nodesire on Fri, 21 Mar 2003 16:22:12 +0100 (CET)


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Re: [rohrpost] Re: Netzaktion zum Kriegsbeginn: "1st_Day in heaven?"


JUH's Mail vom Freitag, 21. März 2003, 15:00:36


> Wenn es deinen Antiamerikanismus gibt, muss es ja wohl auch einen
> Amerikanismus geben. Ich bin gegen Bush
> und seine Politik. Also bin ich wohl Antiamerikanist.
Juhu!! Endsieg der binären Logik! Nach Deiner Logik ist der
Antisemitismus also auch nur eine Folge des Semitismus - dann
wissen wir ja endlich wer Schuld ist...

Wie wäre es zur Abwechslung mal damit, Antiamerikanismus nicht
als Synonym für "Kritik an den USA" zu verstehen, sondern als
Denkweise und Wahrnehmungsschema, das Phänomene kapitalistischer
Gesellschafsordnungen und nationalstaatlicher Interssenpolitik
einseitig auf die USA projiziert und in dieser Abgrenzung eine
Selbstidentität - hier als friedlebendes Volk - entwirft...


>> Nur zur Erinnerung: Die Bombardierung Belgrads am 24. März 1999
>> begann ebenfalls ohne UNO-Mandat oder dergleichen, es war nach
>> Völkerrecht ein klassischer Angriffskrieg der NATO. 

> Diese Mär wird sorgsam gepflegt. In Wirklichkeit war dieser Angriff
> von der UN-Charta gedeckt,
Das ist schlicht nicht wahr! Es gab weder einen Beschluss des
Sicherheitsrates, noch wurde von einem Staat ein
Selbstverteidigungsrecht gegen einen militärischen Angriff in
Anspruch genommen. Der Angriffskrieg war eine autonome
Entscheidung der NATO.

> da eine akute Gefahr für das Leben der
> Menschen im Kosovo bestand. Der Einsatz im Kosovo hat seine Ziele
> erreicht. Die Serben haben sich zurückgezogen. Das Kriegsziel war
> damals nicht Milosevic zu töten. 

Ziele erreicht? Mit Beginn der NATO-Bombardierungen sind die
Flüchtlingszahlen aus dem Kosovo sprunghaft angestiegen, die akute Gefahr
für das Leben von Menschen im Kosovo, die nicht
albanischer Herkunft sind, besteht noch heute.
Glaubst Du, den Menschen im Irak (nicht nur
den kurdischen und schiitischen) geht es unter Hussein besser
als den AlbanerInnen im Kosovo unter Milosevic?!?

Mal ganz abgesehen davon: Schon merkwürdig, dass diese große
Friedensbewegung hierzulande gerade dann entsteht, wenn die
Bundesregierung sich an einem Krieg mal nicht beteiligen will. Da
hab ich für Demonstrationen in Großbritannien oder Spanien
einfach mehr Sympathie.


>> Aber damals wurde die "humanitäre Katastrophe" ja auch angeblich
>> durch den Krieg beendet, während sie heute ja erst durch ihn
>> geschaffen werden soll, glaubt man dem deutschen Friedensmob.


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