Roberto Simanowksi on Fri, 8 Feb 2002 11:10:05 +0100 (CET)


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[rohrpost] Januar-Newsletter dichtung-digital


Willkommen zur Januar-Ausgabe des Newsletters von
http://www.dichtung-digital.com

Dieser Newsletter wurde unterstützt durch: 
University of Washington / Department of Germanics:
http://depts.washington.edu/uwgerman

Vielen Dank dem Sponsor und viel Vergnuegen den Lesern.

Roberto Simanowski

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INHALTSUEBERSICHT:
Fotograf ohne Kamera / Interview Pias / Interview Andrews / "Yatoo" /
"We Descend" / Andrews audio-visuelle Poesie / "Cyberhypes" /
Transmedialisation / "Mythos Internet" / Workshop-Bericht Computergames
/ Digital Poetics

INHALT:
***Fotograf ohne Kamera Netzpornographie als Kunst bei Thomas Ruff
[Deutsch]
Pornographische Ready-mades aus dem Internet, manipuliert mit
Bildeditoren, ausgestellt in Kunstgalerien: Mit seiner Serie "Nudes"
bestimmt Thomas Ruff Aktfotografie neu, indem er das Fotografieren
gleich doppelt ans digitale Medium bindet. Das Endprodukt trägt die
getilgte Vergangenheit seines Originals unübersehbar in sich und lebt
von der Spannung des Zeigens und Verbergens. Zugleich ändert sich die
Hierarchie der Blicke: Der nackte Körper beobachtet nicht mehr den
Voyeur und dieser wird schließlich selbst zum Objekt der Betrachtung.
Roberto Simanowksi hat sich dem Blick ausgesetzt.
http://www.dichtung-digital.com/2002/01-30-Simanowski.htm

***Computerspiele im Prüfstand. Interview mit Claus Pias [Deutsch]
Claus Pias forscht am Lehrstuhl "Geschichte und Theorie Künstlicher
Welten" der Fakultät Medien an der Bauhaus-Universität Weimar zu
Computerspielen, deren Entstehung und Eigenschaften er in seiner
Dissertation "Computer Spiel Welten" (2000) untersuchte. Roberto
Simanowski sprach mit ihm über Medienforschung, Ästhetik, Ethik und
Handlungskonzepte von Computerspielen sowie über ihre kulturtechnischen
Vorläufer im vordigitalen Zeitalter.
http://www.dichtung-digital.com/2001/12-30-Pias.htm

***Becoming full-time web artist. Interview mit Jim Andrews [Englisch]
Andrews organisierte eine Literatur-Radio Show, ein Literatur-Magazin
und wöchentliche Lyrik-Lesungen - bevor seine Arbeit als Pogrammierer
ihn im Feld digitaler Ästhetik mit audio-visueller Poesie
experimentieren ließ. Roberto Simanowski sprach mit Andrews über sein
Werk, über das Verhältnis von Programmierkenntnissen und konzeptueller
Arbeit, über den Unterschied zwischen europäischer und
nordamerikanischer Netzkunst und über den digitalen Melting-Pot, der das
eine Medium im anderen auf/untergehen lässt.
http://www.dichtung-digital.com/2001/12-29-Andrews.htm

*** "Yatoo" von den Zeitgenossen [Deutsch]
Ein audio-visueller Hypertext, ein Lovepoem, das seinen Text erst bei
Mauskontakt preisgibt. Die Soundaktivierung erfolgt zugleich als
visuelles Ereignis und beides spielt so gut ineinanander, dass auch
Skeptiker ihre Freude am semantischen Mehrwert der Effekte haben
dürften. Ursula Hentschläger und Zelko Wiener haben ein Werk ins Netz
gestellt, dem man gern begegnet.
http://www.dichtung-digital.com/2001/12/21-Simanowski

*** "We descend" von Bill Bly [Englisch]
Es ist zweifelhaft, ob Jan Van Looys Beitrag "23 reasons not to read We
Descend" ihm in der Hypertext-Gemeinde eine Menge Freunde schaffen wird.
Sein Kommentar zu Bill Bly's Hyperfiction ist in mancher Hinsicht
fragwürdig und insgesamt recht feindselig und überspitzt wie schon
wenige Sätze zeigen:
-Die Behauptung, Hypertext sei die Verwirklichung von Derridas
Grammatologie ist reines Wunschdenken.
-We Descend wirkt wie die letzten 30 Seiten eines billigen
Kriminalromans.
-Wenn ein Plot eine Schweizer Uhr sein soll, dann ist der von We Descend
eine ägyptische Fälschung.
Ein provokanter Kommentar, der Kommentare provoziert. Deswegen sei er
hier veröffentlicht.
http://www.dichtung-digital.com/2001/12-14-Looy.htm
(Kommentare von Jill Walker und Jan Van Looy)

