elisabeth prinz on 31 May 2001 01:57:27 -0000


[Date Prev] [Date Next] [Thread Prev] [Thread Next] [Date Index] [Thread Index]

[rohrpost] wissenschaftliche publikationen im netz


liebe katja,
 
deine erfahrungen sind goldes wert. vielen dank für die mühe, deine gedanken so klar auszuformulieren und sie mir zu schicken!
 
ein wichtiges anliegen ist es mir daher, auf deine präzise analyse zu antworten:
 
- was mir bei uns immer wieder aufgefallen ist: wir sind wiss. print-zeitschriften gewoehnt, mit ihnen & durch sie sozialisiert & greifen im ersten moment eben nach dem, was wir kennen & was wir in der scientific community als "akzeptiert" wissen/vermuten.
 
stimmt (warum war ich selbst nur so "kurzsichtig" und wollte das momentan nicht wahrhaben, dass es prinzipiell so ist?). ganz zu beginn etwa habe ich selbst viele mails und websites ausgedruckt, nur um sie als bedrucktes papier in der hand zu halten - weil ich so "besser" lesen konnte. es geht also um eingelernte verhaltensmuster. daher muss wohl die prozesshaftigkeit einer solchen umstellung von rezeptionsgewohnheiten respektieren und berücksichtigt werden.
 
um diese bahnen zu verlassen, muessen wir erst einmal begreifen, dass wir in ihnen feststecken auch an stellen, an denen dies unnoetig oder dysfunktional ist.
 
das finde ich, ist ein ganz wichtiger punkt: ich verstehe ihn nicht nur so, dass methoden, die im bereich von schriftlichen publikationen üblich sind, in ihrer anwendung für das internet hinterfragt werden müssen. auch sehe ich dadurch insgesamt eine chance für einen reflexionsprozess: denn durch das hinzukommen eines neuen mediums können bestimmte traditionen, die an die alte publikationsform gebunden sind, in ihrer un-sinnigkeit besser transparent gemacht werden. die zunehmende distanz könnte hier produktiv genutzt werden. aber das führt jetzt wohl schon zu weit weg vom thema ...es geht ja um die neue vermittlungsform im web.
 
idealerweise koennen wir zb eine knappe oberflaechenstruktur mit einigen informationen & eine immer tiefer selbst in empirische daten hinein verzweigende tiefenstruktur fuer interessierte leser(innen) bieten.
 
ich denke auch, das es im web stärker denn je um das erzeugen und nutzen von strukturen geht - besonders bei texten, die wissen vermitteln sollen. je besser strukturiert sie sind, desto übersichtlicher und deshalb auch inhaltlich leichter rezipierbar erscheinen sie auch, oder? (übrigens: das, was ich bis jetzt auf eurer site gesehen habe, trägt dem gedanken rechnung!)
 
perspektivisch werden wir versuchen, fuer die unterschiedlichen lesegewohnheiten das eine - neue - & das andere - traditionelle - parallel anzubieten, dh in unserem falle werden html-dateien & adobe-dateien immer mehr auseinanderwandern. insoweit kann es zwar sein, dass sich einige leser(innen) "falsch" verhalten & "auf die geänderten bedingungen des mediums nicht ein[gehen]", aber ich habe in den letzten beiden jahren immer wieder erlebt, dass ein geduldiges vertrautmachen teilweise erstaunliche fruechte selbst bei arg technik-/internetphobischen menschen tragen kann.
 
ja, du hast vollkommen recht: es geht da auch um die persönliche freiheit, das neue anzunehmen und gut zu finden oder sich (noch) distanziert dazu zu verhalten. diese entscheidung sollte wohl nicht erzwungen werden.
 
vielen dank auch für die (auf den ersten blick jedenfalls) wertvollen tipps! da habe ich jetzt jede menge zu recherchieren.

vielleicht ist da ja auch der eine oder andere intressante beitrag zu wiss. publizieren fuer dich dabei.
 
ganz bestimmt!
 
eine anmerkung: weil soviele reaktionen auf meine frage gekommen sind, habe ich jetzt eine mailinglist eingerichtet. sie nennt sich netzpublikationen@kbx7.de 
 
denn ich dachte mir, diese gelegenheit sollten wir nutzen, um die begonnene diskussion zu intensivieren. falls du lust hast, zu subskribieren unter http://www.kbx7.de/?lid=7103&c=list, würde mich das ganz besonders freuen.
 
lg elisabeth prinz