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n0name newsletter #32 Kassel So., 31.12.2000 00:01 CET <-------------- Breite: 74 Zeichen - Font: Courier New, 10 --------------> 27 KB, ca. 10 DIN A4-Seiten The (un)real Millenium! *Inhalt/Contents* 1. emailinterview_zaes E-Mail Interview mit Georg Christoph Tholen, Mitherausgeber und Redaktionsmitglied von Zaesuren http://www.zaesuren.de 2. rubrik stenzel 3. wurzelgeflechte, baum, Deep Commercial, visualisiert und herausgefunden Directory's So., 17.12.2000 10:45 4. [net.art], [art.net]: Tilman Baumgaertel's 'Bibel' der Netzkunst Rezensionsremix von der n0name Redaktion 5. White Banner 468 x 60 Pixel of Fame 1. emailinterview_zaes E-Mail Interview mit Georg Christoph Tholen, Mitherausgeber und Redaktionsmitglied von Zaesuren http://www.zaesuren.de Fragen: Matze Schmidt Frage: Mit _Zaesuren_ geht ein Online-Magazin-Projekt ins WWW, das in der Verbindung von philosophischer Medientheorie - als sich selbst vermittelnde Praxis -, Journalismus und Kunst eine Art wissenschaftlich-essayistischen Gegenpol bilden will, zum unuebersichtlich breiten Spektrum von eJournals. Im Vergleich zu mittlerweile 'etablierten' Online-Magazinen wie Telepolis und Aufsatz-Archiven wie CTHEORY und provokativ gefragt: Zieht da eine Generation nur technologisch nach (Stichwort "Vom Print zum Online Publishing"), oder geht es basal auch um neue Praktiken des Schreibens und der Distribution? Antwort: _Zaesuren_ sind ein bewuszt hybrides Medium: zum einen nutzt unsere Website die neuen Moeglichkeiten der Speicherung und Verbreitung von Texten und Bildern, die die globale Oeffentlichkeit des WWW erlaubt. Verwandt mit aehnlichen Projekten im Netz (siehe ausgewaehlte links in den Zaesuren), die an dem Anspruch festhalten, Theorie und Reflexion mit der Erkundung und Beschreibung zeitgenoessischer Probleme und Phaenomene zu verbinden, findet man bei uns - in den Rubriken ‚aktuell', ‚Kunst', ‚Archiv' usw. Texte und Materialien, die sowohl intervenierenden wie gedaechtnisbildenden Charakter haben sollen; zum anderen soll das - nach altbewaehrtem Muster - redaktionell streng betreute und konzeptuell vorbereitete E-Journal _Zaesuren_ mit seiner halbjaehrlichen Erscheinungsweise die Tradition der Zeitschriften _Fragmente_ und _Spuren_ in den 80er und 90er Jahren unter neuem elektronischem Vorzeichen (anonymere Verbreitungsmoeglichkeit im WWW) wiederaufnehmen. Auszerdem haben wir bereits in der Gruendungsphase der Zaesuren ein internationales Advisory Board gebildet, dessen Empfehlungen an die Herausgeber dazu beitragen sollen, dass die Theoriebildung und die Themenfindung mehr als frueher nicht nur auf den deutschsprachigen Raum eingegrenzt werden soll. Wir erhoffen uns, von den Mitgliedern des Advisory Boards, zu denen u.a. Jacques Derrida, Jean-Luc Nancy, Avital Ronell, James Watson, Slavoj Zizek zaehlen, so beraten zu werden, dass Themen und Autoren gefunden werden, die (nach und nach) den Austausch an Ideen, Theorien und Politiken internationalisieren werden. Inhaltlich beansprucht dies bereits die erste Ausgabe der _Zaesuren_ - mit den beiden Themenbereichen ‚Oekonomien der Differenz' und ‚Aisthesis'. Formal ist es uns aufgrund der bescheidenen, zum Teil privaten Foerderung (Sponsoring und Idealismus der beteiligten Autoren und Uebersetzer) nunmehr nach zweijaehriger Vorarbeit mit den seit Anfang Dezember erhaeltlichen _Zaesuren 1_ gelungen, neben