***Kampf/Tanz der Wörter [Deutsch/Englisch]
Das Gedicht, das angeblich abgedriftet ist und auf Klick erst recht aus
den Fugen gerät. Das Computerspiel, bei dem man im Namen der Poesie
Poesie abschießen kann. A capella als Hypertext, der zum Sound auch noch
Buchstaben tanzen läßt. Jim Andrews kinetisch-konkrete, audio-visuelle
Poesie ist ein ironischer Zugriffe auf die Materialität des Textes, der
ebensoviel visuelles wie gedankliches Vergnügen bereitet. Und als
Nachtisch: die Verwandlung der Schönen ins Tier.
http://www.dichtung-digital.com/2001/12-10-Simanowski.htm
(Englische Übersetzung von Florian Cramer)

***Cyberhypes. Möglichkeiten und Grenzen des Internet [Deutsch]
Von Computern umstellt, im Herzen der Mall. Der Sammelband von Rudolf
Maresch und Florian Rötzer ist die Inventur eines Mediums. Die 14 Texte
des Anschlussbandes zum "Mythos Internet" sprechen vor allem von Opfern
und Verlust. Das Internet ist erwachsen geworden, nimmt die Piercings
aus der Nase und sucht einen Job.
http://www.dichtung-digital.com/2001/12/06-Simanowski

***Transmedialization: An interart transfer [Englisch]
Transmedialisierung bezeichnet den Transfer eines Textes (im weiten
Sinne: Schrift, Bild, Video, Ton) von einem Medium in ein anderes und
ist ein spezifischer Typ von "Remediation": bezogen auf einen
spezifischen Text in unterschiedlichen Medien. Transmedialisierung führt
zu einer Veränderung des Ursprungstextes: Welche Aspekte werden dabei
betont? Welche verschwinden im Hintergrund? Karin Wenz unterscheidet mit
Bruhn 4 Formen: Integration, Flektion, Adaption und Performanz ...
http://www.dichtung-digital.com/2001/12/05-Wenz

***Mythos Internet [Deutsch]
Was es mit dem Phänomenen einer heraufziehenden Internet-Gesellschaft
auf sich hat und was davon als Mythos in die Projektionskiste
halbwissender Proponenten und Contrahenten gehört, sagt dieser
Sammelband von Stefan Münker und Alexander Roesler in 17 Beiträgen. Was
David J. Bolter dabei mediengeschichtlich entwickelt und implizite zu
einer Neuformulierung der 6. Feuerbachthese von Marx führt - das
Individuum als Summe seiner Links -, bringt Mark Poster kurzerhand auf
die Formel: Das Internet ähnelt eher Deutschland als einem Hammer.
http://www.dichtung-digital.com/2001/12/05-Simanowski

***Zeit und Raum in interaktiven Kinder- und Jugendmedien
[Englisch/Deutsch]
Muss Interaktivität geopfert werden im Interesse einer sinnvollen
Zeitstruktur? Ist ein völlig immersives Spielumfeld Ziel der
technologischen Entwicklung? Haben die offensichtlichen
Qualitäts-Schwachpunkte mit dem Genre insgesamt zu tun oder können sie
zurückgeführt werden auf die individuellen Mängel einzelner Beispiele
eines jungen, sich erst noch entwickelnden Genres? Anja Rau berichtet
vom Workshop in Zürich, der Computerspiele als Beispiel digitaler
Literatur diskutiert. [Englisch]
http://www.dichtung-digital.com/2001/12/22-Rau
Ein Workshop November 2001 in Zürich brachte verschiedener Kreise
zusammen, die sich theoretisch und praktisch mit dem Medium
"Computerspiel" auseinandersetzen. Eingangsthese war, dass sich einige
spezifische Gattungen des Computerspiels als narrative Medien
präsentieren und somit Genettes Erzähltheorie anwendbar machen. Ein
Problem der Computerspiele liegt freilich in der Kombination linearer
Erzählstrukturen mit den nonlinearen Spielstrukturen... Karin Wenz
stellt die Beiträge vor. [Deutsch]
http://www.dichtung-digital.com/2001/12/04-Wenz

