Andreas Broeckmann on Fri, 23 Jan 2004 16:03:01 +0100 (CET)


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[rohrpost] transmediale.04: Fly Utopia! Exhibition


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Newsletter vom 23.01.2004

transmediale.04
Fly Utopia!
31.1.-4.2.2004
Weitere Programminformationen unter

http://www.transmediale.de

Exhibition
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1. Exhibition
2. Fly Utopia! Market
3. Videoinstallationen
4. Videos auf Monitor
5. Bildschirmbasierte Arbeiten
6. weitere Installationen

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1. Exhibition

Die transmediale.04 Exhibition umfasst sowohl die Fly Utopia!
Ausstellung als auch weitere Installationen, Bildschirmbasierte
Arbeiten und Videos an On-Demand-Stationen.
Der gesamte Bereich der Ausstellung ist ab dem 31. Januar eroeffnet,
und nur die Fly Utopia! Ausstellung dauert ueber das Festival hinaus
bis zum 15. Februar. Hier sind kuenstlerische Entwuerfe utopischer
und dystopischer Oekonomiekonzepte im Fly Utopia! Market versammelt.
Weitere Projekte in der Ausstellungshalle liefern Standpunkte zu
verloren gegangenen gesellschaftlichen Utopien und praesentieren
Vorstellungen einer besseren, anderen Zukunft.

Die Ausstellung ist waehrend des Festivals taeglich von 10 - 22 Uhr
zu sehen, vom 5.- 15. Februar taeglich von 10 - 19 Uhr. Der Eintritt
kostet drei Euro, ermaessigt zwei Euro. Der restliche Bereich der
Ausstellung ist waehrend der transmediale.04 bis zum 4. Februar
taeglich von 10 - 22 Uhr zu sehen und kostet keinen Eintritt (Haus
der Kulturen der Welt. John-Foster-Dulles-Allee 10, 10557 Berlin,
www.hkw.de).
Die Ausstellung wird unterstuetzt durch das Auswaertige Amt.

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2. Fly Utopia! Market (in der Fly Utopia! Ausstellung)

Die Kuenstlerin Shilpa Gupta (in) zeichnet mit ihrer Installation
’Your Kidney Supermarket' und dem Webprojekt xeno.bio.lab ein
duesteres Zukunftsbild eines globalen Organhandels, in dem moralische
Bedenken keinen Platz haben. Die bizarre und hemmungslose Konsumgier
der ersten Welt, oft verschleiert durch die Utopie einer
segensreichen Globalisierung, entbloesst sich zwischen den huebschen
Vitrinen, in denen 'Take-away'-Nieren auf ihre Kaeufer warten und den
luxurioesen Angeboten des Medizintourismus auf der Website. Der
Besucher wird aufgeklaert ueber die Handelswege der Organe, die an
die Kolonialzeiten erinnern, ebenso wie ueber die Lebensgeschichten
der Spender, die aus finanzieller Not ihr Organ verkaufen.
www.xeno.bio.lab

BioLand ist gleichzeitig Kaufhaus, Laboratorium und Krankenhaus; ein
Ort der Befriedigung aller Beduerfnisse hinsichtlich Geburt, Tod und
Ehe, welche in einer genetisch veraenderten Welt vorstellbar sind. Es
ist ein existentielles Einkaufszentrum, das auf zutiefst menschliche
Beduerfnisse spezialisiert ist, und zeigt, wie Biotechnologie diese
Wuensche und Notwendigkeiten in Zukunft erfuellen wird. Die
transmediale.04 praesentiert neueste, studentische Arbeiten, die
unter der Leitung von Fiona Raby und Gerrard O'Carroll an der
Fakultaet fuer Architektur am Royal College of Art, London,
entstanden sind. Beteiligte Studenten: Joel Dunmore, Andrea Goecke,
Sally Quinn, David Pierce, Sheila Qureshi, Philip Joseph, Paula
Fitzgerald, Alaistair Steele, Tobie Kerridge, Elio Caccavale, Georg
Tremmel.