den deutschsprachigen Abstracts auch englische und franzoesische Zusammenfassungen der Beitraege zu veroeffentlichen. Und einige Originaluebersetzungen. Um - so unser naechstes Ziel - alle Beitraege in den drei erwaehnten Sprache einer internationalen Leserschaft praesentieren zu koennen, beduerfen wir freilich einer groeszeren Unterstuetzung aus staatlichen wie privaten Mitteln. Immerhin aber hat schon jetzt die webgerechte Dreisprachigkeit der Zaesuren eine Distribution an Kontakten, Texten und Debatten bewirkt, die den redaktionellen Rhythmus der von uns bisher herausgegebenen Zeitschriften veraendert hat. Frage: Mit dem Quasi-Zusammenbruch der Mailboxsysteme, um etwa 1995, und ihrer Ueberfuehrung in das Internet hinein veraenderte sich auch die politische und oekonomische Stellung dieser Zirkel. Mit der Moeglichkeit, dass sich jeder eine Domain einrichten lassen kann, wird die Adressierung, man koennte sagen, teilweise stark individualisiert. Bezogen darauf: die Scientific Society wird immer als eine Form offener Wissensvermittlung identifiziert - ist hier der strategische Ansatz zu finden, der interessiert? Und wenn ja, warum nicht in der radikalen Form einer "Open Theory" ohne Copyright und mit komplett freiem Zugang zu allen Rubriken? Antwort: Wie oben bereits angedeutet: unsere Intention ist es, alte Tugenden und neue Medien zu verbinden. Anders gesagt: Pure Informations- und Bilderflut unabzaehlbarer Homepages, die in schierer Redundanz zumeist nur den Narzissmus des im anonymen Web sich Praesentierenden bezeugen, oder - unredigiert und distanzlos - nur die neuen IT-Medien als solche bewerben oder umwerben, ist nicht unser Konzept. Manche Utopien der Netzgemeinschaft, die hypertextelle Rhizomatik mit dem Mythos, instantan mit allem und allen verbunden zu sein, verwechseln, erweisen sich - naeher betrachtet - als Vermeidung von Reflexion und Selbstkritik. Willkuerlich montierte Zitate etwa ersetzen nicht die Lektuere, weder die von Texten noch die von Bildern oder Toenen. Deshalb beharren wir auf der - aesthetischen wie oekonomischen - Wertschaetzung eines Produkts, das nicht kostenlos sein kann und soll: Die redaktionelle Betreuung zum Beispiel jedes Beitrages des E-Journals erfordert Zeit und Behutsamkeit - zwei Aspekte, die in der Herausbildung einer kulturellen und kuenstlerischen Ueberlieferung, die ihrerseits davon lebt, Fragen zu stellen, wichtig werden koennten. Frage: _Zaesuren_ operiert mit "Dissonanzen und Inkohaerenzen" als positiv besetzte Begrifflichkeiten. Ist das nebenbei eine kritische Front der sogenannten Zweiten Moderne gegenueber? Oder gehoert das Prinzip der Zaesur, des Abstandes zwischen der Funktionalitaet, die Prozessen zugeschrieben wird, nicht vielmehr zum genuinen Programm der Moderne? Antwort: Nun, wir drei Herausgeber, und nach meinem Kenntnisstand auch die bisher eingeworbenen Mitglieder des Advisory Boards der Zaesuren, halten wenig von einer kurzatmigen Etikettierung von Moderne, Postmoderne, Nach-der-Postmoderne usw, die in den letzten Jahren manchmal das Denken auf journalistisch verwertbare Labels reduzieren wollte. Wir haben daher im konzeptuellen Rahmentext des Zaesuren-Projekts und im Editorial der ersten Ausgabe des E-Journals (siehe hierzu die dreisprachige Fassung in der Website unter www.zaesuren.de) betont, dass wir statt von vorschnell fixierten Epochenschwellen lieber von dem Begriff der Epoché - der