Matthias Reichelt on Mon, 1 Mar 2004 10:57:27 +0100 (CET)


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[rohrpost] fast um$onst. Ein Kunstprojekt gegen die Durchökonomisierung des Daseins



Pressemitteilung
fast um$onst
Gegen die Durchökonomisierung des Daseins

Eröffnung: 12. 3. 2004, 19 Uhr
Ausstellungsdauer: 13. 3. bis 18. 4. 2004
Öffnungszeiten: täglich 12-18.30 Uhr

Pressevorbesichtigung
Freitag, 12. 3. 2004, 11 Uhr

Die Neue Gesellschaft für bildende Kunst und die Arbeitsgruppe fast um$onst
laden ein zur Ausstellung fast um$onst in den Räumen der NGBK, Oranienstraße
25 in 10999 Berlin-Kreuzberg.

fast um$onst vereint kritische wie ironische Positionen von insgesamt 30
Künstlerinnen und Künstlern zur derzeitigen gesellschaftlichen Situation.

In Berlin wie in Deutschland regiert der Rotstift. Alle reden von leeren
Staatskassen und der Eigenverantwortung, die jeder jetzt für sich übernehmen
muss. Deregulierung, Rationalisierung, Entlassung, Arbeitslosigkeit,
Vereinzelung und Entsolidarisierung werden zu gesellschaftlichen Phänomenen
eines Staates, der sich im Stil eines Wirtschaftsunternehmens gebärdet.
Das Bild des Künstlers als Inbegriff des kreativen, nicht entfremdeten
Arbeiters, der alle Produktionsmittel in den Händen hält, wird zum staatlich
geförderten Wunschbild und findet seine Ausprägung in der so genannten
ICH-AG.

fast um$onst ist eine Kunstausstellung zur ökonomischen Bestandsaufnahme
einiger Facetten des immer stärker werdenden Neoliberalismus und zu
Strategien des Durchwurstelns (selbstorganisierten fantasievollen Handelns)
nach dem Ende der New Economy. Wir haben Künstlerinnen und Künstler
ausgewählt, die den Dienstleistungssektor thematisieren, sich ihm aber
verweigern und einen Ausweg aus dem ewigen
"Für-zu-wenig-Geld-arbeiten-müssen" zumindest erträumen.

fast um$onst fördert Kritik und Improvisation im Kampf gegen Einschränkungen
der Lebensqualität. Den Zwang zur Selbsthilfe beantwortet fast um$onst mit
der Lust am Selbermachen.

Demokratisierung von künstlerischen Prozessen, wie auch die Teilhabe daran
sind uns ein Anliegen. Diesen Anspruch verwirklicht fast um$onst durch
offene Workshops, wie dem Atelier populaire, Siebdruck mit Gertud
Fischbacher (16./17. März), oder dem Geld-Lieder-Abend mit DJ-Everybody (2.
April), an dem zum DJ werden kann, wer seine Platten mit Geldliedern
mitbringt.

Unterwegs - die Trampelbücher (26. März), der Abend mit Kaaren Beckhof
widmet sich der vergessenen Kulturtechnik des Trampens. Jeder kann die
eigenen Reiserouten auf einem Plan in der Galerie eintragen.
Bitte wenden

Barbara Loreck und Steffi Weismann fordern die Besitzer wertlos gewordener
europäischer Devisen auf, sie dem kulturellen Austausch zur Verfügung zu
stellen, in "Money Transfer - où sans argent tu ne manges pas" (18. April)
berichten sie von ihren Reisen und Erlebnissen.