N55 (dk) werden eine Version ihrer Arbeit SHOP im Fly Utopia! Market
installieren. Der Austausch von Waren wurde im Zuge der
Gewinnmaximierung
immer weiter monopolisiert. SHOP versucht eine Moeglichkeit
aufzuzeigen, die Beduerfnisse des Einzelnen zu befriedigen, ohne sich
gegenseitig
auszubeuten und einen Warentausch ohne den Einsatz von Geld zu
ermoeglichen. Jeder kann hier alle moeglichen Dinge beisteuern, die
die Benutzer dann ausleihen oder austauschen koennen. Die Dinge in
SHOP werden nach drei Kategorien bezeichnet. Eine gelbe Markierung
bedeutet, dass sie nur in SHOP benutzt werden koennen. Die
magentafarben markierten Dinge koennen ausgeliehen werden. Dinge mit
einer cyanfarbenen Kennzeichnung duerfen benutzt, ausgeliehen,
getauscht und, wenn noetig, mitgenommen werden.
Die Installation von SHOP ist speziell fuer diese Situation
entwickelt und angepasst worden. N55 sind waehrend der gesamten Dauer
des Festivals anwesend.
www.n55.dk/SHOP.html

weitere Projekte im Fly Utopia! Market:
re-code.com, Conglomco.org and The Carbon Defense League (us)
Remote Labor Systems, Alex Rivera (us)
Plug'n'Pray, UsineDeBoutons (it)

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3. Videoinstallationen (in der Fly Utopia! Ausstellung)

Auge/Maschine II von Harun Farocki (de) : ’Im Zentrum des Films
stehen die Bilder des Golfkriegs, die 1991 eine Sensation ausloesten.
In den Aufnahmen der Projektile, die sich ihrem Ziel naehern, waren
Bombe und Reporter identisch. Es war unmoeglich, zwischen
fotografierten und (Computer-) simulierten Bildern zu unterscheiden.
- Der Verlust des ’wahren Bildes' bedeutet, dass das Auge nicht
laenger die Rolle des Geschichtszeugen spielt.' (Harun Farocki)
Harun Farocki wurde fuer Auge/Maschine II mit dem Medienkunstpreis
2003 des ZKM Karlsruhe und des SWR ausgezeichnet.

The Red Flag Flies (Hongqi Piao) von Zhou Hongxiang (cn): Ist die
Utopie einer kommunistischen Gesellschaft im modernen China noch
lebendig oder wird sie nur kuenstlich am Leben gehalten? Das
Videoessay von Zhou Hongxiang laviert zwischen den Antworten auf jene
Fragen und praesentiert ein zeitgenoessisches China zwischen
kommunistischen Phrasen und kapitalistischer Marktwirtschaft. The Red
Flag Flies wirft mit Tiefsinn und Humor einen kritischen Blick nicht
nur auf die Parolen des Maoismus, sondern auf alle ’-ismen' dieser
Welt, seien sie oekonomischer, politischer oder ideologischer
Herkunft. Das Video ist ein Versuch, das Phaenomen Film zu de- und zu
rekonstruieren, die aktuelle aesthetische Praxis und kognitive
Erkenntnis zu hinterfragen und eine neue Bildsprache zu erkunden.

weitere Videoinstallationen:
Celebrations for Breaking Routine, Kristin Lucas (us)
F(S)lags, Heman Chong (sg)

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4. Videos auf Monitor

Fuer den Philosophen Antonio Negri, der 1999 mit Co-Autor Michael
Hardt den Weltbestseller ’Empire' veroeffentlichte, ging in diesem
Sommer ein 24 Jahre
andauerndes Kapitel repressiver, italienischer Politik durch Haft,
Exil und  Hausarrest zu Ende. 'Die Tatsache, Gefangener gewesen zu
sein, hat mein Leben nicht ruiniert. Ich habe natuerlich den Vorteil
ein Intellektueller zu sein, aber ich ziehe immer wieder den gleichen
Schluss: Gefangener zu sein ist schrecklich, aber vielleicht ist das
Gefaengnis heutzutage etwas Ueberholtes, und kann dir nicht mehr
wirklich etwas anhaben', so Negri am letzten Tag seiner Strafe in
Rom. Sein Bericht ueber sein Leben als Gefangener beschreibt neue
Kontrollformen im Strafvollzug, die Psyche und Gehirn der Gefangenen
im Blick haben und Formen des Widerstandes, mit der er 'die Freiheit
seines Geistes' bewahren konnte.
Angela Melitopoulos' (de) DVD ’Die Zelle - Antonio Negri und das
Gefaengnis' besteht aus drei Video-Interviews, die 1997 im Exil in
Paris, 1998 in der Zelle des roemischen Gefaengnis Rebibbia und 2003
in Rom entstanden und die miteinander verknuepft wurden.
Antonio Negri ist der Eroeffnungsvortragende der transmediale.04-Konferenz.