Urteilsenthaltung und des Einschnitts - ausgehen, zwei Bedeutungen, die im Wort Zaesuren (bzw. Césures und Incisions) markiert sind. Es geht uns ebenso um unabgegoltene Fragen und Moeglichkeiten wie um Brueche, Traumata und Wunden, die zu konturieren und zu exponieren das E-Journal beabsichtigt. Das hierbei eine Ueberschneidung der Themenfelder Philosophie, Kunst, Medien und Politik unser Markenzeichen sein soll, hat gewiss biographische Gruende (Kompetenz der bisherigen Herausgeber), aber nicht nur. Wir gehen jedenfalls davon aus, dass der Dialog zwischen Theorie, Medien und Kunst, der in dieser Zusammenfuehrung ein neues Forum im elektronischen Medienverbund bilden koennte, einen Ort findet, der nicht mehr nur ein printmedialer sein kann. Ein Bestandteil dieses Forums sollen unsere ‚Gespraeche' darstellen: Werk- und Tendenzanalysen mit namhaften Autoren statt Talkshows um des Talks willen (so in der ersten Ausgabe die Gespraeche mit Peter Weibel, Wolfgang Hagen und Georges-Arthur Goldschmidt) Frage: Drei wichtige Teil-Analysen werden in der startext.htm von _Zaesuren_ als Praemissen fuer die Motivation angegeben, ueber Verknuepfungen aesthetischer und zugleich wissenschaftlicher wie auch politischer Reflexion nachzudenken: "Die Globalisierung der Oekonomie, der Zerfall politischer Systeme und die elektronische Matrix medialer Ereignisse". Wie koennte sich, grob gesagt, die interdiszplinaere Verknuepfung der Reflexions-Bereiche, in Richtung der zu beobachtenden Buendelung dieser drei Momente - Globalisierung, Systemzerfall, mediale Matrix - zu einem Komplex im Kontext der Technokultur auswirken, oder wo geschieht das bereits? Antwort: Wenn Sie unter ‚Technokultur' meinen, dass mit der weltweiten Telematisierung und Digitalisierung der Speicherung und Uebertragung von Daten jedweden Formats eine noch unausgelotete Disponibilitaet vormaliger kultureller und aesthetischer Normen, Stile, Praktiken und Aesthetiken gegeben ist, dann lassen sich folgende Themenfelder angeben, die der ‚medialen Matrix' sich verdanken: Zwischen kommerziellem Pop-Sampling und virtuellen Synthesen von ungewohnten Klaengen und Bildern artikulieren sich im Zeitalter der Globalisierung sowohl homogenisierende wie disseminierende Tendenzen. Aehnliches gilt fuer webbasierte partiale Oeffentlichkeiten und Politiken, fuer kuenstlerische Produktionsweisen und ihre neuen Rezeptions- und Verwertungswege. Und schlieszlich scheint mir am aufregendsten derzeit die Erprobung hybrider, d.h. intermedialer Darstellungs- und Erzaehlweisen zu sein, die sich mit dem postdramatischen Theater, den Video-Raum-Installationen, bestimmten Netzkuensten und neuen Bildgebungsverfahren herauskristallisieren. Im Spannungsbogen zwischen problematisch gewordenen Repraesentationsmuster von Autorschaft und Autoritaet und experimentellen Erkundigungen einer ‚kollektiven Gedaechtnisbildung', die die Chancen der digitalen Plattform nicht leugnen, will das E-Journal Zwischenraeume der Reflexion ‚einrichten', jenseits der Alternative von retrograder Kulturkritik und blinder Affirmation der sog. ‚Neuen Oekonomie'. Frage: Mit der Weltanschauung eines Lustgewinns *im* Medienverbund *durch* den Medienverbund, der sich vaeterlich in die Bewusstseinslagen der affirmierenden User einschreibt, wie Hans-Joachim Lenger in seinem Aufsatz ueber die TV-Serie "Big Brother" analysiert, wird deutlich, dass so etwas im Entstehen ist wie der Mutant einer