Primärenergie fordert bei fast um$onst auf, sich an ihrem fürs nächste Jahr
geplanten Kongress, Finanzierungsstrategien am Rande des Machbaren zu
beteiligen, dazu hat sicher jede/r etwas beizutragen (21. März, 2. April)

Das von Capital Training im Rahmen der Ausstellung organisierte Congress
Coaching 2004 bietet die Möglichkeit, an einer Fortbildung für
Medienkünstlerinnen teilzunehmen und Hilfestellung zur beruflichen
Neuorientierung und Professionalisierung zu erhalten.
Über den im Januar 2004 ausgeschriebenen Publikums-Wettbewerb Goldregen -
Geldsegen sichern wir nicht nur die Teilhabe des Publikums an der Kunst
(drei GewinnerInnen erhalten ein Gemälde nach ihrer Vorlage, ausgeführt von
der Berliner Künstlerin Astrid Küver) sondern materialisieren damit auch
ihre Wünsche und Sehnsüchte von Reichtum und Luxus durch den ideellen Wert
eines Kunstwerks.
Die Selbstbedienungszentrale von Claudia Burbaum, Folke Köbberling und
Martin Kaltwasser (Öffnungszeiten: Fr-So 15-18.30 Uhr) realisiert das Modell
einer Gratisökonomie, in der Dinge ohne Zwang von Tausch und Bezahlung
weitergegeben werden können. Sie reagiert ganz pragmatisch auf die
veränderten ökonomischen Gegebenheiten und fordert auf zur Interaktion mit
den KünstlerInnen und dem Publikum.

In der Ausstellung vertreten sind (in alphabetischer Reihenfolge der
AutorInnen):
"Die Trampelbücher" Kaaren Beckhof; Installation, Veranstaltung
"Re:represent" Blank & Jeron; Installation
"Capital Training Congress Coaching 2004" von Ellen Nonnenmacher mit Helene
von Oldenburg, Claudia Reiche, Valie Djordjevic, Kerstin Weiberg, Verena
Kuni; Diaschau, Kongress
"Eine neue Herausforderung bundesweit" Angélica Chio, Rüdiger Stern;
Videoprojektion
"Atelier populaire" mit Gertrud Fischbacher; Siebdruckworkshop
"Scheinwelten - Tütengeld" Tina-Marie Friedrich; Malerei
"Untitled" Sofia Hultén; Video
"Alle Waren Reduziert" Christine Kriegerowski; Diaschau
"Goldregen - Geldsegen" Astrid Küver; Auftragsmalerei
"Money Transfer - où sans argent tu ne manges pas" Barbara Loreck, Steffi
Weismann und Gäste; Performance
"Primärenergie"  Uli Ertl, Mirjam Junker, Barbara Loreck, Conrad Noack, Rut
Waldeyer; Informationstisch
"The best things in life are free" Anton Rabe, Inger Schwarz; Performance
"Selbstbedienungszentrale" Claudia Burbaum, Martin Kaltwasser, Folke
Köbberling;
interaktive Installation oder einfacher: Laden
"busking DX 386" Alexej Shulgin; Installation
"Money-multiplier" Tiger Stangl; Installation
"DJ-Everybody" Betty Stürmer; Veranstaltung, Line-Up-Lists
"Give me more" Claudia Tribin; Installation

Zur Ausstellung erscheint ein 96-seitiger Katalog mit Beiträgen von Capital
Training, Valie Djordjevic, Haytham el Wardany, Ulrich Heinke, Kolja
Kohlhoff, Barbara Loreck, Patricia Rodriguez Rosas,
Selbstbedienungszentrale, Christoph Tempel und Holger Trop.
Katalogpräsentation am Freitag, den 2. April 2004, 19 Uhr in der
Ausstellung.

fast um$onst - Arbeitsgruppe der NGBK:
Haytham el Wardany, Tina-Marie Friedrich, Christine Kriegerowski, Christoph
Tempel, Claudia Tribin


Für einen redaktionellen Hinweis auf "fast umsonst" bzw. Aufnahme in Ihren
Programmkalender wären wir Ihnen sehr dankbar.  Bei Nachfragen oder
Abbildungswünschen, können Sie sich gerne an mich wenden.
Mit vielen Grüßen und vielem Dank im voraus

Matthias Reichelt
Neue Gesellschaft für Bildende Kunst (NGBK) e.V.
Oranienstr. 25
D-10999 Berlin
Tel. ++49/(0)30/6153031, Fax ++49/(0)30/6152290
Email: presse@ngbk.de
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