Inke Arns on 22 Sep 2001 14:02:15 -0000


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[rohrpost]ausstellung "layered narratives" apichatpong weerasethakul



Date: Wed, 12 Sep 2001 22:17:01 +0200
From: ulrike kremeier <plattform@snafu.de>
Subject: ausstellung "layered narratives" apichatpong weerasethakul

sehr geehrte damen und herren,

hiermit möchte wir sie auf folgende ausstellung bei plattform, chausseestr.
110/I, 10115 berlin-mitte aufmerksam machen:


13.09.-26.10.01

apichatpong weerasethakul "layered narratives"


veranstaltungen (filmvorführungen):

26.09.01, 20 uhr:	apichatpong weerasethakul "mysterious object at noon"
			(thailand, 2000, s/w, 85 min) 

06.10.01, 20 uhr:	jonas mekas "reminiscences of a journey to lithuania"
			(usa, 1972, s/w, 82 min)


ausstellungsinformation:


"i am interested in the possibilities of involving both fact and fiction in
one film, with each of them intersecting and supporting each other. i was
not thinking much about revolutionizing the narrative method, though."
dieses statement zur eigenen arbeit kann als paradigmatisch für den
cinematografischen ansatz des 1970 in thailand geborenen filmemachers
apichatpong weerasethakul verstanden werden. 

im fokus seines interesses steht die frage nach konstruktion von identität,
die sich für ihn in ganz alltäglichen situationen ausbildet einerseits
sowie die verbildlichung von wirklichkeit, die sich als nicht-linear,
abstrakt und fragmentiert darstellt andererseits. von geringer bedeutung
ist für ihn, ob die so entstandenen bilder wahrhaftig oder gespielt sind.
wirklichkeit ist immer ein wenig als ob. die wirklichkeit der bilder ist
(nur) die möglichkeit eines ereignisses, wobei der spezifische, die
vermeintliche wahrhaftigkeit garantierende blick darauf, versubjektiviert
wird.

ausgehend von bildern des alltagslebens (südostasiens) entwickelt er
innerhalb eines jeden seiner filme verschiedene szenische erzählstränge,
die divergente ebenen indivudueller identität in der untrennbarkeit von
kollektivem (kulturellen) gedächtniss thematisieren.  diese reflektionen
alltäglichen lebens hangeln sich in der regeln zwischen den polen
tradierter, (sozial-)historisch geprägter mythen einerseits und der rolle
zeitgenössischer massenmedien anderseits entlang. so schöpfen
beispielsweise die erzählungen und artikulationsformen der dorfbewohner
ihren zeichensatz aus der tradition, aus mythen und religion. andererseits
werden in "mysterious object at noon" aber auch immer wieder
nachrichtenbilder eingeblendet, die für eine vermeintlich objektivierte
perspektive der weltbetrachtung stehen. 

ähnlich dem von jean-luc godard in "histoire(s) du cinema" angewandten
montageprinzip, welches die gleichzeitigkeit einer als explizit subjektiv
ausgewiesenen geschichtsschreibung und des geschichten-erzählens offenlegt,
basieren die filme apichatpong weerasethakuls auf einer vielschichtigen
konstruktionsmethode. über simple, gleichermassen aber komplexe bild- und
tonebenen werden narrative strukturen geschaffen, die "geschichten"
erzählen, die teilweise ineinandergreifen, parallel laufen oder sich durch
gezielte brüche widersprechen. es sind verschiedene referenzsysteme von
bildern. einmal die dem theater ähnelnden szenischen bilder, bilder mit
dokumentarischem duktus, bei denen jedoch immer zweifelhaft ist, ob es sich
auch tatsächlich um dokumente handelt, sowie fernsehbilder, die als
garanten der wahrheit der bilder einerseits behauptet, andererseits aber
auch demontiert werden: denn entweder die fernsehbilder können für die
wahrhaftigkeit des fiktien umfeldes stehen, oder aber die fernsehbilder
werden vom fiktiven umfeld bezweifelt.   



plattform
chausseestr. 110/I
d-10115 berlin

tel +49-30-28046973
fax +49-30-28047029

öffnungszeiten: mi/do/fr 14 - 19 uhr


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