wide Web eine Farce. Wir haben genug gehört von fehlgeschlagenen Investitionen und fallenden Aktienkursen. Auf der Tagesordnung steht nichts geringeres als die Demokratisierung der drahtlosen Kommunikation. Die Erschließung des drahtlosen Raumes ist beides: eine politische und eine technologisch-ästhetische Herausforderung, diese immer noch unerschlossenen Räume zu gestalten. Wir möchten nicht länger nur auf weitere Spekulationen der strategisch gewinnorientierten Unternehmen warten. Entwerft Eure eigenen mobilen Browser, Web/ Mobile TV Player, Geo Locater und Suchmaschinen für Musikdateien. Beschränkt Euch nicht auf die winzigen Bildschirme, nur einen Text erfassende SMS-Benutzeroberflächen oder die gegenwärtig langsame Übertragungszeit. Wir können die Primitivität der heutigen Bildschirme beklagen - wir können diese Einschränkung aber auch als Herausforderung ansehen. Auf dem 5. Internationalen Browserday werden Designerinnen und Designer die Sache in die Hand nehmen und die Kraft ihrer Kreativität demonstrieren. Die Gestaltung von Kommunikationsmöglichkeiten für künftig buchstäblich Milliarden mobiler Menschen ist der Gegenstand dieses neuen Mediendesign - Wettbewerbs.

EINLADUNG ZUM WETTBEWERB
Der Internationale Browserday bietet eine Chance, die Zukunft der Kommunikation und des Wissens neu zu entwerfen. Die Jury wünscht sich bahnbrechende Konzepte, neue Sichtweisen und Nutzungen des Internets und der drahtlosen Kommunikation im noch unbestimmten Kontext des Designs und der Kommunikation des 21. Jahrhunderts. Unsere Jury sucht junge Designerinnen und Designer, Studentinnen und Studenten der Bildenden Künste (Designer, Programmierer, Architekten, Komponisten, Schauspieler, Filmemacher), die die bestehenden Standards und Voraussetzungen herausfordern.

Am 4. Dezember 2001 werden Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus aller Welt eingeladen, ihre kühnen Sichtweisen, gewagten Designs und innovativen Ideen für die ultimative Benutzeroberfläche (im Internet und darüber hinaus) auf der Bühne der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin zu präsentieren. Die Ideen werden im "Three4All-Format" vorgestellt: die Finalisten haben genau drei Minuten (180 Sekunden und nicht mehr) Zeit, ihren Entwurf unter Benutzung jeglicher Medien (von einer Skizze bis zu einem Schauspiel, von High Tech bis Low Tech) zu präsentieren.

DAS VERFAHREN:
Für Eure Bewerbung schickt uns bitte eine kurze Beschreibung (ca. 200 Wörter) Eurer Vision der mobilen Zukunft der Kommunikation. Beschreibt auch, wie Ihr Eure Vision in DREI Minuten vor einem Life Publikum von mehr als 1000 Leuten in der Volksbühne in Berlin präsentieren wollt (unter Benutzung von digitalen Medien, Graphiken, Sound, Video, Performance, usw.). Es stehen ein High End Computer, Internetzugang, Video Playback, ein Sound System und die große Bühne zur Verfügung. Einsendungen können von einer URL, einer Zeichnung, einer digitale Datei (nicht größer als ein Megabyte) oder einem einminütigem Audio- oder Videotape begleitet werden. Das eingereichte Material wird nicht zurückgesendet. Die Veranstalter des International Browserday haften nicht für verlorengegangene oder beschädigte Materialien. Alle Teilnehmer verleihen den Veranstaltern das Recht, ausgewählte Arbeiten auf ihrer Website oder bei zukünftigen Promotionaktionen zu verwenden. Sämtliche Eigentums- und Urheberrechte an den übermittelten Informationen verbleiben jedoch bei den Teilnehmern.

EINSENDESCHLUSS: Montag 15. Oktober
Am 5. November 2001 werden die 40 Finalisten ausgewählt, die am 4. Dezember in der Volksbühne präsentieren.

adresse:
NL.DESIGN
ROZENSTRAAT 147
1016 NR AMSTERDAM
NIEDERLANDE

WEBSITE: www.browserday.com
information: browserday@nl-design.net

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Der fünfte Internationale Browserday ist eine gemeinsame Veranstaltung der Bundeszentrale für Politische Bildung und der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin. Das Konzept und die Organisation werden von NL.Design Amsterdam in Zusammenarbeit mit Prof. Joachim Sauter (HdK Berlin), Transmediale und DeBug entwickelt und realisiert.
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ZUR GESCHICHTE DES BROWSERDAY
Der Browserday wurde von einer Gruppe holländischer Designer entwickelt, die mit dem grauen  Interface der bestehenden Browser unzufrieden waren. Die Gründerin von NL. Design, Mieke Gerritzen, und der Medientheoretiker Geert Lovink leiteten einen Workshop für Studenten an der Amsterdam Art Academy über den Hintergrund und die Bedeutung von Browsern und deren Gestaltung. Gerritzen und Lovink verfolgten in dem Workshop die Absicht, zwischen Software Entwicklern und Designern eine Diskussion über die Frage zu entfachen, wie man die Technologie benutzerfreundlich gestalten könnte. Ein Ergebnis war, dass junge Designstudenten aufgefordert wurden, Alternativen zu den bestehenden Browsern zu entwickeln. Dieser Wettbewerb wurde 1998 unter der Organisation von NL. Design, der Rietveld Akademie und der Society for Old and New Media in Amsterdam zum Ersten Internationalen Browserday. Die ersten drei Browserdays wurden in Amsterdam veranstaltet, organisiert von NL. Design in Zusammenarbeit mit der Society for Old and New Media, Paradiso und De Balie. Der vierte Internationale Browserday fand am 29. März 2001 an der Cooper Union in New York statt. Dieser Wettbewerb wurde von NL.Design und United Digital Artists in New York organisiert.