Krystian Woznicki on Fri, 19 Oct 2001 14:51:41 +0200 (CEST)


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[rohrpost] Fwd:Thomas Frank Vortrag, Koeln, 29.10.


V e r e i n  m i t  Z u k u n f t  lädt ein zur
guten Veranstaltung (N° 9) - erstmals im LITERATURHAUS!

Thomas Frank (Chicago)

»One Market Under God« - Globalisierung: ein neoliberalistischer
Betrug?

Vortrag/Lesung (auf Englisch)

im:  Literaturhaus, Köln-Mediapark, Im Mediapark 6 (Tel. 547 37 32-0)
am: Montag, den 29. Oktober 2001
um: 20.30 Uhr

Eintritt: DM 7

Im Winter 1993/1994 erschien in Chicago die fünfte Ausgabe der
Zeitschrift "The Baffler" (www.thebaffler.com). Die Headline lautete:
"Alternative to What?". Auf dem Höhepunkt der Grunge-Bewegung sagte
die Redaktion einer selbsternannten Alternative Culture den Kampf an,
welche die eigene Kommerzialisierung im Namen von "Rebellion" und
"Widerstand" vorantrieb.

"Baffler"-Herausgeber Thomas Frank begann seinen damaligen Leitartikel
mit den Worten: "Es gibt nur wenige Spektakel, an der die Wirtschaft
Amerikas mehr Freude hat als an einer guten Gegenkultur."
Seitdem sind viele Jahre verstrichen, aber der Befund kann sich noch
heute sehen lassen. "The Baffler" erscheint weiterhin regelmäßig (und
in steigenden Auflagen). Mit Überschriften wie "The Folklore of
Capitalism" oder "The God that Sucked" agitiert die Zeitschrift gegen
die Ideologie des Marktes und den "angeblichen marktpopulistischen
Konsens".

Und Thomas Frank ist zu einem der führenden linken Kulturdiagnostiker
in den USA avanciert. Als Stichwortgeber der Anti-Corporate-Bewegung
agiert er dabei zugleich als einer ihrer Kritiker: "Die Märkte sind
nur zu zügeln, wenn man sie kritisch von außen betrachtet. [...] Wir
benötigen weder weitere Zielgruppenanalysen noch Benimmregeln für
Spitzenmanager, sondern eine ebenbürtige Kraft, die sich den
Anforderungen des Profits im Interesse einer demokratisch verfassten
Marktwirtschaft widersetzt."

Franks neues Buch "One Market Under God" (2000), das gerade in
deutscher Übersetzung erschienen ist ("Das falsche Versprechen der New
Economy", Campus), untersucht das Dogma, der Markt sei die höchste
Form menschlicher Organisation. Frank betont, dass Marktpopulismus
nicht mit Sozialdarwinismus zu verwechseln ist, denn er "schafft Raum
für die Zornigen, die Hungrigen und all jene, die ohne Lobby sind. Er
verfügt über eine voll ausgearbeitete Theorie des Klassenkonflikts; er
befürwortet Kreativität und Rebellion; er blickt wohlwollend und
verständig auf diejenigen, die sich gegen die Welt auflehnen wollen."
Trotzdem sei der Markt gerade kein volksnahes, demokratisches
Instrument. Das würden die weltweit wachsenden ökonomischen
Ungleichheiten und das Wohlstandsgefälle zwischen industrialisierten
und weniger industrialisierten Ländern zeigen.

Thesen, über die auch vor dem Hintergrund des vermeintlichen "de facto
end of an uncritical faith in Market Society" (Dion Dennis) seit dem
11. September 2001 zu diskutieren sein wird.


Thomas Frank ist Herausgeber von "The Baffler" (Chicago), Autor von
"The Conquest of Cool. Business Culture, Counterculture, and the Rise
of Hip Consumerism" (Chicago University Press, 1997)  und "One Market
Under God" (2000, dt. "Das falsche Versprechen der New Economy",
Campus, 2001 ) sowie freier Autor u.a. für "The Washington Post", "The
Nation", "In These Times", "Harper's", "Wall Street Journal". 

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