Nach dem Verlust eines Gegenmodells zum Kapitalismus, haben es zu
Beginn des 21. Jahrhunderts alternative Konzepte einer oekonomischen
und gesellschaftlichen Entwicklung schwer. Alternativen werden in den
Industriestaaten naemlich nur dann breiter diskutiert, wenn sie die
bestehenden Machtverhaeltnisse im kapitalistischen System nicht in
Frage stellen. Andere sozio-oekonomische Ansaetze werden hingegen als
utopisch bezeichnet, abgewertet und von einer ernsthaften
Auseinandersetzung ausgeschlossen. Im Rahmen des themenspezifischen
Interview-Archivs ’Alternative Economics, Alternative Societies' von
Oliver Ressler (at) werden unterschiedliche Konzepte, Modelle und
Utopien fuer alternative OEkonomien und Gesellschaften fokussiert,
deren Gemeinsamkeit die Zurueckweisung des kapitalistischen Systems
ist. Zu jedem Konzept wurde ein Interview gefuehrt. Diese Videos
werden in der Ausstellung in einer Archiv-Situation gezeigt und
bilden die zentralen Elemente der Installation.
www.ressler.at

Archivos Babilonia ist ein Medienarchaeologie-Projekt von OVNI (es),
das Materialien von den Schattenseiten der Zivilisation sammelt und
aufbereitet: audiovisuelles Lehrmaterial, das den amerikanischen
Traum vermitteln soll, Werbevideos von Militaer, Pharma- und
Genindustrie, Selbstdarstellungen von Grosskonzernen und globale
Propa-ganda. Viele dieser audiovisuellen Dokumente waren nur sehr
zeitgebunden und fuer einen speziellen Zweck ausgelegt:
Weiterbildung, Publicity etc. Daher wird ihre eigentliche Bedeutung,
einmal aus dem urspruenglichen Kontext herausgeloest, umso
deutlicher. Das Resultat ist ein verstoerender Katalog von Absichten,
Zielen und der Darstellung der hierfuer eingesetzten Mittel.
Die Observatory Archives sind nach bestimmten Themen strukturiert und
versuchen zur Kritik zeitgenoessischer Kultur zu ermuntern. Bisherige
Themen waren unter anderem ’identity versus media' (1997-1998),
’community' (2001), ’globalisation' (2002). In den letzten zehn
Jahren hat OVNI mehr als 700 Dokumente fuer die Observatory Archives
zusammengetragen.
www.desorg.org

weitere Video/DVD-Arbeiten auf Monitor:
Flyover von Ed Osborn (us)
Safe Distance, US Airforce/kuda.org (yu)

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5. Bildschirmbasierte Arbeiten

Die Bildschirmbasierten Arbeiten, die bis zum 4. Februar praesentiert
werden, sind im wesentlichen ebenfalls aus den
Wettbewerbeinreichungen hervorgegangen. Die Auswahl der auf Rechnern
gezeigten, zum Teil Netz basierten, zum Teil als CD-Rom oder DVD-Rom
produzierten Arbeiten zeichnet sich durch die Diversitaet aus, die
das Potenzial des Rechners als Gestaltungs- und Ausgabemedium
spiegelt.

How To Win 'Super Mario Bros.': Mit 32 Textdateien dokumentieren
Radical Software Group feat. Alex Galloway (us) minutioes jeden
einzelnen Tastendruck zum erfolgreichen Durchlauf des
Gameboy-Klassikers ’Super Mario Bros.' Die 32 Videodateien zeigen die
noetigen Fingerbewegungen.
http://artport.whitney.org/gatepages/artists/galloway

David Crawford (se) beobachtet in seinen Stop Motion Studies die
Koerpersprache von U-Bahn Paggasieren als grundlegende Syntax fuer
eine Serie von webbasierten Animationen, die Bewegung, Gestik und
algorithmische Montage erkunden. www.stopmotionstudies.net