vormals mit utopischer Vorfreude apostrophierten Informationsgesellschaft. Nicht die Protest-Attacke scheint aber hier das Adaequate zu sein; was Joerg Sasse mit dem _WeltBild-Archiv_ vorschlaegt ist, die Technik der Bilderzeugung als eine mediale Technik zu begreifen, die Weltbilder erst erzeugt und nicht abbildet. Inwieweit koennte demnach der "Eingriff" in die Lesbarkeiten von Medien jenseits der schon vorhandenen Plattfomen eingehen? Bleibt nicht ein Rest uebrig, den man schlicht auf den 'geografischen' Unterschied bringen koennte: dort der massenwirksame Konsens, hier die Kritik? Antwort: Um Ihre Metapher aufzunehmen: allenfalls bleibt ein ‚psycho- geographischer' Unterschied zwischen Kritik und Konsens bedeutsam. Mehr noch: nach dem ‚Ende der groszen Erzaehlungen' vom utopischen, d.h. erfuellbaren oder vollendbaren, ‚Sinns der Geschichte' (eine Ende uebrigens, das keineswegs zu verwechseln ist mit der apokalyptischen und verlustrhetorischen Redefigur des absoluten Endes von Geschichte, Politik, Subjektivitaet usw.) verschiebt sich nur die Frage nach dem Ort der Einbildungskraft, des Politischen, Oekonomischen und Technischen: eine Baustelle der Reflexion, deren Begriffsbilder und Begriffsbildungen (um einige prominente zu nennen: das Rhizom, das Dispositiv, die Differance und die Trinitaet des Realen, Symbolischen und Imaginaeren) auch in ihrer phaenomenologischen Geltungskraft ueberprueft werden wollen. Ob es den Zaesuren gelingt, im Vergleich zu aehnlichen E-Journals, die es ja bereits gibt, ein ‚eigenes' Profil zu finden, ist natuerlich ungewiss und haengt auch von einer sich ausdifferenzierenden Leserschaft ab, die an sich selbst den sich veraendernden Umgang mit alten und neuen Medien (Printmedien und elektronische Medien) reflexiv begleiten will. 2. rubrik stenzel _____________ ::::::::::::: ************* +++++++++++++ °°°°°°°°°°°°° ------------- °°°°°°°°°°°°° +++++++++++++ ************* ::::::::::::: _____________ 3. Directory's So., 17.12.2000 10:45 | | [-]--Literatur im Internet | http://www.berlinerzimmer.de | (C)opyright Sabrina Ortmann und | Enno E. Peter 2000 | | | | | |--Der tage-bau hat den Innovationspreis des | | arte-them@-Literaturwettbewerbs gewonnen! | | http://www.berlinerzimmer.de/tagebau/default.shtml | | http://www.arte-tv.com/them@/dtext/wettbewerb/lit_wett/ | | lit_wett_fs.html | | | [-]--Enno E. Peter | | http://www.berlinerzimmer.de/nop/ich.htm | | | | | [-]--http://www.novedia.de/ | Engineering for the New Economy | Aufsichtsrat | Archibald Horlitz (stellvertretend) | Gründer und Vorstandsvorsitzender der | GRAVIS AG; seit 1985 Unternehmer in der | IT-Branche; Gründungsgesellschafter der | Firmen Pixelpark, Meilenstein und Formac. | | | | | [-]--Novedias Kunden: | Pixelpark | ist seit Oktober 1999 am Neuen Markt in | Frankfurt am Main notiert. "Der Schritt an den | Neuen Markt sichert uns auch langfristig die | Möglichkeit den rasant wachsenden Bereich der | Neuen Medien mit innovativen Produkten und Services | maßgeblich zu gestalten," so Paulus Neef, | Vorstandsvorsitzender der Pixelpark AG. | Das durch den Börsengang erzielte Kapital soll | in Strukturen, Produkte, Know-how und die | Akquisition interessanter Unternehmen investiert | werden. | http://www.pixelpark.de/de/ | | | | | [-]--Kunden Pixelpark | http://www.ard.de/index.html | | | | | [-]--Die ARD ist Partner bei vier werbefreien | Fernseh-Zusatzangeboten: