Henning Ziegler on Thu, 6 Feb 2003 11:35:24 +0100 (CET)


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[rohrpost] Interface, Kittler, Bequemlichkeit



AF> Sicher haben alle, die sich gegen Zwangs-Filter auf Provider-Ebene
AF> aussprechen, schon in die Unterschriftenliste eingetragen. Wer noch
AF> nicht, kann das nachholen und Freunde/Bekannte/Verwandte darauf
AF> aufmerksam machen:
AF>   http://odem.org/informationsfreiheit/unterzeichnen.html

Hier wird doch jetzt diese ganze Interface-Maschinen-Diskussion
interessant: Alvars Beispiel einer point-and-click-resistance setzt
kein Wissen über Maschinen, Codes, Kittler oder sonstwas voraus,
scheint aber trotzdem etwas zu bewirken. Was passiert eigentlich, wenn
man online keine Formulare mehr unterzeichnen darf, weil alles AOL
gehört? Muss man dann wieder lernen, selber Computer zu basteln?
Prof. Friedrich A. Kittler hätte seine (aufklärerische) Freude dran.

HH> Als Autor ist Kittler recht gewitzt.

Seit einiger Zeit lesen wir doch Werk + Nachwirkung, also kann man
sich doch schlecht auf "was Kittler wirklich geschrieben hat" berufen,
denn der Diskurs gehört dazu. Folglich kann man der Kittlerjugend
unabhängig von Prof. Friedrich A. Kittler einiges vorwerfen. Gutes
Beispiel dazu ist Duchamp, auf dessen Readymades sich ALLES bezieht,
"Kunst ist Kunst wenn's jemand sagt"; Duchamps 'Readymades' waren
aber gar keine zum Kunstgegenstand erhobenen Alltagsgegenstände,
sondern speziell gefertigte Gegenstände (seine Schneeschaufel kann man
z.B. gar nicht benutzen)...

HH> HH> Parametern in dieser 'Anklick-Logik' zusammenstellbar. Desweiteren bieten
HH> Frontends häufig die Intergration mehrer Programme innerhalb eines Interface.
HH> Etwa cdrecord, mkisofs, cdda2wav, etc. Warum dies nun "stupider" oder
HH> "manueller"  ist, als das (ebenso manuelle) Erstellen der Skripte oder das
HH> (manuelle) Aufrufen der Skripte, leuchtet mir nicht so unmittelbar ein.

wtn> den APIs. Aber das nur nebenbei. Abstraktion ist ohnehin kein Argument,
wtn> weil GUIs keine Abstraktion von der Hardware sind, sondern ein 
wtn> Ausschnitt aus deren Funktionalität.

Zusammenfassend: Wenn man graphischen Oberflächen Stupidität
unterstellt, oder den Programmierer zum Gott erhebt, oder die Reinheit
der bash predigt, UND noch irgendeinen Anspruch damit verfolgt, einen
aufklärerischen beispielsweise, landet man ganz schnell in
ganz tief in sozio-kulturellen, wirklichen Problemen des Zugangs zu
vernetzten Maschinen, der Wissensvermittlung, und so weiter. Die
Antwort darauf wäre vermutlich eine Art institutionalisierte
Technikwissenvermittlung, ein Programmierer-Picknick (in Anlehnung an
Maharajs Vortrag auf der tm.03). Und wer keine Lust auf Picknick hat
kriegt dann eins auf die Mütze?

best

Henning

-- 

Henning Ziegler, Berlin
http://www.henningziegler.de

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