[rohrpost] Nachtrag zum bootlab

[Henning Ziegler <hziegler@zedat.fu-berlin.de>]

Ich musste vor Ende der Diskussion über die Programmierergötter weg
und wollte eigentlich noch in den Raum stellen:

.) Ein Programmierer ist immer in ein soziopolitisches Umfeld
eingebunden. Auch und gerade wenn er (sic) das nicht wahrhaben will,
wenn er z.B. behauptet "Ich mach's nur um eine Problemlösung für mich
zu finden". Martins/Kittlers These vom Programmierer als Effekt wird
dann interessant, kombiniert mit whagens These der imperialistischen,
objektorientierten Programmierung: Der Programmierer ist nix weiter
als eine Extension des military industrial complex; Spaß oder
"Schönheit" des Codes und sein Funktionieren ist ein Abfallprodukt.

..) Einer ästhetisch einfachen Oberfläche eine Nähe zur Maschine zu
unterstellen finde ich gewagt. Gerade auf dem MacOsX-Desktop wurde
doch klar, dass das nur eine ästhetische Option ist. Für den Benutzer
nämlich. Das (männliche) Vordringen zur Maschine und der Versuch einer
nach-Außen-Kehrung und Fetischisierung des "Codes" müsste eigentlich
dann darin seine Erfüllung finden, Maschinensprache zu können, das
kann aber meines Wissens kaum ein Programmierer...

...) Die Fähigkeit zu Programmieren ist, wenn sie von einer solchen,
unmöglichen Kontrolle über die Maschinen als Ideal ausgeht, nur eine
Addition zum westlichen Kanon der zu erlernenden Kulturtechniken.
Genauso wurde die Debatte, ob ein Kritiker Programmieren müsse, in
anderen Feldern schon längst geführt - nicht jeder muss zeichnen,
nicht jeder Klavierspielen können, um Aussagen über Malerei und Musik
zu treffen.

best

Henning

-- 

Henning Ziegler, Berlin
http://www.henningziegler.de

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