ARTE, | PHOENIX, Kinderkanal und 3sat. | http://www.ard.de/fernsehen/kooperationen/ | index.html | http://www.arte-tv.com/ | | | | | [-]--Was ist them@ ? | · them@ | lädt ein, die digitale Revolution | mitzuerleben, die Netze von morgen zu | durchwandern und über ihre Auswirkungen auf | die Gesellschaft, Wirtschaft und Kulturleben | nachzudenken. | · them@ | ist von und für diejenigen gemacht, die | erfahren wollen, was eine neue, aktive und | kreative Generation tut und warum sie | Grenzen und Barrieren immer neu in Frage | stellt. | http://www.arte-tv.com/them@/dtext/ | index_ns.html | | | | | |--Interaktiver Roman | | Teilnahmebedingungen | | Der interaktive Roman wird von der | | ARTE-Redaktion durch einen kurzen | | Einstiegstext und die Biographien der | | fünf Helden gestartet und von den | | Internetusern weiter geschrieben. Die | | Internetschriftsteller können an jeder | | beliebigen Stelle der Geschichte | | eingreifen und die Beiträge anderer User | | fortführen. | | http://www.arte-tv.com/them@/dtext/ | | ia_roman/index.html | | | | | |--What Will Be: Die Zukunft des | Informationszeitalters | Michael Dertouzos Geleitw. v. Bill Gates | Springer, Wien, 1999 | http://www.arte-tv.com/them@/dtext/ | kultur_digital/report/report_fs.html | | [+]--Nach dem Hype | | |--Trash 4. [net.art], [art.net]: Tilman Baumgaertel's 'Bibel' der Netzkunst Rezensionsremix von der n0name Redaktion *reprogrammiert das buch ist ein gutes buch, nicht weil es materialien liefert, sondern weil es selbst material ist. der ephemere und mittlerweile museale charakter von netz.kunst fordert geradezu zur desystematisierung und zur diskurskritik seiner historie heraus. dieses buch gehoert dazu. hat sich der berliner journalist und vertretungsprofessor Tilman Baumgaertel dieser aufgabe verschrieben? in dem buch "[net.art]" geht es nach aussage des klappentextes darum, eine "mosaikartige Uebersicht" zu geben (ironischerweise heiszt ja einer der ersten browser auch mosaic, und man weisz ja, dasz Browser - phaenomenologisch gesehen - immer nur grafische »Daten-Darsteller« sind, die einzigen "Darsteller" die wir haben). die intim-oeffentliche form des interviews scheint denn auch die noch einzig geeignete zu sein, sich einem thema im modus sich herrschaftsfrei gebender wissenschaftsprosa zu naehern. die eckige klammer um den begriff und das genre, zugleich ab-verbunden vom/getrennt zum technischen apparat will es schon beweiszen: netzkunst bildet nicht mehr kunst sondern aesthetische ordnungen, unterschiede, die unterschiede machen, um sie letztlich doch noch rahmen zu koennen (?).* *das asoziale als kunstwerk* im vorwort bestimmt tilmann baumgaertel netzkunst durch ihre bezugnahme auf die spezifischen bedingungen des internets. "Net.art" sei etwas anderes als blosze "Kunst im Netz", da sie "dezidiert mit den genuinen Eigenschaften des Internets", also netzspezifisch arbeite: das beruehmtberuechtigte "Nicht im Medium sondern mit dem Medium arbeiten". die liste, die danach folgt ist denn auch das vorlaeufige who-is-who des schon festgeschriebenen labels, das ja als versoehnung zwischen anti-genre und branche gedacht ist. warum nicht "informationskunst" benutzen, wie karl heinz jeron und joachim blank sagen (die im buch fehlen) - denn jener kritische fokus auf dem material, den bahnen, den netzen, dem gesellschaftlichen liegt nicht immer nur fashionable im anglikanischen transnationalismus des popistischen (...art), sondern auch in der schoenen grauen langeweile des alltags am rechner. das buch erinnert ein biszchen an graffitti-anthologien, die leicht ins nostalgische verschoben wunderschoene verschrobene geschichten erzaehlen und dabei langsam abschied nehmen von Echten Szenen, Originalschauplaetzen und 1.