Hendrik Wendlers (de) planethamlet fuehrt auf einem Webserver rund um
die Uhr alle 37 Theaterwerke Shakespeares auf - parallel,
unermuedlich, endlos, fehlerfrei.
http://spatialknowledge.com/projects/planethamlet

GeneralNews von Daniela Alina Plewe (de) ist ein interaktiver
Metabrowser, der die Worte von Websites ersetzt und dabei die Texte
abstrakter oder konkreter macht. Mit einem Slider koennen die User
den Abstraktionsgrad beliebiger Websites veraendern. So entstehen
neue Beschreibungen der Welt und 'neue Welten' durch Beschreibungen.
www.generalnews.de

BumpList von Jonah Brucker-Cohen (us) ist eine Mailing-Liste, die nur
eine sehr geringe Anzahl von Mitgliedern zulaesst. Wenn diese Zahl
ueberschritten wird, werden die ’aeltesten' Mitglieder von der Liste
rausgeschmissen. Dieser Vorgang ist jedoch gleichzeitig die einzige
Moeglichkeit, das Abonnement der Liste zu kuendigen. www.bumplist.net

Machines will eat itself von Franz Alken (de) reagiert auf die
massive Jagd auf Nutzerdaten, wie sie von kommerziell orientierten
Institutionen im Internet betrieben wird. Bots, ausgestattet mit
virtuellen Nutzerprofilen, versorgen Online-Formulare gezielt mit
ihren wertlosen Daten und akzeptieren saemtliche Cookies
bereitwillig. www.superbot.tk

weitere Bildschirmbasierte Arbeiten:
Bleeding through - Layers of Los Angeles 1920-1986, Norman M. Klein,
Rosemary Comella, Andreas Kratky (de/us) | Asphodel, Depart (de/es) |
FILMTEXT 2.0, Mark Amerika, John Vega, Chad Mossholder (us) |
Catalogue, desperate optimists (uk) | The Conceptual Crisis of
Private Property as a Crisis in Practice, Robert Luxemburg (de) |
.walk, socialfiction.org (nl) | nybble-engine-toolZ, Margarete
Jahrmann, Max Moswitzer (at) | Gravity, Dragan Espenschied (de) |
Pedigree, Annja Krautgasser, Gustav Mandl (at) | LMLB03,
Lia.MiguelCarvalhais (at/pt) | loogie.net TV, Marc Lee (ch)

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6. weitere Installationen

Ebenfalls nur bis zum 4. Februar sind mit ’(void)traffic' und ’Haptic
Opposition' und ’La Plaza II' drei Installationen zu sehen, die sich
nicht auf das Festivalthema beziehen, sondern aus dem Wettbewerb um
den transmediale award stammen.

’Haptic Opposition' von Simon Schiessl (de/us), eine interaktive
Installation, die je nach Besucherverhalten philosophische
Textauszuege oder autistischen Programmcode zeigt, hinterfragt die
Wirkung von Interaktion. Greift der Benutzer ein, wird die Maschine
aggressiv und versucht, sich der Kraft der menschlichen Hand
entgegenzusetzen. Yunchul Kims (kr/de) ’(void)traffic' erlaubt eine
spektakulaere Erfahrung von Datenverkehr, eine direkte Visualisierung
von Programmcode, der in Echtzeit auf dem transmediale-Server
ausgefuehrt wird. ’La Plaza II' gehoert zu einer Reihe von
generativen Videoarbeiten, die Tania Ruiz Gutierrez (co/cl) als
geschlossene Systeme oder ’Universen' programmiert hat. Sie
thematisiert die zyklische Zeit bzw. die Verschmelzung gleichzeitiger
Zeit in einem Raum. Ihre Figuren scheinen auf einem unendlich
fliessenden Untergrund zu wandeln, die Minimalisierung ihrer Bewegung
laesst die Figuren als Archetypen erscheinen.

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transmediale.04
Fly Utopia!
international media art festival berlin


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transmediale.04 - Fly Utopia! - 31 jan - 4 feb 2004
international media art festival berlin
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transmediale - Klosterstr.68-70 - 10179 Berlin
tel. +49 (0)30.24749-761 fax. +49 (0)30.24749-814
info@transmediale.de
www.transmediale.de
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Member of the European Coordination of Film Festivals

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