Matze Schmidt on Thu, 5 Dec 2002 17:20:45 +0100 (CET)


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Re[2]: [rohrpost] Lev Manovich, banales beispiel: der zoom im Acrobat Reader


hi,

besten dank fuer beste linkarbeit (respektive linkspasz), heiko.

das buch _Language of Media_ als pdf ("das buch asl pdf") hab ich derweil
durch dunkelste kanaele erhalten. witzig: hab inzwischen gecheckt, dass er
das in b nicht projizierte, sondern ein anderes textkonglomerat, genannt
"buch als pdf". also:

>HI> (227) zu vollziehen, Korrelationen herzustellen zwischen verschiedenen
>HI>  Medientracks, zwischen Sinnen und Medienströmen ...

was die kopfgeburten angeht: mein eindruck: Manovich's kopf war voller
beispiele fuer seine these, aber die these (er exponierte das auch als
solche - "thesis") war wie gesagt eine Overall-These, unter die alles alles
gepackt werden kann, sogar das was nicht medial genannt werden 'moechte',
oder wo die uebertragen/speichern/berechnen-kriterien nicht erfuellt werden
(was ja auch ein hegmonial-diskurs-ding ist). die ersetzung des
"Medien"-begriffs durch einen anderen (Florian Cramer) scheint mir aber
doch ein weiterer imperialer theorie-gestus zu sein, der - so sympathisch
inkarniert er daherkommt - die rollen nur verschiebt, und zwar in die
identifizierbare richtung der Neuen Cultural Studies (Progressive Cultural
Policies <- ?).

FC> Ich selbst würde zwar nicht von "kultureller Software" sprechen, weil
FC> mir das als ein Pleonasmus erscheint (Software ist immer kulturell, es
FC> sei denn, man begibt sich auf spekulative Gebiete wie die Genforschung)

dass software immer schon kulturell sei, ist ja die schleife, derer sich bedient
wird, oder die sich loopt. der ansatz "software" eben nicht semantisch zu
lesen, sondern techno-historisch, war/ist doch der ansatz der »technoiden
kulturwissenschaft der staatlichen institute fuer aesthetik und
kulturtechniken  in berlin«. die uebertragung technischer termini ins
kulturelle reformiert das kulturelle bedienfeld als grosze, wenn auch
friktionale, erzaehlung der zitate, umschreibungen usw. und warum soll das
 genial sein? warum wird das mit diesem individuum-wert "genial" belegt?

und:
FC>sondern nur noch als Software [siehe PDF

das ist, denke ich, vielleicht schlicht falsch, weil software hier materialiter
wuerde, deren darstellungs*weise* (ihr "Erscheinen") im display
verwechselt wird mit ihrer codierung, die wiederum nur zur anzeigen im
display kommen kann usw. software-programme sehe ich auf/im diyplay nicht,
ich sehe nur ihre applikations-repraesentation.
dass software die stelle

FC>klassischer elektronischer "Medien"-Apparaturen.

einnimmt ist moeglicherweise ein wechsel zu neuen macht-verhaeltnissen,
aber dadurch wird eine alte stelle im "gesellschaftlichen system" der
einschreibungen von kontrolle ja blosz verschoben.

Monday, December 2, 2002, 11:07:51 PM, you wrote:
HI> jaja ... manovich.pdf ...
HI> Sie existiert wirklich noch - die legendäre PDF-Version des Gesamttextes -

HI>... eine auseinandersetzung, die meiner meinung nach auch zeigt, dass man mit
HI>den manovich-theorie-ansaetzen ganz gut ARBEITEN kann
HI>(im gegensatz zu vielen akademischen medien-theorie-spielereien
HI>und kopfgeburten ...)

ja. nur, ich wuerde seine theorie-ansaetze - soweit ich sie kenne -
vielleicht getarnt pragmatisch nennen. was er erklaerte, in seiner
Cultural Software-genealogie von medien, spez. computer-medien, brachte
alles unter einen hut & dieser hut war - wie geagt - die Transponierung von
Software als Metapher auf kulturelle Bewegungen in der Historie (nach
vorn, seitwaerts oder zurueck). ~ Was ich mich frage ist, ob eine solche
begriffs(er)findung eben nicht mehr beruhigt, als dass er zu 'einem Blick'
verhilft. ?: er beruhigt die dia- und polylektischen (?) auseinandersetzungen
innerhalb dieser Genealogie der Medien zu einem erklaerten, aufgeklaerten
vielfaeltigen Ablauf von De- und Neucodierungen. das sagt aber nur aus
*wie* es geht - typisch post-strukturalistisch?

grusz

matze

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