-Generation-Epochen. so lassen sich diese "Materialien zur Netzkunst" auch als das lesen, was man als schriftstellerisches losloesen von bindungen bezeichnen koennte, ein impuls der diese bindungen aber ebenso verstaerkt - eine art totenbuch oder bibel. viele texte und gespraeche aus dem buch findet man irgendwo 'im' netz, ihre ueberfuehrung in das gar nicht so netzspezifische medium Buch ist als formalie allein eine rueckbindung ans tradierte und immernoch perfekte interface ... fuer den rezpienten, aber nicht den schreiber! ohne es gelesen zu haben geht es weiter: vor jahren (1995) kursierte der running gag von "ist das netzig?", gemeint war eben jene kategorisierung in "Ausstellen oder Dekonstruktion!" digitalitaet war damit schon der alte pradigmenwechsel, der neue das waren bezuege zur mailart, zur telematik und geschwindigkeit, zu bildschirmmedien und zum Apparateaufschrauben. das politisch motivierte war implizit; technoides WAR politisch, das ueberfuehren technisch-sozialer Gegenbenheiten ins Feld der Kunst war bequem, weil es das feld der kunst war wo das eben distributiv und reflexiv moeglich war. medien, die nicht souveraen waren wurden, souveraen gemacht und vielleicht vorschnell aesthetisiert, weil das labeling alles beruhigen konnte - raus aus dem militaerischen kontext, rein in den kunstbetrieb? genau das beklagt Robert Adrian X, indem er diese ungewollte bindung an kuenstlerisches oberflaechendsign von militaerischen Telekommunikationstechnologien anmahnt (S. 035), was bis zur verharmlosung gehen kann. es scheint so, als ob die verweigerungshaltungen gegenueber den praktiken des kunstbetriebs, die avantgardehaltung, von ihrer eigenen ambivalenz eingeholt wird, indem man diese nun zur schau stellt. die ironische einfuehrung in die netzkunst von Natalie Bookchin und Alexej Shulgin belegt das sehr genau (http://www.easylife.org/netart/catalogue.html), weil es eben, ganz entgegen schulgins eigener aussage nicht (mehr) egal ist, von wo die daten kommen (S. 121). die kontextlosigkeit sogenannter kuenstlerischer arbeit an netzen ist umgeschlagen in ein musz zum immer neuen kontext, zur kontext-kontextualisierung, weil ihr verschwinden, sprich das loeschen der daten, von verwertung und erzaehlung, von wissenschaft aufgehalten wird - doch der alte Unsterblichkeitszwang oder notwendigkeiten eines Wirksamwerdens? *wiedergefundene aussagen* das gepriesene ephemere von "netzkunst" erhaelt einen speicher und platz, wird verortet und laeszt sich so in das verlassene terrain zurueckholen. alles topologische wird wieder relevant und in eine bestimmte geschichte, in diesem fall kunstgeschichte, gelegt. kunst im netz, kunst am netz, kunst mit dem netz: dafuer musz man kein programmierer sein. die these vom demokratisierungseffekt geht immer (noch) um, die these vom Dissidentismus (am PC). *technik: reflexivismus* kunst ist auch technik, aber die kunst des netzes, oder vormals, in zeiten als die konzentration nicht auf einem der datendienste lag, der netzE, die kunst des nun einen netzes also beansprucht nicht selten, den regress der moderne umzukehren auf