***Digital Poetics. The Making of E-Poetries [Englisch]
Was Schreiben bedeutet, ändert sich durch das benutzte
Aufschreibesystem. Selbst die Webadresse beeinflusst unsere
Rezeptionsweise. (Was denkt man, wenn man als URL tippt: 
/theories/hypertext.html versus /theories/tomfoolery/hypertext.html?) Um
die Poesie der Zukunft zu erkennen, muss man lernen, durch neue Brillen
zu sehen. Der Auszug von Loss Pequeño Glazier's Buch gibt eine
Vorstellung davon, was alles in Betracht zu ziehen ist.
http://www.dichtung-digital.com/2001/12/02-Glazier

MAERZAUSGABE
Die Forschung zur digitialen Ästhetik hat in den letzten Jahren einen
beachtlichen Aufschwung erlebt und beginnt sich sowohl thematisch wie
personell auszudifferenzieren. Es gibt das Feld der Hyperfiction, der
hyper- bzw. multimedialen Werke, der Mitschreibprojekte, der
Netzinstallationen, der Computerspiele, der kinetischen Poesie ... -
jeweils von verschiedenen Autoren/gruppen an verschiedenen Orten
bearbeitet. Höchst wünschenswert wäre es, wenn einige der erfahrenen
Forscher und Forscherinnen Gastredaktionen übernehmen würden und
spannende Schwerpunkt-Ausgaben kreierten, die ihre eigene Handschrift
tragen.

Beat Suter - einer der ersten Archivare der Netzliteratur, Autor der
ersten Dissertation zum Thema in deutscher Sprache ("Hyperfiction und
interaktive Narration", 1999) und Herausgeber verschiedener Bücher und
CD-ROMs zur Netzkultur und mit Netzliteratur (update-verlag und
cyberfiction) - eröffnet den Reigen der Gastredakteure. Die Märznummer
entsteht unter seine Regie und ist dem Schwerpunkt Computerspiele
gewidmet; mehr als 20 Beiträge erwarten ihr Publikum: 

- Claus Pias: "Es mag wohl labor intus sein"
- Mela Kocher: Erzählstrukturen von Computerspielen: Riven vs.Pokemon
- Joachim Maier und Rene Bauer: random - der zufall und das system -
spiele sind medien und wir sind mitten drin
- Beat Suter: "Unreality": Raum als Subtraktion von Welt
- Randi Gunzenhäuser: "My credentials splattered all over the joint":
Raum, Zeit und Körper in Max Payne
- Karin Wenz: Wiggles - unsicherer Raum und zyklische Zeit
- Kai Thomson: Zugang zu Computerspielen und Position zu Raum- und
Zeitstrukturen
- Klaus Walter: Spielerische und erzählerische Strukturen von Adventure
Games.
- Traudl Bünger: Genettes Modus der Ordnung - zentrales Strukturproblem
kinderliterarischer Szenarien auf CD-ROM?
- Daniel Ammann: Immersion
- Judith Mathez: "Wie soll die Geschichte weitergehen?" Konkreative
Kinder- und Jugendliteratur
- Mirjam Weder: objektorientiertes spielen. objekte in games,
objektmanipulationen und spielverlauf.
- Rene Bauer und Joachim Maier: Erfahrungen mit dem kollaborativen
Schreibtool "nic-las" und seinen Erweiterungen.
- Mela Kocher: Poiesis und Techne - Konvergenzen.
- Christian Bachmann: Die Erfahrbarkeit hyperfiktionaler Lektüren.
- Judith Mathez und Mela Kocher: Bericht über den Forschungsstand des
Projektes "Interaktive Medien" am Schweizerischen Jugendbuch-Institut
(SJI)
- Heiko Idensen: Rezension zu: Stephan Porombkas "Hypertext"
- Heiko Idensen: Rezension zu: Lev Manovichs "The Language of New Media"
- Beat Suter: Rezension zu Yellowlees Douglas' "The End of Books"
- Christian Bachmann: Rezension zu Torsten Liesegangs u. Hansgeorg
Schmidt-Bergmanns "Computer/Liter@tur/Internet"
- Anja Rau Rezension zur Website www.game-culture.com


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