die spitze des technologischen zeitstrahls, der aber in seiner funktionabilitaet immer schneller ist als die dekonstruktion. net-art kann nurmehr den modus der (dadaistischen) stoerung oder die halbaffirmative strategie der vortizisten waehlen. Die technologischen Dispositive und die bedingungen der moeglichkeiten werden es ihnen danken. an die kuenstler kommt man aber so nicht ran, nicht mit diskurskritik, antistars werden so nicht produziert. hier fehlt die anerkennung durch die institution und der theoretiker, die sich aber mit einem gestus als sei sie weder-noch "netzwissenschaft" (Dr. Reinhold Grether) nennt, ihre absetzung vom wissenschaftlichen als solchem wird wieder aufgehoben in der bestaetigung einer revitalisierung unter neuen vorzeichen, die sich in neuen formationen der wissensverteilung bildeten. netzkunst und netzwissenschaft sind, als inzestioese kinder der immer als selbstreflexiv gedeuteten generation kultureller items nach 1945, ganz nahe disziplinen, sie zeigen - wie alle cultural studies - den distanzlosen zirkel auf in dem sie sich bewegen. netzunspezifische kunst in den zirkel hineinzuholen kann diesen nur erweitern und den markt vergroeszern. Was man als B2N (Business-to-Nonbusiness) bezeichnen koennte wird von genau den veranstaltungen und unternehmen verwirklicht, von denen die charakteristika baumgaertels (konnektivitaet, globalitaet, multimedialitaet, immaterialitaet, interaktivitaet und egalitaet - klingen wie ein verspaetetes manifest des netzes insgesamt) nichts erwarten koennen auszer das immergleiche bild der technokuenstleravantgarde, deren design als ideenlieferant der kulturindustrie ("Kulturindustrie") fungiert, Jobmacher und -killer demnach. "Kontext, Kontext, Kontext" ist vielleicht nicht mal die falscheste forderung, nur die praemissen muessen endlich verhandelbar werden, mit anderen worten: weg mit dem diktum des kuratorentums, oeffnung der plattformen und transparente spezialisierung und oekonomisierung mit vetorechten! *daten vs. daten* topo- und typologieversuche sind verlockende reduktionismen; wie sie alles klar machen ... . die schere zwischen politischen ansaetzen (im buch als ein ursprung der net.artisten geortet) und kuenstlerischem spiel, die daemliche alte frage nach form und intention, wird als thema virulent!! der null-abstand der kunst zu ihr selbst wurde in den 80ern und immer vorgefuehrt, auch buerokratien kennen nur das raster ihrer formulare. Tilmann Baumgaertel (Verf.). _[net.art]: Materialien zur Netzkunst_. Herausgegeben vom Institut fuer moderne Kunst Nuernberg. 180 Seiten mit 91 Abb., davon 63 in Farbe. Broschiert. DM 58,- ISBN 3-933096-17-0 -> Texte zur Kunst maerz 2000 heft 17 dm 25,- 20000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000001 5. White Banner (-> Attachment banner.jpg, 2 KB, not in mailingslists!) "Kunst ist Werbung." (nicht von Oliviero Toscani) 468 x 60 Pixel of Fame Die Kopplung neuer kuenstlerischer "Betaetigungsfelder" mit dem profitgesteuerten tribalistischen Gedanken, genannt Community, protegiert von bestimmten Zentren (Zentralen) und legitimiert durch die Gradwanderung zwischen Kritik und Kommerz? Sich im Kriterium der B2N (Business-to-Nonbusiness) tummeln. Ali Emas <ali.emas@n0name.de> -------------------------------------------------------------------------- You get the n0name newsletter, because you are there! 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